Der Braunschweiger Jacobsweg

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Pilgerbrot

Der Braunschweiger Jacobsweg? Bestimmt haben noch nicht sehr viele Menschen davon gehört. Santiago de Compostela, ja, doch Braunschweig? Aber es gibt ihn wirklich. Die Evangelische Akademie Abt Jerusalem, bietet die Pilgertour in ihrem Programm an, und zwar das Teilstück von Königslutter nach Riddagshausen, ca  25 km.

Das Interesse war sehr groß, und so wurden 3 Termine angeboten. Unsere Tour ist am 17. Mai. Man trifft sich in Riddagshausen und fährt mit Taxen zum Dom nach Königslutter, wo ja auch die Tour beginnen soll. Unser Pilgerführer, Herr Prüschenk kennt den Weg bestens und man fühlt sich bei ihm sofort gut aufgehoben.

Am Eingang des Kaiserdoms in Königslutter empfängt uns Pfarrer Trümer und wir erhalten von ihm in einer  feierlichen Andacht den Pilgersegen.

Wir sind 18 Pilger. Es wird zu zweit gepilgert. Doch was heißt eigentlich pilgern?  Pilgern bedeutet: Alles Leben ist Begegnung  – mit der Natur, – im Schweigen und im Gespräch, – in der belebenden Kraft des Glaubens und – mit mir selbst.

So  vorbereitet kann es nun losgehen. Auf einem malerischen Weg entlang der Lutter gelangen wir zum Lutterspring. Herr Prüschenk legt ein beachtliches Tempo vor, womit wohl nicht jeder gerechnet hat, aber nach kurzer Zeit hat sich jeder daran gewöhnt. Über den Wiesen liegt noch ein wenig Nebel, der sich langsam erhebt. Wir passieren den Steinbruch Hainholz, wo der bekannte Elmkalkstein gewonnen wird.

Mit Laudate omnes gentes pilgern wir still einen Waldweg entlang. Jeder nimmt diese Stille auf seine Art wahr. Man hört das Zwitschern der Vögel, das Quaken der Frösche, oder nimmt einfach die Natur in sich auf. Der Bärlauch blüht üppig, es gibt unendlich viel Waldmeister aber auch blühende Maiglöckchen. Es ist ungewohnt, wenn niemand redet, aber igendwie tut es auch gut. Am Ende des Schweigens kommt man langsam in die Wirklichkeit zurück und fühlt sich gut dabei.

Unsere erste Rast, die Frühstückspause, ist in einer Schutzhütte auf dem Drachenberg  Herr Prüschenk versorgt uns zuerst mit einem Stück Pilgerbrot. Die Stimmung ist gut aber nicht laut. Das ist ziemlich ungewöhnlich, denn sonst machen 19 Personen meistens recht viel Lärm.

Reitlingstal

Wir müssen weiter und erreichen jetzt Erkerode, das Tor zum Reitlingstal. Östlich von Erkerode entspringt die Wabe, die wir von Braunschweig kennen. Es ist immer wieder schön durch das Reitlingstal mit seinem schönen Buchenwald zu laufen. Lucklum welches ein Ortsteil Erkerodes ist, wird durchquert und ohne große Verzögerungen geht es weiter. Sehr lange kann man nicht verweilen, denn 25 km müssen gepilgert werden.

Unser nächstes Ziel ist Veltheim/Ohe. Das ist dann ungefähr die Hälfte der Pilgertour. Hier soll eine Pilgerherberge entstehen. Es gibt eine kleine katholische Kirche, aber ohne Pfarrer. Die Herberge soll erst gegründet werden und befindet sich in der Planung. Wir erleben eine sehr schöne Überraschung. Der sicher zukünftige Herbergsvater mit Frau empfangen uns sehr herzlich, und wir werden mit einer Pilgersuppe und Kaffee und Kuchen bewirtet. Das hat niemand gewußt, und darum ist die Freude natürlich groß.

Wir erfahren Einiges über die künftige Pilgerherberge. Die Immobilie gehört zum Bistum Hildesheim, und in ehrenamtlicher ökomenischer Zusammenarbeit von Veltheimern soll die Herberge betrieben werden. Man rechnet damit, daß der Herbergsbetrieb im Februar 2017 aufgenommen werden kann.  

Kirche in Veltheim
Bevor wir Veltheim verlassen, besuchen wir noch die evangilische Kirche, wo wir von einem Mitglied des Kirchenvorstandes etwas über die Kirche erfahren. Den Abschluß der kleinen Besichtigung macht die Wasserburg, die einen sehr gepflegten Eindruck macht und den Gedanken an Ritter und Burgfräulein aufkommen läßt.


Wasserburg in Veltheim
Über Klein Veltheim und durch die Herzogsberge pilgern wir weiter am ehemaligen Truppenübungsplatz vorbei Richtung Braunschweig. Nach Klein Schöppenstedt erreichen wir die  Buchhorst und müssen am Bahnübergang, der wieder mal geschlossen ist, anhalten. Ein Zug nach dem anderen fährt durch, aber die Schranken heben sich nicht. Unser Pilgerführer stimmt ein Lied an, und ein kleiner Junge in seiner Karre hält sich die Ohren zu.

Endlich geht es dann weiter. Der Grüne Jäger ist in Sicht. Jetzt den Kleiderseller Weg lang, und man kann die Klostermauer anfassen.Wir sind am Ziel, die Klosterkirche in Riddagshausen. Einige Pilger waren bestimmt sehr glücklich das Ziel erreicht zu haben, aber niemand hat gejammert, obwohl es für Ungeübte eine Herausforderung war.

Im Hohen Chor der Klosterkirche werden wir von Pastor Kraft herzlich empfangen und mit einer kleinen Andacht verabschiedet.

Es war ein schönes Erlebnis.

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