im Kunstmuseum Wolfsburg bis 24. September
Freude und Begeisterung kommt auf beim Besuch dieser einmaligen Ausstellung. Gezeigt wird eine grandiose Auswahl an Werken aus Literatur, Musik, Malerei, Skulptur, Zeichnung, Film und Video, die von flüchtigen Bekannten, engen Vertrauten, Freund*innen, Liebespaaren oder auch von Konkurrent*innen gemeinsam geschaffen wurden.

Hier nur einige der Künstler*innen, die in der Ausstellung mit Gemeinschaftswerken ausgestellt sind: Georg Baselitz, André Breton, Balthus, Max Ernst, Alberto Giacometti, Jacques Hérold, Jacqueline Lamba, Pierre Matisse, Joan Miró, Pablo Picasso, Yves Tanguy, Paul Éluard, Nam June Paik, Martin Kippenberger, Luis Buñuel, Salvador Dalí, Luciano Castelli, Salomé, Yves Klein, Jean Tinguely (die –fast- komplette Liste findet sich am Ende des Artikels ).


Jedes Objekt erzählt von überbordender Phantasie, von Improvisation und spielerischer Kreativität, die wunderbar heimtückisch und provokativ mit Erwartungshaltungen bricht und macht vergangene Welten wieder lebendig und neugierig darauf, noch mehr zu erfahren.
Überall in der Ausstellung wird aber auch die von den zusammenarbeitenden Künstler*innen entwickelte kreative Ernsthaftigkeit sichtbar und verstehbar, die im Spiel mit dem Absurden die Sicht- und Denkweisen der normierten Gesellschaft herausfordert, die sie verändern, ja vielleicht sogar zerstören will.

“Es sind oft Kombinationen von Künstlerinnen und Künstlern, die man so vielleicht gar nicht kennt, die aber wirklich faszinierend sind,“ sagt Museumsdirektor Andreas Beitin.
So schufen beispielsweise 1960 in Mailand Künstler auf Initiative von des gerade von André Breton aus der Gruppe der Surrealisten ausgeschlossenen Happening-Künstlers Jean-Jacques Lebel – als gemeinschaftliche Reaktion auf die Gruppenvergewaltigung einer algerischen Freiheitskämpferin durch französische Soldaten – das “Grand Tableau Antifaciste Collectif”, das 1961 wegen seiner politischen Brisanz für 30 Jahre beschlagnahmt wurde – und das natürlich in dieser Ausstellung zu sehen ist.

Es ist Genuss und Herausforderung zugleich, die Fotos, Installationen, Objekte, Gemälde, Filme all der großen und kreativen Verrückten der Kunst aus dem 19. und 20. Jahrhundert sehen und erleben. Und natürlich auch den genialen Free Jazzer Ornette Coleman mit dem “Double Quartet” zu hören.

Abgebildetes Werk: Jenny Holzer und Lady Pink (Sandra Fabara) Untitled (Don’t Shoot Civilians), 1984 Sprühfarbe, Emaille auf Leinwand, Ludwig Museum – Museum of Contemporary Art, Budapest, Schenkung der Peter und Irene Ludwig Stiftung, 1989
© für Jenny Holzer: VG Bild- Kunst, Bonn 2023, © Sandra Fabara
Diese fesselnde, kluge und hintergründige Ausstellung, die im Grunde ja selbst ein Kunstwerk ist, lädt definitiv zum Wiederkommen und nochmal anschauen ein.
Das in Kooperation mit dem Mucem (Museum der Zivilisationen Europas und des Mittelmeers) in Marseille entwickelte Ausstellungsprojekt ist übrigens auch selbst Ergebnis einer freundschaftlichen Zusammenarbeit – nämlich der Kuratorin Blandine Chavanne mit dem Künstler Jean-Jacques Lebel (von dem auch in der Ausstellung einiges zu sehen ist) als wissenschaftlichem Beirat.

Enrico Baj, Roberto Crippa, Gianni Dova, Erró, Jean-Jacques Lebel und Antonio Recalca , Grand tableau an fasciste collec f, 1960, Öl und Collage auf Leinwand, 400_×_500 cm, Privatsammlung, © für Crippa, Erró, Lebel: VG Bild- Kunst, Bonn 2023. Foto: Marek Kruszewski
Viele weitere Informationen auf der Website des Kunstmuseums: https://www.kunstmuseum.de/ausstellung/freundschaften/
Die Ausstellung zeigt unter anderem Gemeinschaftswerke von: Adolphe Acker, Flora Acker, Georges Mouton und Remedios Varo; Camilla Adami, Erró, Jean-Jacques Lebel und Peter Saul; Karel Appel, Constant, Corneille, Asger Jorn, und Erik Nyholm; Antony Balch, William S. Burroughs und Brion Gysin; Henri Baranger, Camille Bryen und Raoul Michelet; Élisabeth Ballet und Véronique Joumard; Georg Baselitz und Eugen Schönebeck;

Julien Blaine und André Robèr; Christian Boltanski, Jean Le Gac und Gina Pane; Etienne Bossut und Taroop & Glabel; Victor Brauner, Bill Copley und Roberto Matta; George Brecht und Robert Filliou; André Breton, Balthus, Max Ernst, Alberto Giacometti, Roger Gilbert-Lecomte, Jacques Hérold, Vicente Huidobro, Jacqueline Lamba, Pierre Matisse, Joan Miró, Pablo Picasso, Charles Ratton, Gisèle Prassinos, André Thirion, Remedios Varo, u. v. a.;

André Breton, Thérèse Caen, Benjamin Péret, Robert Rius, und Remedios Varo; André Breton, Marcel Duhamel, Max Morise und Yves Tanguy; André Breton, Paul Éluard, Théodore Fraenkel und Philippe Soupault; André Breton, Valentine Hugo, Greta Knutson-Tzara und Tristan Tzara; Victor Brauner, André Breton, Jacques Hérold, Wilfredo Lam, Jacqueline Lamba, Óscar Domínguez und unbekannt; André Breton, Benjamin Péret, Nicolas Calas;

Mark Brusse mit Karel Appel, Arman, Denise Brusse Koppelman, Pol Bury, Erró, Robert Filliou, Al Hansen, Ray Johnson, Alison Knowles, Yayoi Kusama, Marta Minujín, Nam June Paik, Lil Picard, Carolee Schneemann, Daniel Spoerri, Marjorie Strider und Emmett Williams; Balthasar Burkhard, Markus Raetz, Jean-Frédéric Schnyder, Harald Szeemann und Alfred Wey; Werner Büttner und Albert Oehlen; Werner Büttner und Martin Kippenberger; Camille Bryen und Raoul Ubac; Luis Buñuel und Salvador Dalí; Luciano Castelli und Rainer Fetting; Luciano Castelli und Salomé; Lourdes Castro und Bernard Heidsieck; César mit Claude Givaudan und Martial Raysse; René Clair und Francis Picabia; Ornette Coleman; Robert Combas, Erik Dietman, Philippe Favier und Fabrice Hybert; Nusch Éluard, Paul Éluard und unbekannt; Theo van Doesburg und Kurt Schwitters;

Christian Dotremont und Asger Jorn; Paul Éluard und Benjamin Péret; Charles Dreyfus und Ben Vautier; Jean Dupuy und Bernard Heidsieck; Alain Fleischer, Jean-Jacques Lebel und Danielle Schirman; Paul-Armand Gette und Bernard Heidsieck; Paul-Armand Gette und Niele Toroni; Allen Ginsberg, Jack Kerouac und Neal Cassady; Groupe de Recherche d’Art Visuel (GRAV); Durs Grünbein und Via Lewandowsky; Guerrilla Girls;

Raymond Hains und Jacques Villeglé; Lourdes Castro und Bernard Heidsieck; Jenny Holzer und Lady Pink; Joël Hubaut, Arnaud Labelle-Rojoux und Jean Le Gac; Dorothy Iannone und Dieter Roth; Allan Kaprow, Nam June Paik, Otto Piene und Aldo Tambellini; Bertrand Lavier und Niele Toroni;

Mike Kelley und Paul McCarthy; Enrico Baj, Roberto Crippa, Gianni Dova, Erró, Jean-Jacques Lebel und Antonio Recalcati; Jean-Jacques Lebel und Daniel Pommereulle; George Maciunas und Yoko Ono; Nam June Paik; Benjamin Péret und Robert Rius; Arnulf Rainer und Dieter Roth;

Arthur Rimbaud, Paul Verlaine, Paul Bourget, Ernest Cabaner, Brüder Antoine-Hippolyte, Charles und Henri Cros, André Gill, Michel Eudes de L’Hay, Henri Mercier, Germain Nouveau, Charles Camille Pelletan, Gustave Pradelle, Jean Richepin, unbekannt (J. M.), unbekannt (Miret) und Léon Valade; Dieter Roth und Richard Hamilton; Salomé und Luciano Castelli; Ian Sommerville mit William S. Burroughs und Brion Gysin; Daniel Spoerri und u.v.a.; Yves Klein und Jean Tinguely; Charles Dreyfus und Ben Vautier; und vielen anderen mehr.
