Staatstheater Braunschweig: Nur die Carmen schlug den Lukas

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Vier von fünf BraunschweigerInnen waren einmal im Jahr in ihrem Theater

Ob umstritten oder nicht – die „Carmen“ auf dem Burgplatz war das Zugpferd in der Zuschauergunst der Theaterbesucher. Foto: Staatstheater Braunschweig / stage picture Bettina Stoess

198.121 zahlende Zuschauer haben in der ersten Spielzeit von Generalintendantin Dagmar Schlingmann Aufführungen des Staatstheaters oder des Staatsorchesters besucht. Somit waren, statistisch gesehen, 4 von 5 BraunschweigerInnen einmal im Jahr im Musentempel in den Wallanlagen, den kleinen Spielstätten des Neuen Hauses oder Konzerten in der Stadthalle. Und auf dem Burgplatz. Und da beginnt das Problem.

Allein 24.859 Personen; sprich: ein Achtel der gesamten Jahresbesucherzahl, entfiel auf das „Event“ Burgplatz Open Air, das trotz vielerlei künstlerischer und dramaturgischer Schwächen (wir berichteten mehrfach) einen Publikumsmag-neten darstellte – da kann man sehen und gesehen werden und hinterher stolz den „Torrero“-Anstecker an die Bluse klemmen. Damit hat die „Carmen“ in der abgelaufenen Saison klar „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ geschlagen. Das wundervolle Weihnachts-Kinder-Familienevent rangierte mit 20.828 BesucherInnen auf Platz 2 des Saisonrankings. Womit schon fast 25 Prozent der Staatstheater-Saisonauslastung abgedeckt wären.

Handkes Reflexion „Die Unschuldigen, ich und die Unbekannte am Rand der Landstraße“ fand kaum ZuschauerInnen. Das Stück wird am 5. Dezember wieder aufgenommen. Foto: Staatstheater Braunschweig / B. Hickmann

„Wäre es da nicht einfacher, das Theater schaffte sein Publikum ab un…“ würde an dieser Stelle vermutlich Brecht fragen. Staatstheater-Intendantin Dagmar Schlingmann drückt es diplomatischer aus: „Mit dem künstlerischen Neustart haben wir unserem Publikum zahlreiche neue RegisseurInnen und Ensemblemitglieder vorgestellt und sind weiterhin dabei, das Repertoire aufzubauen. Die von uns gewünschten Zuschauerzahlen konnten wir in der ersten Spielzeit noch nicht erreichen.“ Ganze 730 ZuschauerInnen bei Lucia Ronchettis »Rivale« ,obwohl Mezzosopranistin Amira Elmadfa für ihre Partie gerade für den FAUST 2018 nominiert wurde, oder 661 zahlende Gäste in „Die Unschuldigen, ich und die Unbekannte am Rand der Landstraße“ von Peter Handke (Nestroypreis 2018) zeugen von der Schwierigkeit, die BraunschweigerInnen von eher unbekanntem Kulturgut zu überzeugen.

Pressemitteilung des Staatstheaters Braunschweig

 

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