Öffentliche Führung zur Architektur des Dokumentationszentrums der Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel

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Donnerstag, 7. Juli 2022, 19 Uhr
Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel, Am Herzogtore 13, 38300 Wolfenbüttel

Die Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel wurde bis 2019 umfassend neugestaltet. Das wesentliche Bauprojekt bildete – nach der Sanierung des ehemaligen Hinrichtungshauses sowie Haft- und Arrestzellen als Gedenk- und Lernort – der Neubau des Dokumentationszentrums in einem frei zugänglichen Gebäude auf dem Gelände der in Betrieb befindlichen JVA. Der skulptural-gestaffelte, dreigeschossige Ortbetonbau ist in Teilen der Oberfläche mit graphischen Mustern versehen, die aus Vorlagen historischer Ritzzeichnungen in Haftzellen gestaltet wurden. Das Bauwerk ist im Spannungsfeld zwischen der denkmalgeschützten Gefängnismauer und dem gegenüberliegenden historischen Haftgebäude „Graues Haus“ auf nur ca. 350 m² positioniert. Die der JVA zugewandten Fassaden bilden die Sicherheitsgrenze und tragen – wie die Anstaltsmauer – eine Mauerkronensicherung.

Rückseite des Dokumentationszentrum, Foto: Steffen Spitzner, 2020

Planer und Ausstellungsgestalter haben für die Dauerausstellung, deren Prolog im Foyer mit einer interaktiven Zeitschiene beginnt, im ersten Obergeschoß eine als Rundgang begehbare Ausstellungsfläche geschaffen, die ihren Start- und Endpunkt in einem zweigeschossigen, hallenartigen Raum findet: vom Haupttreppenhaus betretbar ermöglicht hier das mittels einer Auskragung aus dem Baukörper gedrehte Ausstellungsfenster, aus Sicherheitsgründen schaltbar, den direkten Sichtbezug zum ehemaligen Hinrichtungshaus. Der teilbare Multifunktionsraum im Erdgeschoss mit breiter Fensteröffnung zu Patio und umgebender Gefängnismauer ist der maßgebende Lern- und Vermittlungsort Dokumentationszentrum und kann, erweitert durch das Foyer, für Veranstaltungen genutzt werden. Durch die am Foyer liegende Schleuse wird für organisierte Führungen der Weg auf das Gelände der JVA zur ehemaligen Hinrichtungsstätte und zu einer der Zellen, in der ehemals Häftlinge auf ihre Hinrichtung warteten, möglich (Besichtigung Zelle nach Fertigstellung der Sanierungsmaßnahme Graues Haus, ca. Ende 2023). Der Verwaltungsbereich mit Büros, Technik-, Archiv- und Lagerräumen wurde im obersten Geschoss verortet.

Material- und Farbwahl, maßgeblich bestimmt durch das Tragwerk aus Ortbeton, die gelbgoldenen Metallelemente von Fenstern und Treppenturm sowie die in blau gehaltenen Einbauten, sind auf die Corporate Design-Farbgebung der Gedenkstätte abgestimmt.

Bauherr Land Niedersachsen

Projektleitung Staatliches Baumanagement Braunschweig

Nutzer Stiftung Niedersächsische Gedenkstätten

Architekt BIEGE Winkelmüller Architekten/IWB Ingenieure, Berlin/Braunschweig

Ausstellungsgestaltung büroberlin

Fertigstellung 2019

Gesamtkosten 5,9 Millionen Euro

Bruttogrundfläche 917 m²

Kunst am Bau „Denkzeichen Kritische Masse“, Stoebo, 2019

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