Droht jetzt ein Massenaussterben?

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Die Ringelnatter, die in Deutschland mit zwei Arten vorkommt, gilt als "gefährdet", so wie fast 50% aller Reptilien in Deutschland. Die auf diesem Foto blühende Krebsschere (Stratiotes aloides L.) gilt als "gefährdet" und ist besonders geschützt. Foto: Hans-Georg Dempewolf

Rote Liste wird immer länger

Die Rote Liste bedrohter Tier- und Pflanzenarten wird immer länger. Mehr als 28 Prozent der gut 147.000 erfassten Arten und damit „mehr als jemals zuvor“ gelten nunmehr als bedroht, wie die Umweltschutzorganisation WWF mitteilte. Sie fordert mehr internationales Engagement von der Bundesregierung.

Während der menschengemachte Klimawandel so langsam in den Köpfen der Menschheit ankommt und noch langsamer konkrete Maßnahmen ergriffen werden, ist der mindestens so problematische Arten- und Biotopschwund längst noch nicht in der täglichen Diskussion. Als Menschheitsproblem wird er noch immer nicht erkannt oder verdrängt, weil die Artenvielfalt sich nicht direkt beim einzelnen Menschen bemerkbar macht. Etwa so wie Extremwetterereignisse wie Waldbrände oder Überschwemmungen. Das wird sich rächen, wissen alle Experten, denn einmal verschwunden kehren Lebewesen mit ihren genetische Ressourcen und auch zerstörte Biotope nicht mehr zurück. Sie sind endgültig verloren.

Die Rote Liste bedrohter Tier- und Pflanzenarten wird immer länger: Mehr als 28 Prozent der gut 147.000 erfassten Arten und damit „mehr als jemals zuvor“ gelten nunmehr als bedroht, wie die Umweltschutzorganisation WWF am Donnerstag mitteilte. Die Rote Liste der Weltnaturschutzunion (IUCN) zeichne ein „düsteres Bild der Lage von Flora und Fauna“.

Ringelnatter frisst einen Frosch. Foto Hans-Georg Dempewolf

„Die heutige Aktualisierung der Roten Liste verdeutlicht die Zerbrechlichkeit der Wunder der Natur, wie zum Beispiel das einzigartige Spektakel der Monarchfalter, die über tausende von Kilometern wandern“, erklärte IUCN-Generaldirektor Bruno Oberle. Der Lebensraum der Schmetterlinge, die jedes Jahr tausende Kilometer zwischen Kanada, den USA und Mexiko zurücklegen, sei durch Abholzung und den Einsatz von Pestiziden und Herbiziden in der Landwirtschaft zunehmend gefährdet.

Auch unter Wasser schwindet laut WWF die biologische Vielfalt. Alle Arten der Störe und Löffelstöre gelten demnach als bedroht, der Glatt-Stör sei in Europa ausgestorben. Es seien wirksame Schutz- und Schutzgebiete sowie entschlossene Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels und zur Wiederherstellung von Ökosystemen nötig, um die „reiche Vielfalt der Natur“ zu erhalten, betonte IUCN-Generaldirektor Oberle.

Auch der WWF mahnte Maßnahmen gegen den Rückgang der Artenvielfalt an. „Unsere Gesundheit, Wirtschaft, ja unsere gesamte Existenz hängt von der Natur ab“, erklärte die Artenschutz-Expertin der Umweltschutzorganisation, Anne Hanschke.

Das System der Arten- und Biotopvielfalt sei mit einem Turm aus Bauklötzen vergleichbar, wobei jeder Stein eine Tier- oder Pflanzenart darstelle, sagte Hanschke. „Nur wenn dieser Turm des Lebens stehen bleibt, können wir Menschen gesund und sicher leben.“ Es sei ein besserer Naturschutz nötig, um zu verhindern, „dass dieser Turm zusammenbricht.“

Der WWF rief die Bundesregierung auf, sich bei der Weltnaturschutzkonferenz im Dezember im kanadischen Montreal für ein ehrgeiziges neues Abkommen zum Schutz der bilogischen Vielfalt einzusetzen.

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