Klimaschutz und der Zeitfaktor

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Trockenrisse im Ackerboden bei Schandelah. Foto: Uwe Meier

 

Bodenrisse durch Trockenheit wie sie im Sommer 2018 auf fast allen Äckern zu sehen waren. Foto: Dipl. Biol. Harald Grunsky  / pixelio.de

Am 6.2.2019 hat das Bundeskabinett den Klimaschutzbericht 2018 gebilligt. Jetzt ist es amtlich: Das seit langem bestehende Regierungsziel, die Klimagase 2020 gegenüber 1990 um 40% zu reduzieren, wird um 8 Prozentpunkte (oder 20%) verfehlt. Es ist eine Blamage, die von verantwortungsloser Untätigkeit der Regierung in den letzten neun Jahren zeugt. Seit 2009 liegt die Menge der Klimagasemissionen praktisch auf einem Niveau. Wie wurde die Zeit seitdem verbracht? Immerhin entstand der Klimaschutzplan 2050, aber gehandelt wurde nicht. 

Diese Entwicklung ist schon schlimm genug. Nun wiederholt sich aber auf regionaler Ebene etwas ähnliches, und man fragt sich, ob ein System dahintersteckt. Der Regionalverband Großraum Braunschweig hatte vor acht Jahren den Auftrag erhalten, die Pläne für den hiesigen Ausbau der Windenergie soweit voranzutreiben, dass bis 2020 die Stromerzeugung mit erneuerbaren Energien auf 35% gesteigert werden kann. Jetzt endlich liegen die Pläne vor. Allerdings wird es noch ein knappes halbes Jahr dauern, bis sie Rechtskraft haben, so berichtet die Braunschweiger Zeitung. Und wieder wird Zeit verstreichen, es werden „noch Jahre vergehen, bis 600 neue Windräder stehen“ (BZ).  

Dieses Verschleppungsverhalten steht im krassen Gegensatz zu einem Resultat, das der Weltklimarat in seinem Sonderbericht über 1,5° globale Erwärmung im November 2018 klar formuliert hat. Wenn wir als Menschheit das 1,5°-Ziel erreichen wollen, was dringend zu empfehlen ist, ist eins geboten: maximale Eile bei allen notwendigen Maßnahmen! Es genügt nicht, 2050 das Ziel der „Netto-Null-Emissionen“ zu erreichen, sondern es müssen sofort, also ab 2020, drastische Emissionseinsparungen erfolgen. Übersetzt auf gesundheitliche Verhältnisse des Individuums würden wir von einer Krise oder einem Notfall sprechen. Und dann gilt: schnellstens das richtige tun! 

Wie kommt es zu dem Verhalten? Unfähigkeit der Verantwortlichen paart sich mit dem Bedürfnis, unliebsame Veränderungen zu verschieben, gleichzeitig droht die Industrie mit Arbeitsplatzverlusten. Eine zukunftsweisende Politik ist geboten, und die nötigen Veränderungen müssen den Menschen erklärt werden.   

Das Klimaschutzgesetz, das 2019 in Berlin verabschiedet werden soll, muss den Anforderungen des Weltklimarates genügen und die Beschlüsse müssen so formuliert werden, dass es kein zeitliches Entkommen gibt. Wir Bürger sollten diesen Gesetzgebungsprozess mit höchster Aufmerksamkeit begleiten, unterstützen und korrigierend einwirken.    

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