„100 Jahre erster Weltkrieg“ sind für den „AK www.jetzt-schlaegts-13.com “ Anlaß, mit einem kulturellen Beitrag im Gedenkjahr 2014 zur Diskussion beizutragen:
„Die letzten Tage der Menschheit“ 48 Szenen – gespielt und gesprochen von Erich Schaffner. Am 9. Mai 2014 um 19 Uhr in der Aula der Neuen Oberschule Beethovenstr. 57, 38106 Braunschweig
Das Stück
„Als zum ersten Mal das Wort »Friede« ausgesprochen wurde, entstand auf der Börse eine Panik. Sie schrien auf im Schmerz: Wir haben verdient! Lasst uns den Krieg! Wir haben den Krieg verdient!“ (Karl Kraus)
Das Stück
„Als zum ersten Mal das Wort »Friede« ausgesprochen wurde, entstand auf der Börse eine Panik. Sie schrien auf im Schmerz: Wir haben verdient! Lasst uns den Krieg! Wir haben den Krieg verdient!“ (Karl Kraus)
Die letzten Tage der Menschheit
209 Szenen umfasst das Mammutwerk des bedeutenden österreichischen Schriftstellers Karl Kraus. „Die Aufführung des Dramas, dessen Umfang nach irdischem Zeitmaß etwa zehn Abende umfassen würde, ist einem Marstheater zugedacht. Theatergänger dieser Welt vermöchten ihm nicht standzuhalten.“ heißt es im Vorwort.
Der Künstler
Erich Schaffner spielt 40 Szenen aus dem Gesamtwerk. Alleine.
Hier sei aus der Kritik von Feruccio delle Cave zitiert, der die Bozener Aufführung im dortigen Rundfunk besprach: ,,Es hat in der Vergangenheit nicht an Versuchen gefehlt, dieses Stück auf die Bühne zu bringen… Erich Schaffner gelang eine hervorragende Leistung, nicht nur, weil er ein homogenes Bild dieses gewaltigen Dramas vermittelt hat, sondern auch, weil er die schier unendlich variierenden Schauplätze, Typen, Situationen und Sprachebenen gekonnt einsetzte. Seine Ein-Mann-Show gestaltete sich zu höchster Eindringlichkeit und zu einer der Tragweite des Stückes angemessenen Sprech-Spiel-und Verwandlungsleistung. Die scheinbar wahllos nebeneinander gestellten Wirklichkeitsausschnitte aus dem ersten Weltkrieg, deren verbindendes Element die von der grölenden Menge und der Unvernunft skrupelloser Politiker und Offiziere ausgerufene Kriegsbegeisterung ist, werden in der Inszenierung Schaffners lebendig, verständlich und plastisch. Seine oft virtuose Sprechleistung einer zweieinhalbstündigen Toncollage kam vor allem dann zum Tragen, wenn er in rascher Abfolge die vielen Figuren aus dem täglichen Leben darstellte: den Mann auf der Straße, den Patrioten, den Soldaten, den Offizier, den alten General, die Prostituierte, den Kellner, den Zeitungsausrufer, den Reporter, die Kriegsberichterstatter, den Dichter und den Feldkuraten…. Es überzeugten auch die zentralen Dialoge, jene zwischen dem Nörgler und dem Optimisten…“.
Aus der Vita
Erich Schaffner – Achtundsechziger, staatlich ausgebildeter Schauspieler, der zuvor vom ,,richtigen Leben“ zum Offsetdrucker zugerichtet worden war – stand einst vor der Frage: Machst du Karriere und stellst deine Prominenz in den Dienst der guten linken Sache oder machst du gleich, was du willst. Er entschied sich für Letzteres, was ihn sowohl auf die Podien der Friedensbewegung, unter streikende Metaller und Drucker, in verrauchte schwäbische Kleinkunstkneipen und renommierte freie Gruppen, als auch ins Stadttheater, vor die Kamera, in Tonstudios und zur Zusammenarbeit mit Regisseuren wie Manfred Wekwerth geführt hat.
Warum zum 8. Mai?
Der 8. Mai markiert das Ende des Zweiten Weltkrieges und die Befreiung vom Faschismus. Aber er umfasst mehr: Die Geschichte des Zweiten Weltkrieges wurzelt im Militarismus und Nationalismus des Kaiserreiches, Ideologien, die bereits mit dem Ersten Weltkrieg die imperialistischen Interessen des Großkapitals bedienten. Not, Elend, Millionen Tote waren das Ergebnis.
Das Feudalsystem wurde durch die Novemberrevolution zugunsten der Republik hinweggefegt, die militaristischen Strukturen aber nicht überwunden. Profitinteressen und Großmannssucht bedienten sich nur wenig später des Faschismus und überzogen die Völker der Erde mit dem Zweiten Weltkrieg.
Wenn wir uns am 8. Mai an die Befreiung vom Faschismus erinnern, schließt das auch den Kampf gegen die zurzeit betriebene ideologische Hochrüstung mit ein. Nach wie vor ist richtig, daß Geschichte nicht von Schlafwandlern gemacht wird, sondern von Menschen, die bewusst ihre Machtinteressen verfolgen. In ihrem Sinne wird Geschichte verbogen, die Wahrheit bleibt auf der Strecke. Das gilt ganz besonders in Kriegs- und Vorkriegszeiten. In allen Auseinandersetzungen gibt es immer Täter und Opfer. Unsere Pflicht ist es, die Täter beim Namen zu nennen und zu fragen: Warum? Wer zieht den Nutzen aus Eurem Handeln und wer trägt den Schaden?
Eintritt 12 €, ermäßigt 8 €