Paradigmenwechsel einläuten: Ein Land für Kinder werden

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„An unserem Umgang mit den Kindern entscheidet sich, ob unsere Gesellschaft zukunftsfähig ist“ (Antrittsrede von Bundespräsident Koehler). Jedes vierte Kind ist arm, so Dr. Wolfgang Gern, Sprecher der Nationalen Armutskonferenz– und Deutschland war noch nie so reich wie heute. Die Kinderarmut in Deutschland wächst, wie auch bei Familien generell die Armutsrisiken gestiegen sind. Besonders hoch ist das Risiko arm zu sein für Alleinerziehende mit Kindern.

Die Kinderarmut hat in der Bundesrepublik eine historisch neue Größenordnung erreicht. Nach einer Studie des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes (DPWV) hat die Einfürhrung von Hartz IV zum Beginn des Jahres 2005 die Zahl der von Armut betroffenen Kinder auf eine Rekordsumme von 1,7 Millionen hochschnellen lassen, so fasst Dr. Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsfürhrer des DPWV, die Studie zusammen. Insgesamt leben 14,2 Prozent der Kinder in Deutschland in Armut – das ist jedes 7. Kind.

Das Problem sind jedoch ursächlich nicht die Kinder, sie sind eher der entscheidende Indikator für eine monetär verrohte Gesellschaft. Urchristliche Werte, wie die Nächstenliebe und die Barmherzigkeit sollen nur noch ehrenamtlich öffentlich gelebt und von Kanzeln gepredigt werden. Wer in unserer, ach so rationalen Welt, diese christlichen Werte anmahnt, wird mindestens belächelt. Nicht nur, dass die Vermögen in Deutschland extrem ungerecht verteilt sind und damit auch der politische Einfluss, es wird insbesondere auch in den C-Parteien, die sich ja dem Christentum besonders verpflichtet sehen, alles getan, um weitgehende Chancengleichheit der ohnehin schon benachteiligten Kinder zu verhindern. Wir sollten doch ehrlich sein und zugeben, dass Kinder in unserem Wirtschaftssystem nur stören: sie versprechen keine kurzfristige Rendite, sie kosten über viele Jahre eine Menge Geld, die Renditeerwartung aus dem Investment ist höchst unsicher, eine Bilanz ist nicht jährlich (Vierteljahresberichte schon gar nicht), sondern erst am Lebensende möglich, Fonds haben Kinder nicht im Portfolio. So einfach ist das. „It’s stupid, it’s the economy“, sagte mal ein amerikanischer Präsident vor nicht allzulanger Zeit, und ich füge hinzu: „It’s the economic system“.

Ein Aufsatz von Thorsten Stegemann: „Vererbte Chancenlosigkeit“ auf den Seiten des Heise-Verlages beleuchtet Hintergründe und Ursachen mit Links zur weiteren Information und Vertiefung.

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