Pocket Parks und Pflasterwüsten und was bedeuten hohe Rohstoffpreise für die Stadt?

0

Von Mathias Möller und Carsten Lehmann

FDP-Fraktion kritisiert inkonsequentes Bauverhalten der Stadt

An der Kannengießerstraße soll der erste Pocket Park Braunschweigs entstehen: eine kleine, grüne Oase inmitten der Stadt, die das Mikroklima verbessern und den Aufenthalt angenehmer machen soll. An anderer Stelle, in der Abtstraße, ist dagegen kürzlich eine Pflasterwüste entstanden, geplante Grünflächen existieren nicht, kein einziger Baum oder auch nur Strauch hat seinen Platz auf dem breiten Bürgersteig gefunden. Die FDP-Kommunalpolitiker Mathias Möller und Ingo Schramm halten das Verhalten der Stadtverwaltung für „schizophren“.

Mathias Möller, die neu gestaltete Abtstraße und Ingo Schramm

„Während in der Kannengießerstraße Parkplätze geopfert werden, um mehr Grün in die Stadt zu bringen, erhält die Abtstraße nach dem Umbau eine nahezu lebensfeindliche Anmutung. Dort wird ohne Not – denn der Platz wäre da – Grünfläche offenbar aktiv weggelassen“, kritisiert Mathias Möller, umwelt- und verkehrspolitischer Sprecher der FDP-Ratsfraktion. Ingo Schramm als FDP-Vertreter im Bezirksrat Östliches Ringgebiet will mit einer Anfrage von der Stadt erfahren, ob an der Stelle noch nachgebessert wird: „Dort fehlt definitiv Grün. Mit der aktuellen Gestaltung, wenn man das so nennen kann, heizt sich der Platz an heißen Tagen zu sehr auf.“

Irritierend finden Schramm und Möller, dass in den Plänen zum Umbau Grünflächen als Bestandteil des Bürgersteiges vorgesehen waren. Nun ist die Fläche aber vollständig gepflastert. „Das wieder aufzureißen, um die geplante Grünfläche zu installieren, ist planungspolitischer und finanzieller Unsinn“, kritisiert Möller. So bleiben könne es allerdings wohl auch kaum. „Hochbeete oder Pflanzkübel wären das Minimum, um dieser missglückten Ecke wenigstens etwas Würde zurück zu geben“, sagt Schramm. Wünschenswert wäre aus Sicht der Freidemokraten, wenn die Stadt konsequent Pflanzen in den Straßenraum integrieren würde. „In der Stadt entstehen Pocket Parks, aber wenn im Gegenzug anderswo graue Wüsten entstehen, ist dem Stadtklima nicht geholfen“, findet Möller.

Carsten Lehmann Foto: Peter Sierigk

Holz ist teuer, Sand und Kies sind knapp, Bauen ist noch mehr als bisher zur finanziellen Herausforderung geworden. Was private Bauherren gerade deutlich merken, dürfte auch auf die Stadt zutreffen, glaubt die FDP-Fraktion im Rat der Stadt. Durch eine Anfrage im Bauausschuss wollen die Freidemokraten erfahren, wie die Stadt die Preissteigerungen und Bauverzögerungen durch Rohstoffmangel für die eigenen Bautätigkeiten einschätzt und wie es um die eigenen Vorräte bestellt ist.

„Wir bitten die Stadtverwaltung hier um eine ehrliche Antwort“, sagt Carsten Lehmann, FDP-Mitglied im Bauausschuss. „Wir müssen wissen, welche bisher nicht vorhergesehenen Kosten auf die Stadt zukommen.“

Die FDP-Fraktion möchte auch wissen, welche Sand- und Kiesvorkommen es in der Stadt noch gibt, ob sich stillgelegte Kiesgruben reaktivieren ließen und wie weit man mit diesen Vorkommen käme. Außerdem fragt die Fraktion, wie hoch der Anteil recycelter Baustoffe bei städtischen Bauvorhaben ist und ob die Stadt Vorgaben macht, wie hoch dieser Anteil mindestens sein muss. „Wenn mehr Baustoffe wiederverwendet werden, ist der ökologische Fußabdruck geringer und Preissteigerungen sollten nicht so stark spürbar sein“, sagt Lehmann.

Möchten Sie den Artikel kommentieren

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.