Stellungnahme der Bürgerinitiative für den Erhalt des Gliesmaroder Bades

0

Wem hilft der Bericht „Baden und Schwimmen“ in Braunschweig?

Stellungnahme der Bürgerinitiative für den Erhalt des Gliesmaroder Bades

Schon 2007 hat der Rat der Stadt das „3-Bäder-Konzept“ beschlossen – ohne die Bevölkerung, Vereine und Schulen zu befragen. Die Stimmung war damals deutlich genug:

Am 16.2.2007 sprachen sich bei einer Leserbefragung der Braunschweiger Zeitung 94% der Anrufer gegen die Schließung der Bäder Gliesmarode, Wenden, Waggum und Nordbad aus. 30 000  Bürger hatten sich außerdem für ein Volksbegehren in dieser Sache eingesetzt, das dann aber von der Stadt Braunschweig abgelehnt wurde.

Warum nun diese Untersuchung zu den Schwimmbädern, die die Stadt im Herbst 2012 bei dem ikps in Auftrag gegeben hat? Gibt es noch etwas zu entscheiden? Nein, darum geht es nicht. Es soll anscheinend nur bewiesen werden, dass es in Braunschweig genügend Wasserfläche für alle gibt, jetzt und auch nach Eröffnung der „Wasserwelt“, denn die Wasserfläche bleibt annähernd gleich, sie vermindert sich nur geringfügig. Sicherheitshalber werden allerdings auch Planschbecken und die Lehrschwimmbecken einiger Schulen hinzugerechnet, obwohl die gar nicht öffentlich zugänglich sind.

Damit es auch rechnerisch auf keinen Fall zu eng wird, teilt man die ermittelte Wasserfläche nur unter der Braunschweigern ab 10 Jahren auf, obwohl sich ja bekanntlich auch kleinere Kinder gerne im Wasser tummeln und vor allen Dingen auch Schwimmen lernen sollten. Auch die auswärtigen Besucher werden nicht richtig erfasst, obwohl man diese durch eine einfache Abfrage der Postleitzahlen an den Kassen ja leicht hätte ermitteln können. Gerade sie sollen ja bald durch die „Wasserwelt“ besonders angelockt werden! Eine besonders originelle Beobachtung soll zudem die Befürchtungen wegen eventuell überfüllter Wasserflächen weiter zerstreuen: „Die Erfahrungen zeigen jedoch, dass nicht alle Besucher gleichzeitig im Wasser sind und sich ein großer Teil außerhalb der Wasserflächen aufhält.“ (S. 30) Anders wird es auch nicht gehen. Eine wunderbare Badewelt – die aber anscheinend Vergleiche mit anderen Städten scheut, denn dazu finden sich keine Angaben.

Als Untersuchungsergebnis wird eine „gute Versorgungslage“ bei den Hallenbädern festgestellt. Das soll nun als sicher gelten, obwohl die Gutachter in Abschnitt 5.3 selbst darlegen, „dass die Berechnungsgrundlagen einer gewissen Beliebigkeit unterliegen“ und die Methode „in der Bäderentwicklungsplanung daher kaum verwendet“ wird.

In der ausführlichen und fundierten Stellungnahme der DLRG werden weitere methodische und inhaltliche Mängel der ikps-Untersuchung dargestellt http://bs.dlrg.de/

Dass die DLRG als mit Abstand größter Verein und Ausbilder, der auch den Betrieb von zahlreichen Hallen- und Freibädern unterstützt, bei der Befragung der Vereine nicht beteiligt wurde, ist ein weiterer gravierender Mangel der Untersuchung.

Herr Stegemann ist zufrieden – die Bürger nicht!

Für Herrn Stegemann kommt diese Untersuchung gerade zum richtigen Zeitpunkt. Kann er  unzufriedenen Bürgern doch nun „beweisen“, dass die Stadt „mit Bade- und Schwimmflächen „hervorragend ausgestattet“ ist (Presseerklärung, 23.8.13). Die auch in der Untersuchung festgestellte Unzufriedenheit mit der Bädersituation von 77% der Bürger erwähnt er lieber nicht. Dass diese Strategie nicht aufgeht, zeigen auch die Reaktionen auf die letzten Artikel in der Braunschweiger Zeitung – Herr Stegemann sollte die überaus zahlreichen kritischen Leserkommentare zur Kenntnis nehmen!

Überwältigend ist auch die Resonanz auf unsere Bürgerinitiative zum Erhalt des Gliesmaroder Bades, das nach Eröffnung der „Wasserwelt“ abgerissen werden soll. Wir haben in den letzten Wochen über 3000 Unterschriften gesammelt und dank der vielen Unterstützer 5000 Euro Spenden für ein Gutachten durch einen unabhängigen, vereidigten Sachverständigen erhalten, der die erforderlichen Investitionen zum Erhalt des Betriebes ermitteln soll. Engagiert haben sich bei unseren Aktionen auch Bürger aus den westlichen Stadtteilen und aus dem Osten (bis z.B. nach Lehre), denn durch die Straßenbahnlinie 3, die Buslinien 443, 433 und 230 ist das Gliesmaroder Bad auch für diese Besucher sehr gut zu erreichen.

Niemand glaubt noch an die veranschlagten 11 Mio. Euro Sanierungskosten. Die Stadtbad GmbH setzt bisher nur auf ihre veraltete Schätzung – statt Angebote für eine ordentliche Sanierung einzuholen, die im Übrigen ja auch abschnittsweise erfolgen könnte. Oder ggf. ähnlich wie in Schöningen: Dort wird trotz knapper Kassen für 6 Mio. Euro gerade ein vorhandenes Hallenbad umgestaltet und in verkleinerter Form weitgehend neu aufgebaut. Es entsteht ein 25m-Becken mit Hubboden, ein kleineres Erlebnisbecken, eine kleine Sauna und ein Außenbereich mit Liegewiese. Die niedersächsische N-Bank fördert diese Baumaßnahme mit ca. 2 Mio. Euro, da es sich dabei auch um eine energetische Sanierung handelt.

Warum wir mehr als drei Hallenbäder brauchen

Die Wasserflächen allein zum Maßstab für eine gute Versorgung zu machen, ist lebensfremd. Wenn man das Baden und Schwimmen wirklich fördern möchte – das Schwimmenlernen, die Gesundheitsvorsorge und Therapie, den Sport und auch den Spaß, dann muss man auch dafür sorgen, dass die Schwimmbäder für alle gut erreichbar sind. Wir brauchen zusätzliche kleinere, überschaubare Bäder – auch damit jüngere Kinder ihr Seepferdchen machen und ältere Besucher sich wohl fühlen können. Warum wurden die Bürger nicht gefragt, wie wichtig ihnen die Erreichbarkeit der Bäder ist und ob sie für ihre Kinder Plätze in den Schwimmkursen bekommen?

.

Es wäre auch zu klären gewesen, wie groß die Anzahl und Qualität der Schwimmbäder in vergleichbaren Städten ist. Magdeburg z. B. verfügt über ein Erlebnisbad, 4 Hallen- und 3 Freibäder – und das bei einer niedrigeren Einwohnerzahl!

Lage und Anzahl der Bäder sind Indikatoren für die Erreichbarkeit – denn logischerweise ist die durchschnittliche Entfernung zu einem Bad umso geringer, je mehr es davon gibt und desto günstiger sie im Stadtgebiet verteilt sind. Weil Lage, Erreichbarkeit und Qualität der Bäder in der Untersuchung des ikps vollständig außer Acht gelassen werden, hilft sie den Braunschweigern jedenfalls nicht – so ist sie ihr Geld nicht wert und muss dringend überarbeitet werden.

Wir möchten betonen, dass sich unsere Initiative nicht gegen die „Wasserwelt“ richtet, sondern für eine ausreichende Versorgung mit Hallenbädern einsetzt. Und dazu ist es notwendig, zumindest das gut erreichbare undbeliebte Badezentrum Gliesmarode zu erhalten! Dieses im Landschaftsschutzgebiet gelegene Bad hat durch die überaus gelungene Verbindung von Architektur und Natur eine besondere Qualität. Auch im Sinne von Nachhaltigkeit muss es darum gehen, davon so viel wie möglich zu erhalten.

Noch gehört das Grundstück der Stadt, noch kann die vorhandene Bausubstanz genutzt werden!

Wir appellieren an die Braunschweiger Ratspolitiker neu nachzudenken.

Noch ist es nicht zu spät!

 

Möchten Sie den Artikel kommentieren

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.