Vom Zocken mit Zahlen oder die Verschiebung von Wahrheit (Teil 3)

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21./23.03.06

„Mit 50.000 Quadratmetern Verkaufsfläche ist das DOC um 20.000 Quadratmeter größer als die Schloss-Arkaden, die hier derzeit gebaut werden.“ verbreitet Ernst Johann Zauner geradezu irrwitzige Zahlen über die Entwicklung des Einzelhandels in der Nachbarstadt Wolfsburg, und „50.000 Quadratmeter DOC in Wolfsburg sind genehmigt worden.“ – dies an nicht zu übersehender, schlagzeilenkräftiger Stelle auf dem Deckblatt des Lokalteils der Braunschweiger Zeitung.

Am nächsten Tag kommen wenige Zeilen einer Richtigstellung, so klein und bescheiden gehalten, dass sie nach Möglichkeit übersehen werden und eine „richtig“-Stellung zudem, die keine ist, weil noch immer falsch: „…. 50.000 Quadratmeter …. Das ist die Größe des Bauplatzes. Die Verkaufsfläche beläuft sich auf 17.000 Quadratmeter.“ (Braunschweiger Zeitung, 21.03.2006)

Zur Korrektur: 17.000 Quadratmeter Verkaufsfläche wurden schon im Jahre 2002 genehmigt. Gebaut werden aber – mangels Bedarf – vorerst nur 10.000 Quadratmeter Verkaufsfläche auf einem Grundstück von 30.000 Quadratmetern. Die „Landesplanerische Stellungnahme zur Raumverträglichkeit“ des Zweckverbandes Großraum Braunschweig vom 21. Okt. 2002 hält fest, dass für diese Neuansiedlung im Kerngebiet ein Gebäude mit einer Verkaufsfläche von 12.000 qm abgerissen werde (das allerdings schon Leerstände zu verzeichnen hatte). Die vorerst 10.000 qm Verkaufsfläche sollen also in Wolfsburg ein Gebäude mit einer Verkaufsfläche von 12.000 qm ersetzen.

Zusätzliche 5.000 qm wurden also 2002 für diese Neuansiedlung genehmigt, die Verkaufsfläche wird aber erst einmal um 2.000 qm verringert. Aus dieser Flächenreduktion von 2.000 qm machte die Braunschweiger Zeitung in kriegstreiberischem Ton einen Flächenzuwachs von 50.000 qm.

Geradezu gierig nimmt Dr. Gert Hoffmann die irrwitzig falschen Zahlen auf, die mit der Realität so rein gar nichts zu tun haben. Hoffmann: „Ich sehe das …. als eine klare Bestätigung unserer Entscheidung für die Schloss-Arkaden.“ und „Wenn wir uns nicht für ECE entschieden hätten, wäre das eine Katastrophe. …. Deshalb bin ich sicher, dass wir mit dem Schloss [sic!] und den Schloss-Arkaden die richtige Antwort auf die neue Herausforderung haben.“

Der Eindruck drängt sich auf: nicht nur das Braunschweiger „Trugschloss“ (wie es überregional auch schon genannt wurde), auch absurd falsche Zahlen scheinen dem Oberbürgermeister als Mittel recht, wenn es darum geht, eine politisch äußerst umstrittene, wirtschaftlich und städtebaulich höchst fragwürdige Entscheidung durchzusetzen und zu rechtfertigen. Auf eine Korrektur und eine Rücknahme seiner Äußerungen werden wir sicher vergeblich warten.

P.S. (23.03.) Weil nicht davon auszugehen ist, dass alle, die diese Zeilen lesen mögen, den Artikel der Braunschweiger Zeitung kennen oder gar vor sich haben, sei die Wertung, dass „aus einer Flächenreduktion von 2000 qm …. in kriegetreiberischem Ton ein Flächenzuwachs von 50.000 qm“ gemacht werde, hier erläutert:

In der Schlagzeile heißt es „Kundenmagneten kreisen Stadt ein„. Da mag Herr Zauner in frommer Unschuld auf das kindliche Umzingeln im Indianerspiel verweisen, eine gebildete Variante mag an die Schlacht von Cannae, eine polemische an Stalingrad erinnern, usw. Im Untertitel: „Braunschweig ist mit Schloss-Arkaden gerüstet“ verspricht das Einkaufszentrum auf dem Schlosspark wehrhaft militärische Beruhigung „vor dem Hintergrund einer dramatischen Aufrüstung an Verkaufsflächen in Wolfsburg.“

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