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Von Kristine Schmieding

Unter diesem Titel erschien inzwischen eine Neuauflage der „Streitschrift gegen Spekulation, Abriss und Flächenfraß“ von Daniel Fuhrhop.

Er setzt sich mit der „Bauwut“ der letzten Jahre auseinander – diese habe vor allem der Geldanlage gedient und die Mietpreise weiter steigen lassen. Die Auswirkungen seien sowohl in ökonomischer als auch ökologischer Hinsicht schädlich:

Ökonomisch schade sie, da nicht allein die Investoren die Kosten tragen würden, sondern auch die Allgemeinheit – so koste allein die Planung und Erschließung eines großen Baugebietes in Hamburg oder Freiburg 80 000 Euro pro Wohnung! Durch die Nutzung vorhandener Gebäude ließen sich erhebliche Kosten einsparen und günstigere Mieten kalkulieren.

Ökologisch schaden Neubauvorhaben durch erheblichen Ressourcenverbrauch – allein die Zementindustrie sei weltweit für 8% der Treibhausgase verantwortlich. Andere Umweltschäden kommen dazu: „In den Städten heißt es `Verdichtung um jeden Preis´, und man bebaut Grünflächen, obwohl sie in Zeiten des Klimawandels als kühlende Flecken wichtiger werden.“ (S. 46) Der Boden wird versiegelt und kann bei Starkregen nicht mehr genügend Wasser aufnehmen, Lebensräume von Tieren werden zerstört.

Diese nachteiligen Effekte auf Umwelt und Klima kann auch ein niedrigerer Energieverbrauch nicht ausgleichen. „Im gesamten Lebenszyklus erfordert bei modernen Häusern inzwischen das Bauen selbst den größten Anteil. Darum bedeutet massiver Neubau massive Klimazerstörung.“ (S. 12) Für Fuhrhop sind auch Ökohäuser klimaschädlich und die entsprechenden Siegel ein Etikettenschwindel (S. 51). Er fordert ein Moratorium beim Neubau – nach der Flugscham eine „Bauscham“.

Fuhrhop argumentiert gegen die allgemein verbreitete Doktrin von der Notwendigkeit des massiven Wohnungsbaus, um der Wohnungsnot zu begegnen. Er plädiert für eine sozialere Wohnungswirtschaft, die Neubau überflüssig machen kann (S. 73). Durch Renovierung, Ausbau und Umnutzung wäre preiswerterer Wohnraum zu realisieren. Er gibt vielfältige Anregungen und Beispiele – auch dazu, wie Kommunen dabei wirksame Unterstützung leisten können.

Fuhrhop appelliert auch an die Politik, genau hinzusehen und tätig zu werden, wo Bausubstanz zu verrotten droht. Er fordert: „Verbietet den Abriss!“ Denn Abriss vernichtet Stadtgeschichte, der Erhalt alter Bausubstanz ist für ihn immer die erste Wahl.

Anhand von Beispielen stellt er dar, wie von der Kommunalpolitik üblicherweise Neubauten als die angeblich ökonomisch und ökologisch günstigere Lösung forciert werden. Ein Vorgehen, das auch in Braunschweig nicht unbekannt ist – man denke nur an die Diskussion um die Hallenbäder oder die Öffentliche Bücherei.

Nach Fuhrhop gibt es „nur einen Weg, die Bauwut zu stoppen: das Bauen verbieten. Und zwar überall“.

Mein Fazit: Ein anregendes, wichtiges Buch, faktenreich, übersichtlich gegliedert, eine absolut kurzweilige Lektüre. Ein Muss auch für die Braunschweiger Kommunalpolitik!

Daniel Fuhrhop
Verbietet das Bauen!
224 Seiten, Softcover, 15,00 €
ISBN-13: 978-3-96238-194-3

oekom Verlag, München

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