Jack Fairweather fragt nach Fritz Bauer

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OK, nach Fritz Bauer zu fragen ist noch keine Schlagzeile wert. Doch wenn der Brite Jack Fairweather nach ihm fragt, wenn er in unsere Stadt fährt, um auf den Spuren Bauers zu gehen und ein Gespräch mit Dr. Helmut Kramer in Wolfenbüttel vereinbart, dann sollte man spätestens aufhorchen.

Ist Fairwaether doch derjenige, der den Roman „The Volunteer“ (Der Freiwillige) geschrieben hat. Das Buch ist eine Biographie über Witold Pilecki, eines polnischen Widerstandskämpfers, der freiwillig ins KZ Auschwitz als Häftling ging und fliehen konnte. Das Ziel dieses höchst gefahrvollen Unternehmens: Informationen über die Vorgänge im Konzentrationslager nach draußen zu schmuggeln und im Lager eine Widerstandsorganisation unter den KZ-Insassen aufzubauen.

Mut diesem Buch hat Fairweather 2019 den Costa Book Award, einen britischer Literaturpreis gewonnen.

Jack Fairweather ist Journalist und berichtete über den Krieg in Afghanistan, und er war ein in die britischen Armee eingebetteter Journalist im Irak-Krieg. Er schrieb für den Daily Telegraph und für die Washington Post. Er überlebte einen Entführungsversuch und einen Selbstmordanschlag. Seine Kriegsberichterstattung wurde mit einem British Press Award und einem Overseas Press Club Award ausgezeichnet.

Derzeit bereitet Fairweather einen Roman über Fritz Bauer vor. Ein wichtiger Anlaufpunkt ist dabei Helmut Kramer, der mit seinen juristisch historischen Forschungsarbeiten zur NS-Justiz, und ihren Kontinuitäten im Justizsystem der Bundesrepublik internationalen Ruf genießt. All diese Dinge sind nachzulesen auf der Webseite von Helmut Kramer www.justizgeschichte-aktuell.de. Helmut Kramer konnte Herrn Fairweather mit zahlreichen Dokumenten und Erlebnisberichten weiterhelfen.

Jack Fairweather und Helmut Kramer nach dem Gespräch in Wolfenbüttel, das coronagerecht geführt wurde. Foto: Uwe Meier

Fairwaether begab sich auch auf die Spuren von Fritz Bauer in unserer Stadt; geführt von Udo Dittmann, dem Leiter des „Freundeskreises Fritz Bauer„. Zu den wenigen noch vorhandenen Spuren zählen die Justitia von Bodo Kampmann am Gebäude der Staatsanwaltschaft und die Inschrift des Artikel 1 des Grundgesetzes, die Fritz Bauer, damals noch als Generalstaatsanwalt in Braunschweig tätig, anbringen ließ.

Artikel 1 Grundgesetz ließ Fritz Bauer in die Außenwand der Staatsanwaltschaft einmeißeln. Foto: Uwe Meier

Am letzten Besuchstag beantwortete Jack Fairweather dem Braunschweig-Spiegel noch einige Fragen:

Frage: Herr Fairwaether, warum befassen Sie sich mit Krieg und seinen Folgen und mit den Menschen im und nach dem Krieg?

Antwort: Diese Frage ist sehr umfassend und nicht so schnell zu beantworten. Lassen Sie es mich so sagen: Mich interessieren Grenzerfahrungen, Verhalten von Menschen in Extremsituationen. Diese Situationen findet man im Krieg oder unter Lebensgefahr. Das menschliche Verhalten in diesen Situationen ist oft ähnlich nach meinen Erfahrungen.

Frage: Wie kamen Sie auf das Thema Fritz Bauer?

Antwort: Als ich an dem Buch „The Volunteer“ arbeitete und recherchierte, stieß ich auf den Namen Fritz Bauer. Dieser Mann interessierte mich und ich nahm mir vor mehr über ihn zu erfahren. Es wurde immer interessanter, auch weil er ein Grenzgänger war, in mehrfacher Hinsicht und im positiven Sinne. Da liegt es für mich nahe über diesen ungewöhnlichen Menschen einen Roman zu schreiben.

Frage: Warum legten sie Wert auf einen Besuch bei Helmut Kramer?

Antwort: Herr Kramer hat nicht nur eigene Erfahrungen aus dem deutschen Justizapparat in der Nachkriegszeit und arbeitete auch mit belasteten NS-Juristen zusammen. Er ist ein genauer Beobachter. Er kann als Jurist die Instrumente des Rechts beurteilen und als Historiker sie in einen historischen Kontext stellen. Im Grunde ist er auch in seiner inneren Einstellung eine Art Nachfolger von Fritz Bauer. Er ist ein zuverlässiger Zeitzeuge und hat viele Dokumente, die die Nachkriegsjustiz in Deutschland belegen.

Frage: Ihr Buch, „The Volonteer“, ist in viele Sprachen übersetzt worden. Wann erscheint es in Deutsch?

Antwort: Es ist in Arbeit!

Frage: Sind die Filmrechte vergeben?

Antwort: JA

Herr Fairweather, ich danke Ihnen für das Gespräch und wünsche Ihnen Erfolg bei der weiteren Recherche und vor allem mit dem Buch über Fritz Bauer.

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