Polizei sieht nur Sachbeschädigung. Was muss noch passieren?
Heute Morgen wurde an die Haustür des Mehrfamilienhauses, in dem der Fachjournalist mit Themenschwerpunkt Extreme Rechte, Jugendbildungsreferent und ehemalige Sprecher des Bündnis gegen Rechts Braunschweig, David Janzen, mit seiner Familie wohnt, mit roter Farbe „Bündnis gegen Antideutsche!“ geschmiert.
Im Briefkasten lagen mehrere übel riechende Fleischstücke. An der Tür war außerdem eine Kerze aufgestellt, auf die der in der rechten Szene gebräuchliche Code „1488“ sowie „Janzen“ geschrieben und dazu Kreuz aufgemalt war. Laut Pressemitteilung der Polizei Braunschweig ermittelt der Staatsschutz allerdings nur wegen Sachbeschädigung (s. https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/11554/5474720)
David Janzen zu dem erneuten Drohung gegen ihn: „Ich frage mich, warum die Polizei Braunschweig hier nur von einer Sachbeschädigung spricht. Ein Kreuz zusammen mit meinem Namen auf einer Kerze verstehe ich eindeutig als Morddrohung. Das habe ich jetzt auch so angezeigt. Es sind diese Braunschweiger Zustände, wo rechte Bedrohungen immer wieder heruntergespielt werden und Strafverfahren häufig eingestellt werden, wie bei den bisherigen Drohungen gegen mich, den Aufkleber- und Farbattacken auf unsere Haustür oder bei antisemitischen Beleidigungen, wie „Judenpresse“ und „Judenpack“ oder rechte Gewalttäter immer wieder mit Bewährungsstrafen davonkommen. Es sind diese Braunschweiger Zustände die dazu führen, dass die Neonazis-Szene, die hier ja eigentlich recht klein und überschaubar ist, kaum Konsequenzen befürchtet und nun wieder munter weiter macht mit ihrer Zermürbungstaktik und ihren Einschüchterungsversuchen“
David Janzen wurde aufgrund seiner journalistischen Tätigkeit und seinem Engagement gegen Neonazis bereits mehrfach Ziel rechter Bedrohungen und Angriffe. Im Juni 2019 wurde an seine Haustür „Wir töten dich! Janzen“ geschmiert und Aufkleber der neonazistischen Gruppierung „Sport- und Kampfgemeinschaft Adrenalin Braunschweig“ hinterlassen. Im Oktober wurde die Haustür mehrmals mit Ketchup beschmiert und es wurde eine säurehaltige Flüssigkeit in den Briefkasten geschüttet. Im Mai 2020 wurde ihm ein vergammelter Schweinekopf zugeschickt. Die Verfahren gegen die mutmaßlichen Täter wurde eingestellt (s. https://dokurechts.de/einstellung-kein-prozess-gegen-neonazi-nach-ketchup-und-saeure-attacken/)
Eine Chronologie der Angriffe auf David Janzen finden sie hier: https://dokurechts.de/unvollstaendige-chronologie-der-rechten-aktionen-gegen-mich-und-meine-familie/
Zu den Hintergründen der erneuten Bedrohung sagt er: „Ich sehe die erneute Drohung im direkten Zusammenhang mit meiner journalistischen Tätigkeit. Erst gestern habe ich in den Sozialen Netzwerkes über die Verurteilung eines Neonazis berichtet, der eine Mahnwache gegen „Zionismus“ von 19:33 bis 19:45 unmittelbar vor den Nazis zerstörten Synagoge angemeldet hatte. Es geht den Neonazi darum mich zu zermürben und einzuschüchtern, weil ihnen das kontinuierliche Aufdecken und öffentliche Thematisieren ihrer Aktivitäten ein Dorn im Auge ist.
Hintergrund zum Code „1488“
„1488“ ist ein in der Neonazi-Szene gebräuchlicher Code: Die „14“ steht dabei für die sogenannten „14 words“ des US-amerikanischen Neonazi David Eden Lane, der u.a. dem „Ku Klux Klan“ angehörte, Gründer der terroristischen Organisation „The Order“ war und wegen der Beteiligung an einem Mord an einem jüdischen Moderator im Gefängnis saß. Die 14 Worte „We must secure the existence of our people and a future for white children.“ gilt als eine Art Glaubensbekenntnis der Neonazi-Szene. Die „88“ steht für den 8. Buchstaben im Alphabet und ist ein Code für „Heil Hitler“.