Vor achtzig Jahren: Der Kampf der Bilder. Braunschweig im Spiegel der Fotografie

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Internetseite analysiert Fotografien als historische Quellen

Der Freistaat Braunschweig war vor achtzig Jahren Schauplatz heftiger politischer Auseinandersetzungen zwischen Nationalsozialisten und ihren demokratischen Gegnern, die oft gewaltsam ausgetragen wurden. Davon berichtet nun die innovative Internetseite http://www.kampf-der-bilder.de/, die seit Montag im Netz steht.

Der Braunschweiger Arbeitskreis Andere Geschichte e.V. präsentiert ausgewählte Fotografien, die erkennen lassen, wie aufgewühlt die Situation kurz vor der Machtdurchsetzung war. In örtlichen und überregionalen Archiven, aber auch mit Hilfe von privaten Sammlern wurde das Bildmaterial gefunden. Zu sehen sind die großen Aufmärsche des Jahres 1931 der NSDAP, der Widerstand der Arbeiterbewegungen, politische Ereignisse wie der Tag der sogenannten „nationalen Opposition“ in Bad Harzburg und Gewaltmaßnahmen wie die Besetzung des Volksfreund-Gebäudes im März 1933.

Auf der Internetseite wird in vertiefenden Bildanalysen nicht allein die Frage gestellt, welche historischen Begebenheiten auf den jeweiligen Abbildungen zu erkennen sind. Die Erläuterungen beschreiben auch, welchen Bildaufbau die jeweiligen Fotografen wählten und welche Ziele sie mit ihrer Motivauswahl bezweckten. Die auffällige Tatsache, dass es sehr viele Fotografien gibt, die mustergültig marschierende SA-Kolonnen zeigen, aber nur wenige von den handfesten Straßenauseinsetzungen zu finden sind, nimmt die Seite als Fragestellung auf. Die Benutzer der Internetpräsentation werden eingeladen, ihre eigenen Überlegungen und Hinweise zum Verständnis der Bilder in einem Blog auszutauschen.

Dr. Habbo Knoch, Geschäftsführer der Landesstiftung niedersächsische Gedenkstätten, betonte, dass es darum gehe, von der allein illustrativen Nutzung historischer Fotografien weg zu kommen, und danach zu fragen, wer warum welche Fotografien angefertigt und wie verwendet hat. Ein solches Ernstnehmen der Fotografien als historische Quelle sei mit der Internetseite, die die Stiftung niedersächsische Gedenkstätten und die Stiftung Leben & Umwelt. Heinrich Böll Stiftung Niedersachsen gefördert haben, sehr gut gelungen.

 

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