Von Paul Koch, Sozialdiakon i.R.
Strahlenschutz-Stammtisch diskutierte mit Politik und Fachexperten
Die Gefahr, die von dem radioaktivem Edelgas Radon in unserer Umwelt ausgeht, wird zur Zeit wieder viel diskutiert. So berichtete das Bundesamt für Strahlenschutz am 14. November in einer Pressemitteilung, dass rechnerisch etwa 6,3 % aller Todesfälle durch Lungenkrebs in Deutschland durch Radon verursacht werden. In Niederachsen sind seit dem Jahr 2021 mit Clausthal-Zellerfell, Goslar-Stadt und Braunlage drei Gemeinden als so genannte „Radon-Vorsorgegebiete“ ausgewiesen worden. Doch was bedeutet das für die Bewohner des Braunschweiger Landes? Hierüber berichteten der Strahlenschutz-Experte und langjährige Radon-„Jäger“ Dr. Klaus Flesch von der Nuclear Control & Consulting GmbH, sowie die Bundestagsabgeordnete Dunja Kreiser (SPD) beim letzten Strahlenschutz-Stammtisch in Schöppenstedt.
Zunächst konnte Dr. Flesch in einem einführenden Beitrag über die Hintergründe des Radons sowie Ergebnisse aus einer umfassenden Messkampagne in gewerblichen und privaten Gebäuden in der Harzregion berichten. Es zeigt sich allerdings auch, dass sich erhöhte Radon-Konzentrationen auch außerhalb der Radon-Vorsorgegebiete, insbesondere in Kellern, aber auch in höher gelegenen Räumen finden lassen. Neben der Geologie des Bodens spielt hierbei insbesondere die Abdichtung des untersten Geschosses gegen den Boden, sowie die Lüftungssituation eine Rolle. Dr. Flesch: „Mit einiger Erfahrung im Umgang mit Radon, lässt sich dessen Zutritt in vielen Gebäuden häufig recht schnell bestimmen. Ist der Zutrittspfad erst einmal identifiziert, lässt sich meist mit milden und kostengünstigen Mitteln, wie einer besseren Belüftung, oder einer Versiegelung von Innen, ein ausreichender Schutz vor Radon gewährleisten. Es gibt allerdings auch Gebäude, in denen die Radonsituation sehr komplex ist, und in denen die Maßnahmen zum Radonschutz sehr aufwendig sind.“
Im Anschluss an den spannenden und anekdotenreichen Vortrag von Dr. Flesch stellte die Bundestagsabgeordnete für den Wahlkreis Salzgitter-Wolfenbüttel, Frau Dunja Kreiser, die politischen Initiativen und Verfahren dar, die den Schutz der Bevölkerung vor Radon in den Fokus nehmen. So ist die Ausweisung von Radon-Vorsorgegebieten ein Vorgang der nicht abgeschlossen ist. Im Gegenteil. Dunja Kreiser wusste zu berichten: „Das Thema Radon-Vorsorge ist in der Politik nach wie vor aktuell. In einer ersten Runde haben die Länder nun zunächst einmal erste Vorsorge-Gebiete ausgewiesen. Hierbei sind die zugrunde gelegten Rahmenbedingungen jedoch nicht in allen Ländern und Regionen einheitlich und bedürfen der regelmäßigen Überprüfung und Anpassung an neue Erkenntnisse aus der Wissenschaft. Hier spielt insbesondere das Bundesamt für Strahlenschutz eine wichtige Rolle, das nicht nur die Länder, sondern auch Bürgerinnen und Bürger zum Thema Schutz vor Radon informiert.“
In der anschließenden Diskussion mit allen Teilnehmenden wurde insbesondere auch die Frage des Gesundheitsmonitorings – eine langjährige Forderung vieler Bürgerinitiativen – für die Region Asse aufgeworfen und diskutiert. Auch hier zeigte sich Frau Kreiser grundsätzlich gesprächsbereit „Ich kann als Anwohnerin die Forderung nach einem Gesundheitsmonitoring in der Region Asse gut nachvollziehen und nehme diese gerne nach Berlin mit.“ Zugleich wurde im gemeinsamen Gespräch natürlich deutlich, dass in dieser Legislaturperiode mit keinen neuen Initiativen auf Bundesebene zu rechnen ist, sondern der nächste Bundestag sich dem Thema neu widmen wird.
Paul Koch bedankte sich im Namen des Strahlenschutz Stammtischs bei Frau Dunja Kreiser und Herrn Dr. Klaus Flesch für ihre Vorträge und bei Dr. Wolfgang Schulz für die Moderation.
Die zahlreich erschienenen Gästen freuen sich bereits auf die kommenden Stammtisch-Veranstaltungen. Koch: „Das Thema Radon wird wohl nicht zum letzten Mal im Rahmen des Strahlenschutz-Stammtisches besprochen worden sein“.
Die nächsten beiden Stammtisch-Veranstaltungen finden im Wissensort Wolfenbüttel statt:
21.01.2025 19:00 h „Glück gehabt nach Tschernobyl und Fukushima – und im Weltatomerbe Braunschweiger Land?“ 28.01.2025 19:00 h „Gesundheitsmonitoring für die Asse-Region“
Am 23.01.2025 um 20:00 h ist der Strahlenschutz-Stammtisch bei Radio Okerwelle. Dabei geht es mit musikalischer Unterstützung um das Thema „Weltgesundheit“. Zu empfangen auch im Internet https://okerwelle.de/livestream/
Am 04.02.2025 findet um 18:00 h im Prinzenpalais – anlässlich des Weltkrebstags – eine Kooperationsveranstaltung mit der Kulturstadt Wolfenbüttel e.V., der Evangelischen Erwachsenenbildung und dem Strahlenschutz-Stammtisch Braunschweiger Land statt.