NordStream 2: Anmerkungen von Martin Sonneborn

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Sonneborn bei einer Rede im Europaparlament. Screenshot Youtube

Martin Sonneborn, fraktionsloses Mitglied des Europäischen Parlaments sowie Vorsitzender der Partei „Die Partei“ nimmt Stellung zu den immer heftiger werdenden Auseinandersetzungen um die noch nicht ganz fertiggestellte Pipeline Nordstream 2:

„Energiepolitische Fragen in der EU werden nicht ausschließlich im ökonomischen, noch weniger im ökologischen und erst recht nicht in einem luftleeren Raum verhandelt. Mit derlei Fragen wird Politik gemacht.
Und oft genug ist dabei der Verdacht recht naheliegend, dass die exponiertesten Gegner einzelner Energieprojekte gar nicht aus ökologischen Motiven handeln, sondern aus ökonomischen, ideologischen oder nationalistischen.
NordStream 2 ist ganz sicher ein solcher Fall. Selten wurde eine energiepolitische Entscheidung in diesem Maße mit ideologischen Positionierungen vermischt, wenn nicht gar gänzlich von ihnen überlagert. …

Moralisten, aufgepasst: Haben Sie je etwas von den allein im vergangenen Jahr in Betrieb genommenen und teils von der EU sogar finanzierten Gas-Pipelines TurkStream oder TANAP gehört? …

Das erste Schwesterprojekt zum Russen-Gas aus NordStream 2 ist nämlich schon da.
Es ist, Tätäräää: Russen-Gas aus Turkstream. … Die Pipeline wurde am 8. Januar 2020 feierlich eröffnet …
Das zweite Schwesterprojekt zum Russen-Gas aus NordStream 2 ist auch schon da.
Es ist, Tätärätamtam: aserbaidschanisches Diktatoren-Gas aus der Transanatolischen Pipeline TANAP und ihrer Verlängerung, der Transadriatischen Pipeline TAP.
Das gemeinsame Projekt des aserbaidschanischen Staatsbetriebs SOCAR, der türkischen BOTAS und der britischen BP wurde als project of common interest (PCI) der Europäischen Kommission geführt und von der Europäischen Investitionsbank (932 Mio. Euro) sowie der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (500 Mio. USD) unterstützt.
Das dritte Schwesterprojekt zum Russen-Gas durch NordStream 2 wird längst vorbereitet.
Es ist, Tätäräää: fiesestes Fracking-Gas aus den USA.
Dort nennen sie dieses Gas, bei dem hochtoxische Chemikalien unter Druck in Gestein gepresst werden und dessen extensive Förderung als Hauptursache des globalen Anstiegs von Methan-Emissionen gilt, übrigens noch nicht einmal GIFTGAS, was zwar geschmacklos, aber wenigstens angemessen wäre, sondern „Freedom Gas“. Glückwunsch, USA. …

Dass irgendein NordStream 2-Gegner hierzulande sich bisher daran gestoßen hätte, wäre mir neu.“ Weiter

1 Kommentar

  1. Man darf den Grund fuer das Propaganda-Gewitter nicht ignorieren: Es geht wieder gegen „den Russen“, den ‚Iwan‘ und sein böses Gas.

    Analog:
    Jeden Morgen im Deutschlandfunk, jeden Abend in der Tagesschau: Nawalni, Nawalni, Nawalni, Nawalni, ….

    Was man fast gar nicht hört: Informationen zu Julian Assange.

    Kritisiert jemand Kriegsverbrechen und veröffentlicht zur Überwachung des Internets und jederfrau/-mann im ‚freien Westen‘, dann ist das ‚Spionage‘.
    Dann wird eine Vergewaltigungsklage konstruiert, den muss man in die Klauen der Militärjustiz kriegen.

    (s. Interview mit dem Folterbeautragten der UNO, Nils Melzer:
    „Vor unseren Augen kreiert sich ein mörderisches System“
    https://www.republik.ch/2020/01/31/nils-melzer-spricht-ueber-wikileaks-gruender-julian-assange
    )

    Rohstoffkriege und Überwachungskapitalismus kritisieren? Wo kommen wir da hin?

    Wir kommen dahin, dass viele Wähler Donald Trump und die AfD für politische Alternativen halten, auch wenn beide nur Systemverlängerungen im Kapitalismus sind, Konservativismus für Dumme (und manchmal für Arme).
    Gruselig. Absolut gruselig.

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