Liebe Leserin, lieber Leser,
für den Leitartikel konnten wir Heiko Brunken gewinnen, der als Professor an der Hochschule Bremen lehrt, jedoch lange Zeit in unserer Region lebte. Eine kleine Landschaftsgeschichte: „Die Schunter und ihre Töchter“, wobei neben dem Hauptgewässer vier kleinere Bäche gemeint sind, die jeweils eine ganz eigene Charakteristik besitzen.
Wann der Höhepunkt der De-Naturierung erreicht war? Für die Gewässerverschmutzung vielleicht um 1960 (in der Oker wurde das Baden 1951 verboten). Für die Überformung der Gewässerbetten und die sinnwidrige Auennutzung vielleicht um 1980. Im erstgenannten Fall sind inzwischen große Erfolge erzielt worden, im zweiten Handlungsfeld immerhin Teilerfolge.
Heiko Brunken weist auch auf den inzwischen erfolgten Parardigmenwechsel hin: Wenn früher die Devise lautete „Wasser möglichst schnell ableiten“, so heißt es heute „Wasser möglichst lange in der Landschaft behalten“. Eine weitere Notwendigkeit dies nun auch tatsächlich umzusetzen, ergibt sich aus dem voranschreitenden Klimawandel.
Die wesentlichen Sachfragen werden in Brunkens Darstellung angesprochen. Weitere Beiträge zu unserem Titelthema lassen sich als thematische Vertiefungen oder Akzentuierungen auffassen, jeweils aus anderem Blickwinkel gesehen und mit unterschiedlicher Zugangsweise.
So begleiten wir eine Kursgruppe von Studierenden der TU Braunschweig bei einer Geländeübung an die Mittelriede, nehmen an einer Fischpass-Kontrolle teil, betrachten die Nutzungsansprüche an die Oker im Braunschweiger Stadtgebiet und hören Genaueres von der Schunterrenaturierung bei Hondelage.
Claudia Wolff vom NLWKN beleuchtet die regionale Gesamtsituation mit dem Blick auf die gesetzlichen Anforderungen, die sich aus der europäischen Wasserrahmenrichtlinie ergeben. Das vorgegebene Ziel war, bis 2015 den „guten Zustand“ bzw. das „gute Potenzial“ der Gewässer herzustellen. Lesen Sie selbst, was sich derzeit als Defizit ergibt und was nun dringend passieren müsste. Der BUND kritisiert das Verhalten der niedersächsischen Landesregierung in seinen jüngsten Pressemitteilungen.
Zwei Beiträge reflektieren ganz aktuelle Forschungen. Von Prof. Harald Biester erfahren wir, warum das Wasser in vielen Harzbächen rot-braun gefärbt ist, und wie dies mit Schwermetallausträgen zusammenhängt. Denis Zellmann hat sich mit Prof. Matthias Liess in Verbindung gesetzt. Zu dessen Forschungsergebnissen gehört, dass Pestizid-Einträge in Gewässer in Menge und Wirkung bisher unterschätzt wurden.
Noch schnell die Frage, warum die Stillgewässer (Teiche und Seen) nur kurz behandelt werden. Aus regionaler Sicht ganz einfach zu beantworten, denn diese sind im Harzvorland fast ausnahmslos künstlicher Entstehung.
Und sonst? Erfolg für den Naturschutz in Schierke durch die Verhinderung eines touristischen Infrastrukturprojektes. Wie Pflanzen „handeln“, nämlich durch Steroidhormone, darüber berichtet Susanne Goroll.
Noch einige Hinweise auf mögliche Aktivitäten in den Sommermonaten. Erstens kann man sich an der Kampagne #konrad_gameover beteiligen (siehe „Hintergrund“). Zweitens findet Mitte Juli das Filmfestival NaturVision statt, das man jetzt auch von zuhause miterleben kann. Und drittens empfehlen wir eine Landschaftswanderung durch die renaturierte Schunter-Aue bei Hondelage. In diesem Zusammenhang gratulieren wir herzlich dem FUN Hondelage zu seinem 30-jährigen Bestehen.
Eine anregende Lektüre und eine schöne Sommerzeit wünscht Ihnen
Robert Slawski,
im Namen der Redaktion
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