Ist BIO die Zukunft?

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Sie hat zusammen mit der Bundesvorsitzenden der Landjugend die “Gemeinsame Vision zur Zukunft der Landwirtschaft” erarbeitet: Myriam Rapior vom Bundesvorstand der BUNDjugend. Foto: Gert Sanders / BUNDjugend

Ort: Franziskussaal im Theologischen Zentrum, Alter Zeughof 1

28. Februar 2023, 19:00 Uhr bis 21:00 Uhr

Diese Frage ist nur zu berechtigt. Was ist überhaupt BIO? Ist es eine landwirtschaftliche Produktionsweise nach den „EU-Rechtsvorschriften für den ökologischen Landbau„? Das muss es nicht sein, denn es gibt auch glaubwürdigere verbindliche Programme wie DEMETER oder BIOLAND oder auch Landwirte, die keiner Organisation angehören und umweltfreudlicher produzieren als jede Richtlinie vorschreibt. Im Grunde muss es für alle Landwirte doch darum gehen so zu produzieren, dass sie ein angemessenes Auskommen auch für ihre Enkel haben, dass sie ihren Boden nachhaltig bewirtschaften, das Klima schonen und die Artenvielfalt fördern. Das ist zunächst der Maßstab! Schafft das BIO? Zweifel sind angebracht, zumal mehr Fläche gebraucht wird aufgrund des geringeren Ertragsnivaus. Es fehlt die Grundlage, die alles zusammenfasst – eine Agrarethik! Dafür gibt es nicht mal einen Lehrstuhl. Alles was dem entgegensteht ist hinderlich und bedarf einer Veränderung. BIO ist im Grunde ein Marketinginstrument mit ökologischen Ansprüchen. Aber das reicht nicht!

Die konventionelle Landwirtschaft ist von den BIO-Ansprüchen, die schon nicht ausreicht, weit entfernt. Hier gelten nur Marktgesetze. Diverse Öko-Verordnungen sollen bewirken, dass die Landwirte mit ihrer Bewirtschaftung die Umwelt schonen. Bisher ist nicht erkennbar, trotz aller Umwelt-Programme, dass die Maßnahmen, falls sie freiwillig eingehalten werden sollen, auch greifen. Jedenfalls hat die konventionelle Landwirtschaft noch kein Gramm CO2 eingespart, geschweige denn Artenschutz betrieben. Das ist ja auch nicht ihre Aufgabe. Dass das auch politisch nicht erwünscht ist, sondern nur Politikfolklore mit den Forderungen betrieben wird, ist daran zu erkennen, dass die meisten Subventionen an die bewirtschaftete Flächengröße gebunden sind und nicht an ökologischen Vorgaben.

Über das Dilemma um den Tierschutz in den Mastställen wurde hier im Braunschweig-Spiegel schon oft berichtet. Er findet trotz 30-jähriger Diskussion im Grunde nicht statt.

Forschungsmittel sind ein Indikator für die Ernsthaftigkeit politischer Ziele. Insgesamt werden in Deutschland rund 71 Millionen Euro pro Jahr an Finanzmitteln (inklusive Personalmitteln) für die BIO-Forschung eingesetzt. Weltweit wird von jährlich rund 250 Millionen
Euro und rund 1000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ausgegangen, die für den Ökolandbau forschen. Damit ist die Forschung für den Ökolandbau in Deutschland weltweit führend. Allerdings sind bei geschätzten fünf Milliarden Euro Forschungsmitteln für den Agrarsektor die jährlich 71 Millionen Euro für den Ökolandbau deutlich weniger als sein Markt-(3,3 Prozent), Flächen- (6,2 Prozent) oder Betriebsanteil (7,7 Prozent). Hier besteht zusätzlicher Bedarf, um mit der wissenschaftlichen Entwicklung im konventionellen Sektor mithalten zu können. Rahmann, Thünen-Institut

Nach neuesten, aber noch nicht bestätigten Informationen soll die ökologische Landbauforschung in Deutschland reduziert werden.

Der Koalitionsvertrag der deutschen Regierung hat ein sehr ambitioniertes Ziel ausgegeben: 30 % Ökolandbau bis 2030! Derzeit sind es 10 %. Ist das überhaupt machbar? Und wenn ja, wie? Und ist das heute überhaupt verantwortbar angesichts der Situation auf den Lebensmitteln-Weltmärkten? Beantworten müssen diese Fragen nicht nur die politisch Verantwortlichen, sondern auch die Wissenschaft und Verbraucher. Und machen die Bauern überhaupt mit?

Politisch hat die Auseinandersetzung um den geeigneten Weg zu einer nachhaltigen Landwirtschaft in jüngster Zeit an Fahrt aufgenommen. 2045 soll sie klimaneutral sein. Der chemische Pflanzenschutz soll ebenso wie der Stickstoffüberschuss halbiert werden. So schlägt es die EU-Kommission in der Farm to Fork-Strategie vor.

Ein Wissenschaftler, der ganz vorne bei der Ökologisierung der Landwirtschaft beteiligt ist und die Bundesregierung berät, ist Prof. Friedhelm Taube von der Christian Albrecht Universität (CAU) in Kiel. Er wird deutlich machen, welche Wege gangbar sein werden. Die Fragen, ob die Bauern überhaupt mitmachen und wenn ja, unter welchen Bedingungen, soll der oberster Repräsentant der Bauern in Niedersachsen, der Präsident des Landvolks Dr. Holger Hennies, beantworten.

Die Leitung der Veranstaltung hat Dr. Uwe Meier, Agrarwissenschaftler und Mitglied des Konvents der Ev. Akademie Abt Jerusalem

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