Das kürzlich veröffentlichte Manifest aus Kreisen der SPD zeigt, wie undifferenziert manche Beiträge komplexe Inhalte widerspiegeln. Ein Gastbeitrag
Von Sabine Schiffer
Das Manifest mit dem Titel „Friedenssicherung in Europa durch Verteidigungsfähigkeit, Rüstungskontrolle und Verständigung“ sorgt nicht nur in Partei und Bundesregierung für aufgeregte Debatten über verantwortungsvolle Friedenspolitik, sondern auch in den Medien. Während der Inhalt je nach Medium in Bruchstücken vermittelt wird, findet sowohl durch die Auswahl der beteiligten Genannten als auch der Aspekte aus den vielfältigen Themen bereits Framing – also Perspektivgebung – statt. Interessant sind die Meldungen und die Berichterstattung, um zu prüfen, inwiefern dort Nahelegungen angeboten werden, obwohl man neutral informieren will.
Den Inhalt des dreieinhalbseitigen Manifests sollte man im Original lesen, um alle Aspekte wahrzunehmen, die in keiner Berichterstattung sämtlich widergespiegelt werden. Allein die Teile zum weitgehend vergessenen KSZE-Prozess (Anm. d. Red.: Abkürzung für die Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa in den Siebzigerjahren), die alle international zu einer kritischen Prüfung seiner Verletzungen, Möglichkeiten und Grenzen auffordern, bieten viel Reflexionsmöglichkeiten. Da das Manifest zielgerichtet vor SPD-Parteitag und Nato-Gipfel lanciert wurde, ist es als strategische politische Kommunikation einzuordnen. Auf der Inhaltsebene kann man ihm reichhaltige Fakten, historische Analyseteile und zu diskutierende Fragen bescheinigen. Die Selbstoffenbarung der Verfasser ist eine von Besorgnis und politischer Verantwortung. Ihr Appell liegt in der Aufforderung, alle Optionen zu überdenken und neu zu gewichten.
Zu Person und Institut
Sabine Schiffer leitet das Berliner Institut für Medienverantwortung und lehrt an der Media University Frankfurt Journalismus und Kommunikation.
Das Institut für Medienverantwortung (IMV) richtet sich an Medienschaffende und Mediennutzende gleichermaßen und klärt über Darstellungsmechanismen, Medieninhalte und Medienbildung in Seminaren, Publikationen und Konzepten auf.
Hinweis
Frau Prof. Sabine Schiffer ist in der Ev. Akademie Abt Jerusalem in Braunschweig zu Gast. Sie können mit ihr nach einem Vortrag zum Thema Propaganda am 25.09.2025 diskutieren.