„Ein ökologischer Holzweg“

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Altholz nach Abriss einer Industriebrache im Norden Braunschweigs. Foto: Hans-Georg Dempewolf

Von Reimar Paul, taz

Der regionale Energieversorger BS Energy verbrennt Altholz, um aus dem Kohle-Strom auszusteigen. Umweltverbände und Opposition halten nichts davon.

GÖTTINGEN taz | Braunschweig steigt um. Niedersachsens zweitgrößte Stadt will deutlich vor 2038 raus aus der Kohleverstromung. Als großen Schritt auf diesem Weg feierten die Verwaltung und der regionale Energieversorger BS Energy am 10. Mai ihre neuen Erzeugungsanlagen an der Hamburger Straße, unweit des Eintracht-Stadions. Das Kohle-Heizkraftwerk, das dort bislang Strom und Wärme produzierte, wird durch ein Biomasse-Heizkraftwerk mit dem Hauptbrennstoff Altholz in Kombination mit einem Gasturbinen-Heizkraftwerk ersetzt. Beide Anlagen laufen bereits im Testbetrieb und liefern erste Energie.

Die aus Linke, Volt und Die Partei bestehende Oppositionsfraktion im Stadtrat sowie Umweltverbände teilen zwar das strategische Vorhaben eines möglichst raschen Kohleausstiegs. Das hehre Ziel rechtfertige aber nicht jedes Mittel. Mit der Verbrennung von Altholz begäben sich Stadt und BS Energy auf einen ökologischen Holzweg, lautet die Kritik. Weiter

3 Kommentare

  1. Gute Fragen an die Politik in BS –
    vielen Dank für die Info – war auch schon immer wieder mal auf BS-Spiegel und regionalheute.de –

    so bereits in der Genehmigungsphase zur Holzverbrennung und haben wir das z.B. in der Zeitung der BIBS aufgearbeitet und auch im Rat hinterfragt.

    http://buergerinitiativen-braunschweig.de/wp-content/uploads/Unser_Braunschweig_fuer_Homepage-1.pdf
    auf S. 2

    Leider beriefen sich der Ex-OB Markurth und so gut wie fast alle im Rat auf CO2-„Neutralität“, weil das Holz (anders als Kohle) ja nicht „fossil“ aus dem Boden geholt würde;

    so hatte ihnen das der Umweltberater Utermöhlen (Fa. Agimus) im Aufsichtsrat von bs-energy (auf Ticket der Grünen dort sitzend) geraten.

    seht auch gern z.B. auf BS-Spiegel „Energie ohne CO2-Ausstoss und keine Neandertal-Technik“
    https://braunschweig-spiegel.de/energie-ohne-co2-ausstoss-und-keine-neandertal-technik/

  2. Schön ist die Altholzverbrennung sicher nicht, besser wäre natürlich „Grüner Strom“ → für alles, ohne den schwachsinnigen Umweg über Wasserstoff oder gar eFuels!
    Leider haben wir (noch) nicht soviel „Grünen Strom“, dafür aber Technologieoffenheit, ein anderes Wort für die Blockade von sinnvollen – und zwingend nötigen – Entscheidungen!

    Die Altholzverbrennung und dafür weg von der Kohle ist die z. Zt. „richtige“ (was ist schon richtig?) Brückentechnologie.
    Dazu sollen vornehmlich Hölzer verbrannt werden, die eben nicht zu Spanplatten aufbereitet werden können, entweder weil sie schon mehrmals Spanplatten waren oder behandelt sind.
    Der in der Kreislaufwirtschaft vorgesehene Ablauf, → frisches Holz zu Vollholz, → Vollholz zu Spanplatte → Verfeuern von Spanplatten, behandelten Hölzern und Möbelresten etc. wird eingehalten.

    Dieser Weg hilft massiv, weniger fossile Energieträger aus der Erde hoch zu holen.

    Bei der Verbrennung dieser Holzreste entstehende Schadstoffe werden peinlichst herausgefiltert, bzw. nachverbrannt, natürlich unter strengster Überwachung.

    Die offensichtlich nicht verstandene Funktion einer optimalen Rauchgasreinigung hat schon während der Planungsphase vor ca. drei Jahren zur Forderung geführt, doch frisches Holz zu verfeuern, um nicht Altholz nehmen zu müssen. Sic!

    Honi soit qui mal y pense!

  3. Energieerzeugung durch Holzverbrennung ist weder umweltfreundlich noch klimaneutral. Ein ganz wichtiger Aspekt bei der Verbrennung von Holz und Betrachtungen zur „Nachhaltigkeit“ ist der Faktor Zeit. Das bei der Holzverbrennung freigesetzte CO2 belastet die Atmosphäre sofort, wird aber durch Neupflanzung von Bäumen erst in vielen, vielen Jahrzehnten langsam wieder „eingesammelt“. Genau diese Zeit haben wir aber nicht mehr, um die Erderwärmung noch auf 1,5 oder 2 Grad zu begrenzen. Für das Klima macht es daher keinen nennenswerten Unterschied, ob wir Kohle oder Holz verfeuern: Das freigesetzte CO2 ist in beiden Fällen sofort in der Atmosphäre.
    In einem gemeinsamen Statement von DUH, Greenpeace, NABU, Robin Wood und WWF wird auch auf diesen Zusammenhang verwiesen, dort heißt es unter anderem: „Die wissenschaftliche Datenlage zeigt eindeutig, das Holz nicht in Öfen landen darf, damit die Klimaziele erreicht und die Artenvielfalt geschützt werden“ Das vollständige Statement: https://www.duh.de/presse/pressemitteilungen/pressemitteilung/gemeinsames-statement-von-duh-greenpeace-nabu-robin-wood-und-wwf-mit-holz-wird-die-waermewende-ve/

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