TRUE CRIME CAST – Macht und Gewalt im Portrait

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Illuminierte und vergoldete Graphiken aus Renaissance und Barock

bis zum 24. August 2025 im Herzog Anton Ulrich-Museum

Wunderkammern waren Sammlungen vor allem im Barock, an Fürstenhöfen sehr beliebt.

Das Herzog Anton Ulrich-Museum ist eine solche Wunderkammer im Hier und Jetzt. Ein wichtiger Teil davon ist die graphische Sammlung. Sie gehört zu den bedeutendsten in Europa.

Hier befindet sich auch eine in ihrer Qualität ziemlich einzigartige Sammlung illuminierter und vergoldeter Portraits. Sie zeigen berühmte Adelige, Herrscher, Künstler und Geistliche, die Geschichte schrieben – nicht nur mit Feder und Pinsel, sondern oft mit Blut und Mord und Intrigen.

Blick in die Sonderausstellung © Herzog Anton Ulrich-Museum, Kathrin Ulrich

Also echte Superstars der europäischen Geschichte. Sie waren Täter, manchmal auch Opfer.

Doch unter den glänzenden Folien ihrer Macht, ihres Ruhms verbergen sich Willkür, Rechtsbeugung, Machtmissbrauch, Verbrechen aller Art – Abgründe des Eigennutzes, der Rücksichtlosigkeit, der Brutalität.

Kuratorin Dr. Sarah Babin, HAUM

Gecasted wurden die historischen Stars nach Headlines wie: “Im Namen des Glaubens: Verbrechen und die Schatten der Religion” oder “Absolute Macht: Fürsten, Tyrannen und Co”.

Pierre Lombard, Portrait Oliver Cromwell, 1650–1653 © Herzog Anton Ulrich-Museum, Kathrin Ulrich
Bildnis des Scharfrichters Bernt Knipperdolling (1536) Foto/ M. Brandes

Ludwig XIV, der Sonnenkönig, Inbegriff des absolutistischen Herrschers, gehört natürlich dazu. Ebenso Papst Pius V., Hardliner des Glaubens, selbst nach damaligen Maßstäben, oder der englische Diktator und Königsmörder Oliver Cromwell, der Medici Cosimo I, brutal machtbewußter Großherzog der Toskana oder auch Jan van Leyden, selbsternannter “König von Zion”, der die Stadt Münster mit Terror und willkürlichen Hinrichtungen beherrschte und schließlich durch Folter und Hinrichtung vom Täter zum Opfer wurde.

In dieser intelligenten, bunten, hintergründigen, aber natürlich hochseriösen (schließlich ist das HAUM ein Museum von europäischem Rang) True-Crime-Casting-Show werden dem faszinierten Besucher unbekannte historische Hintergründe aufgezeigt, neue Sichtweisen gewagt.

Es geht dabei vor allem um die Frage: Wer verbirgt sich tatsächlich hinter den farbig leuchtenden schönen Fassaden dieser künstlerisch herausragenden Kupferstiche?

Illuminierung – Atelier eines Kleinmeisters um 1784 Foto/ M. Brandes

Portraits, Texte, Präsentation verschmelzen zu einer spannenden und informativen “Casting-Show” aus Tätern und Opfern und den opulenten Grausamkeiten aller Art, die die Portraitierten anderen Menschen angetan oder eben auch selbst erlitten haben.

Papst Pius V (1566) (Foto/ M. Brandes)
Elisabeth Pfalzgräfin bei Rhein 1615 (Foto M. Brandes)

Doch im Grunde sind die Portraits selber der größte Genuss. Künstlerisch meisterlich ausgeführt, mit höchster Präzision coloriert (illuminiert), sprechen sie zu uns. Wir sehen in Gesichter, in schöne, verlebte, kluge, brutale, fanatische Gesichter, sehen in Augen, in denen sich längst verwehte Welten spiegeln. Es sind Augen und Gesichter, die manchmal einen intensiveren Blick in ihre vergangenen Welten gestatten als Text und Inszenierung es können.

Das Rahmenprogramm bietet Führungen, Krimi-Lesungen mit Autor Mario Bekeschus, einen Kurz-Krimi-Workshop und Spaziergänge “Kunst und Kriminalität”.

Weitere Informationen in den sozialen Medien und auf der Website:

www.3landesmuseen.de

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