Der wunde Punkt

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Bild von Sasin Tipchai auf Pixabay

Von Ulrike Baureithel in „der Freitag

Umverteilung Die Corona-Krise zeigt, wie schlecht wir aufgestellt sind, wenn es um unsere Gesundheit geht. Der Markt richtet nichts

Beifall allein genügt nicht! Botschaften dieser Art kursieren derzeit im Netz, sie erreichen Redaktionen, sind Gegenstand des öffentlichen Gesprächs. Als „blanken Hohn“, schreibt uns ein Pfleger, empfinde er das anerkennende Klatschen vom Balkon, und er drückt damit wohl das Gefühl vieler Ärzte, Pflegenden, von Laborpersonal und all den anderen aus, die nun plötzlich als systemrelevant gelten. Die spontane Anerkennung mag zwar kurzzeitig Genugtuung vermitteln, ändert aber nichts an der Lage der Betroffenen: „Zahlt nach der Krise ordentlich“, schreibt uns ein anderer Pfleger, „schafft die Bürokratie ab und bildet ausreichend Menschen aus.“

Was alle Debatten über Ärztemangel und Pflegenotstand der vergangenen Jahre nicht vermocht haben: Die Corona-Krise legt die neuralgischen Stellen im System der Daseinsvorsorge frei. Deren verschiedene Segmente – von der Energie- und Wasserversorgung über die Zustelldienste bis hin eben zum Gesundheitssystem – sind in den abgelaufenen beiden Jahrzehnten immer mehr ins Visier globaler Investmentstrategien geraten. Die Folgen im Bereich der Gesundheitsversorgung sind alle bekannt: Privatisierung, Kostendruck durch Fallpauschalen, Auslagerung von Diensten, Arbeitsintensivierung und schlechte Bezahlung auf der einen Seite, Klinikkonzentration und Abschöpfung der Gewinne auf der anderen.

Corona katapultiert aber auch ans Tageslicht, was sonst hinter den Mauern von Krankenhäusern und Pflegeheimen verschwindet und verdrängt wird: Einsamkeit, Siechtum und Sterben. Weiter

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