Rede als Oma gegen Rechts am 8.1.22

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von Erdmute Trustorff

Und wenn unsre Enkel uns morgen fragen-Was tatet ihr außer jammern und klagen?

Eine Liedzeile aus einem Lied einer Oma gegen Rechts, und als solche stehe ich hier. 

Ja- Klagen tut gut! Das hätte ich mir in meiner 50 jährigen politischen Tätigkeit nicht träumen lassen, dass so ein Verein von scheinbaren Biedermännern und Biederfrauen mit offen rechtsradikalen Parolen von so vielen gewählt wird, dass diese Weidels und Höckes und Chrupallas mit Schlips und Anzug hinter und vor sich Schlägertrupps mit offen nationalsozialistischen Parolen versammeln.

Nein- diesen Alptraum kannte ich noch nicht und nein -er ist eigentlich nicht auszuhalten!

Ich klage an, dass an der Gedenkstätte am Schilldenkmal dicht an dicht Plakate hängen dürfen, auf denen steht: wir hängen nicht nur Plakate, und die AFD-Leute das witzig finden.

Ich klage an, dass die Schläger von der Kleinstpartei die Rechte, antisemitische Parolen rufen, den Hitlergruß zeigen und Menschen mit anderen politischen Meinungen, anderen Hautfarben und Geflüchtete schikanieren, bedrohen und körperlich attackieren können, wie im westlichen Ringgebiet- und die AFDler Beifall klatschen.

Ja, ich klage an, dass Menschen, die sich nicht impfen lassen wollen, ihre Meinungsfreiheit, ihre Versammlungsfreiheit, ihre Redefreiheit, also die Rechte, die sie wahrnehmen können, so umkehren, als herrsche in Deutschland eine Diktatur, und in Folge die AFD sich als Partei der Freiheit aufzuspielen versucht.

Ja ich klage an – Und nein, es reicht nicht zu klagen!

Es gab viele Omas, die wir uns als Vorbild nehmen können, die nicht nur angeklagt haben, sondern in ihrem Tun gegen das nationalsozialistische Regime aufgestanden sind. Viele haben es mit ihrem Leben bezahlt. Ich weiß nicht, ob ich in der Lage wäre, soviel Mut aufzubringen, aber: wir versuchen, von ihnen zu lernen und zu verhindern, dass es soweit kommt.

Deswegen sind wir heute hier!

Die Frage unserer Enkel „was tatet ihr außer Jammern und Klagen?“ wollen wir mit euch allen, die hier versammelt sind, um sich der AFD und ihren Nazi Hintermänner und Frauen entgegenzustellen, so beantworten:

Wir versuchen zu tun, was in unseren Kräften steht, mit Aktionen, mit Aufklärung, mit  Information auch und gerade als Omas, um diese fatale Entwicklung einer rechtsradikalen Szene in Braunschweig,  zu stoppen.

Als das AKW Brockdorf vor einigen Tagen stillgelegt wurde, rief mich eine Freundin an und sagte, weißt du noch, wie wir 1986 auf der Wiese von Brokdorf für nix verhauen wurden?

Und wie ich das noch weiß. Für nix- ja, wir standen rum, die Kundgebung war beendet, als wir mit Gasgranaten beschossen, mit Pfefferspray besprüht und mit Schlagstöcken traktiert wurden. Für nix als Rumstehen. Das klage ich heute noch an.

Und doch ist es eigentlich andersherum: nein! Es war nicht für nix. Wie lange können Menschen Widerstand durchhalten! Nach 36 Jahren wurde Brokdorf abgeschaltet.

Und das ist es, was ich mir wünsche und erhoffe und ich habe allen Grund dazu: dass wir einen langen Atem haben! Und dass es ein bisschen schneller geht als mit Brokdorf, die Rechtsradikalen samt der AFD zu stoppen, denn ich glaube nicht, dass ich ab jetzt noch mal 36 Jahre durchhalte.

Aber ihr, ihr Jüngeren, ihr könnt das, hoffentlich nicht so lange, aber sicher auch 36 Jahre lang, dessen bin ich mir gewiss!Und das gibt mir Hoffnung und Schwung! Danke!

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