Radfahrer “dürfen” auf die Straße – Ein Leserbrief zur Radwegediskussion

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Ich schreibe zu dem Artikel vom 21. April 2017 „Als Radfahrer wird man hier angepöbelt – Auf der Bevenroder Straße darf man mit dem Rad fahren“.

Genau. Mein Frage ist also immer: Würde ein Kind da langfahren, oder Opa, oder jemand mit vollgepackten Fahrradtaschen, Körben und Anhänger? Und, na, wie ist das denn allein schon rein sprachlich im Untertitel? Da “darf” man auf der Straße fahren. Darf?! Also, ich möchte gerne getrennt vom stinkenden, aufreibenden und lauten Autoverkehr Rad fahren. Das bin ich mir wert. Inbesondere möchte ich das übrigens auch, damit ich nicht im Autostau blöd als Radfahrerin rumstehen muss. Der Radverkehr darf doch wohl Vorteile haben.

Außerdem gibt es gewisse Selbstverständlichkeiten dafür, wann baulicher Schutz sein muss und wann gemischt werden kann (unter der Grundbedingung, dass Verwaltung und Politik das Radfahren auch wirklich und ehrlich fördern wollen). Das ist ja auch ganz logisch: Wer möchte denn schon mit schnellen und zahlreichen Autos – oder sogar Bussen und Lastern – „spielen“? Also, bitte, Radwege an allen Hauptstraßen. Das gilt auch an der Bevenroder Straße.

Da wir schon mal auf dieser Nord-Süd Strecke sind: Der Messeweg wird völlig falsch gestaltet – nur Farbe macht in der Situation nicht viel her. Und die Kreuzung mit der Berliner Straße ist höchst katastrophal fürs Radfahren-für-alle. Schulkinder sollen da nun hübsch brav mit Autos spielen, oder wie denkt sich die Stadt das?

Im Weiteren lohnt es sich durchaus die Zahlenwerke anzuschauen. Es wird nämlich immer wieder festgestellt, dass selbst ohne Radwegebenutzungpflicht (also freie Wahl) Menschen lieber getrennt vom Auto Rad fahren – weit über 90% (siehe Bundesanstalt für Straßenwesen 2009, VEP Bremen 2014). Die Menschen wissen halt, wie sich Rad fahren anfühlen sollte, einfach, easy, bequem – und bitte auch sicher gestaltet! Und das ist selbstverständlich die Aufgabe der Politik und der Verwaltung. Welche (Beratungs-)Rolle der ADFC hier spielt, ist mir leider unklar.

Katja Leyendecker

Anmerkung der Redaktion: Der Leserbrief von Katja Leyendecker an die BZ-Redaktion wurde von der BZ nicht veröffentlicht.

Auf dem Online-Portal der BZ wurde allerdings ein Leserbeitrag eingestellt, der auf „alarm38“ gepostet wurde. Er hat zahlreiche Online-Kommentare ausgelöst, die kostenfrei gelesen werden können: Link

Die bundesweite Aktualität des Thema belegen zwei neuere Dokumentarfilme zum „Fahrradkrieg“. Auf die NDR-Sendung

Der Fahrradkrieg – Kampf um die Straßen“ haben wir hier bereits am 27. April 2017 hingewiesen. Am 03. Mai 2017 hat sich auch der SWF unter der Überschrift „Der Fahrradkrieg – Wem gehört die Stadt?“ mit dem Thema auseinandergesetzt.

 

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