Fritz Bauer – ein Gespräch mit Rose-Marie Ausmeier. Folge 1

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Es gibt mehrere Möglichkeiten einen Zugang zum großen Juristen und Generalstaatsanwalt in Braunschweig Dr. Fritz Bauer zu finden. Jedoch gibt es nur noch wenige Menschen, um etwas persönliches über ihn zu erfahren, denn Zeitzeugen gibt es kaum noch. Henning Noske schrieb am 23.06.2009 in der Braunschweiger Zeitung „Fritz Bauer, der die Nazi-Verbrecher anklagte, war unser Freund.“ Dieses sagte ihm Frau Ausmeier, die er damals besuchte und mit ihr ein Gespräch führte.

Frau Ausmeier öffnete ihre Schatztruhe voll gepackt mit Fotos und Dokumenten.

 

 

Auch ich machte mich auf den Weg zu Frau Ausmeier, denn sie und ihr Mann waren mit Fritz Bauer befreundet. Er hatte nur wenig Freunde, schon gar nicht in der Justiz, denn das Justizwesen der 50er Jahre war durchsetzt von Nazi-Juristen. Fritz Bauer soll einmal gesagt haben: „Wenn ich mein Büro verlasse, betrete ich Feindesland.“

 

 

 

Doch zunächst zu Frau Ausmeier: Sie wollte ursprünglich Medizin studieren. Das war jedoch nicht möglich, weil die Kriegsheimkehrer bevorzugt wurden. So wurde sie Schauspielerin im Schauspiel-Studio Braunschweig.

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Frau Ausmeier auf der Bühne (1955)

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Das Schauspiel-Studio Braunschweig unterwegs in die Provinz

Früh engagierte sich Frau Ausmeier in der SPD. Viele Parteiämter hatte sie inne und zwischen 1972 und 1981 war sie Mitglied der SPD-Fraktion im Rat der Stadt Braunschweig. Ihr Schwerpunkt war die Sozialpolitik und so saß sie folgerichtig auch im Sozialausschuss. Bis heute ist sie in der SPD und selbstverständlich hat sie längst die goldene Ehrennadel für ihre 25-jährige Mitgliedschaft. Meine Frage nach dem Archiv der SPD beantwortet sie sehr emotional. Das gäbe es in Braunschweig nicht mehr, das sei in die Friedrich-Ebert-Stiftung ausgelagert und noch vor wenigen Jahren in einem desolaten Zustand gewesen. Wie das heute sei, wisse sie nicht.

Und das Schloss, frage ich vorsichtig. Selbstverständlich habe Martha Fuchs, die sie gut kannte, die Ruine zu recht abtragen lassen. Nicht nur wegen des Ratsbeschlusses, sondern weil das Geld für Wohnungen ausgegeben werden musste, denn die Wohnungsnot war unbeschreiblich. Im Hintergrund spielte sicher die außergewöhnliche Nazi-Vergangenheit der Stadt eine Rolle. Hitler, Göring, Klagges, Rust und v. Schirach waren Ehrenbürger der Stadt. Die Aufmärsche der SA vor dem Schloss und die Umwidmung in die SS-Junkerschule waren Zeichen der engen Verbundenheit der Bevölkerung mit den Nazis, die in Braunschweig sehr früh an die Macht kamen. In diesem Schloss seien Nazi-Schergen ausgebildet worden, die nachweislich auch in den Konzentrationslagern Menschen ermordet haben.

Nächste Folge: Fritz Bauer und die Ausmeiers

 

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