Doch Atommüll-Zwischenlager auf PTB – Gelände!

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PTB rechts Kanzlerfeld, links oben Watenbüttel Foto: wikimedia.org/w/index.php?curid=29754221

Stadtverwaltung muss sich korrigieren

Sven-Christoph Schütt, Mitglied des Bezirksrates Lehndorf-Watenbüttel, hatte der Stadt Braunschweig eine einfache und berechtigte Frage gestellt:

„Was unternimmt die Stadt, um in Zusammenarbeit mit der PTB dauerhaft die Sicherheit der Anwohner zu gewährleisten, nicht zuletzt im Hinblick auf das auf dem Gelände der PTB befindliche Atommüll-Zwischenlager?“

Die verblüffende Antwort der Stadt (vom 26. Januar):

„Über ein vermeintliches „Atommüll-Zwischenlager“ liegen der Stadt keine Erkenntnisse vor.“

Schütt beharrte darauf, dass das Atommüll-Lager in einem Bericht des niedersächsischen Umweltministerium aufgeführt sei. Dort sei die Rede von 161 Tonnen schwach- und mittelaktivem Atommüll, der seit 2004 auf dem Gelände der PTB gelagert werde. Bezirksbürgermeister Graffstedt verlangte darauf von der Verwaltung, die Sache zu klären und damit nicht bis zur nächsten Sitzung zu warten.

Die Stadt benötigte fast drei Wochen, bis zum 14. Februar, um einzuräumen: das Lager existiert doch! Dabei hätte schon ein Blick in die Info-Broschüre „Einblicke“, die im Dezember an jeden Haushalt in der Region verteilt wurde, genügt, um zu zeigen: in Braunschweig liegt eines von bundesweit 35 Zwischenlagern für Atommüll. Es ist die Hinterlassenschaft eines Versuchsreaktors der PTB, der in den 90er Jahren abgebaut wurde. (Man entschied damals übrigens aus wirtschaftlichen Gründen, das Lager gleich auf dem PTB-Gelände einzurichten.)

Nun stellt sich die bange Frage:

Wenn die Stadt Braunschweig nicht wusste, dass sich auf dem PTB-Gelände ein Zwischenlager befindet, wie sollte sie dann im Ernstfall die Bürger schützen?

Der Braunschweig-Spiegel fragte deshalb bei der Presseabteilung der Stadt, inwieweit sich die städtische Feuerwehr bisher mit dem Zwischenlager befasst hat. Auch in Gebäuden des Bundes kann sie nämlich aus eigener Initiative eine sogenannte Brandschau durchführen, wenn es sich dabei um „besonders gefährdete Liegenschaften“ handelt. Hat also die Feuerwehr eine solche Brandschau im Zwischenlager durchgeführt? Antwort der Stadt (14.Februar): Nein!

Bisher keine Brandschau im Zwischenlager

Auf Einladung der PTB habe man zwar vor neun Jahren an einer „Brandverhütungsschau“ teilgenommen, aber: „Das Gebäude des Zwischenlagers war nicht Gegenstand der Brandverhütungsschau.“ Warum nicht? Antwort der Stadt: Weil in diesem Gebäude keine „Menschen arbeiten oder wohnen, die im Falle eines Brandes in Sicherheit gebracht werden müssen“.

Im Falle eines Brandes im Zwischenlager wären allerdings auch die PTB-Mitarbeiter außerhalb des Gebäudes wie die zahlreichen Anwohner gefährdet. Die PTB selbst hat vor Einrichtung des Zwischenlagers verschiedene Störfallmöglichkeiten untersucht, unter anderem den Fall eines Flugzeugabsturzes auf das Zwischenlager. Dieser Fall wird zwar als unwahrscheinlich eingeschätzt, aber eben nicht als unmöglich; zudem haben die Flugbewegungen über dem Stadtgebiet heute eine deutlich höhere Dichte als zur Zeit der Einrichtung des Lagers. Nach der damaligen Einschätzung der PTB wäre dann ein Brand nicht auszuschließen, der sehr schnell gelöscht werden müsste, um Schaden abzuwenden.

Die Werksfeuerwehr (die sich aus PTB-Mitarbeitern aus über 50 wissenschaftlichen Laboratorien zusammensetzt, die per Sirene zusammengerufen werden müssen, wie von der PTB-Presseabteilung zu erfahren ist) sei in der Lage, einen solchen Brand innerhalb von 15 Minuten zu löschen. Dann wäre die Freisetzung von Radioaktivität vergleichsweise gering.-

Falls die Kräfte der Werksfeuerwehr dann aber doch nicht ausreichten, müsste die städtische Feuerwehr angefordert werden. Sie müsste dann aber auch bestens darauf vorbereitet sein.

Jeder weiß, dass im Ernstfall Vieles nicht so funktionieren würde, wie es geplant ist. Das hat sich nicht zuletzt in der Zeit der Corona-Pandemie offenbart. Und natürlich gilt das allemal im Fall eines Flugzeugabsturzes.

FAZIT: Die städtische Feuerwehr muss sich um die Sache kümmern. Das Zwischenlager ist offenbar eine „besonders gefährdete Liegenschaft“, eine Brandschau ist angebracht. Und das Zusammenwirken zwischen Werksfeuerwehr und städtischer Feuerwehr muss professionell organisiert sein. Der Bezirksrat Lehndorf-Watenbüttel hat eine wichtige Sache angestoßen.

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