BS Energy auf dem Holzweg?

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Heizkraftwerk Mitte. Foto: BS-Energy

BS Energy plant die Errichtung eines Altholz-Biomasse-Heizkraftwerkes an der Hamburger Straße. Die Verbrennung solchen Holzes wird ausdrücklich erlaubt. Frage: Ist belastbar gewährleistet, dass bei Altholzknappheit keine Biomasse aus den Wäldern, auch nicht aus Übersee, in Braunschweig bei BS-Energy verheizt wird? Und wie wird das garantiert? Was ist an der Holzverbrennung überhaupt nachhaltig und zukunftsorientiert?

Es wird immer deutlicher, dass Braunschweig mit der Altholz-Verbrennung ab 2023 – oder überhaupt mit der Verbrennung durch Uralt-Technik, die allernächsten Klimaziele zur Reduktion von CO2 verfehlen wird. Braunschweig würde also von vornherein mit der bisher neu geplanten Biomasse-Verbrennung eine Altanlage hinstellen. Was ist denn an der Holzverbrennung zukunftsorientiert? Nicht einmal die erhofften klimarelevanten 55% CO2-Einsparungen bis 2030 wären mit dieser Verbrennungs-Antiquität erreichbar.

Abfallholz Pixabay

Konkurrenz um Altholz

Grundsätzlich hat die Altholzverbrennung durchaus Charme. Ist Holz doch eine regenerative Energiequelle als „Nachwachsender Rohstoff“. Altholz (z. B. Möbel, Bahnschwellen) wurde immerhin schon mal genutzt und wartet auf ihre Endverwertung, nämlich die Verbrennung. Das Problem: Es entsteht CO2, auch wenn der Kohlenstoff beim Baumwachstum erst „kürzlich“ eingelagert wurde. Klimarelevant ist jeder Verbrennungsprozess, also auch die Holzverbrennung im Ofen.

Wo kommt das Altholz eigentlich her und gibt es davon überhaupt genug, um langfristig ein großes Kraftwerk zu betreiben? Gibt es hier belastbare Prognosen? Es wurde verlautbart, dass auch VW in Wolfsburg Altholz im Kraftwerk verbrennen möchte, um die Steinkohle zu ersetzen. Weitere Städte planen Altholzkraftwerke. Es ist zu erwarten, dass es zu Konkurrenzen um das Altholz kommen wird, was dann auf die Preise Einfluss nimmt.

Weitgehend intakter Buchenwald als Energiequelle? Foto Uwe Meier

Alternativen zu Altholz als Energielieferant

Jeder Schritt, der heute im Energiesektor geplant wird, sollte zu Ende gedacht sein. Und das nicht nur für die Problemlösung im eigenen Betrieb, sondern in Kooperation mit anderen am Markt Beteiligten. Mangelnde Kooperation der heute und zukünftig Beteiligten hat erfahrungsgemäß Auswirkungen auf Mensch, Klima und Mitwelt. Überhaupt ist im Energiebereich Kooperation ein Schlüssel zu mehr Nachhaltigkeit und nicht die Konkurrenz – ein altes und bewährtes biologisches Prinzip.

Totes Holz wie hier im Oberharz ist wertvolle Biomasse, die erhaltenswert ist. Foto Uwe Meier

Angesichts der Begrenztheit der Ressource Holz und der Konkurrenz unter den Holzverwertern ist ein strategisch kluges Vorgehen auch unter Berücksichtigung von Altholzverknappung erforderlich. Gemeinsame Planung ist notwendig und nicht ein „race to the bottom“. Gemeinsames Ziel muss es sein, die wichtigsten Ziele der jeweiligen Strategien erreichen zu können, ohne die Nachhaltigkeit in Biodiversität und Klimaschutz irgendwo auf unserem Globus zu gefährden.

Die Waldbesitzer, Holzindustrie und Politik machen schon heute Druck, um ihr Holz zu vermarkten: „Es ist wichtig, für die Vorzüge der regenerativen Energiequelle Holz zu werben. So können Wärme und Strom zuverlässig und bedarfsgerecht erzeugt werden. Holz kann deshalb einen wichtigen Beitrag für die Energiewende leisten“ (Werbung der Holzindustrie). Es darf derzeit begründbar bezweifelt werden, dass, wenn der Druck der Holzlobby stark genug ist, der Schutz der Biologischen Vielfalt noch eine Rolle spielen wird.

Import von verheizbaren Wäldern

Die Befürchtungen sind berechtigt. Wie wenig Rücksicht auf den Klimaschutz und Biodiversität genommen wird, zeigt schon heute der Umgang mit intakten Urwäldern in Übersee. Da muss man nicht auf Brasilien und Indonesien zeigen, wenn deren Urwälder für Soja (für unser Vieh) oder Palmöl abgebrannt werden. Für europäische Biomasse-Kraftwerke werden schon lange Wälder zerstört, wie sie diesem Bericht aus den USA entnehmen können. „Die Lüge von der nachhaltigen Bioenergie und die Zerstörung des Waldes.“

Die Wälder werden als Holzspähne – Pallets aus den USA importiert. Foto: Pixabay

Diese intensive Waldzerstörung in den USA trägt das Etikett “umweltfreundlich”. Es fließen sogar Gelder als Subventionen aus der EU in das Zerstörungswerk. „Wissenschaftler und Naturschützer sind fassungslos: Energiekonzerne werden dafür belohnt, noch mehr CO2 auszustoßen als zuvor. Dabei zerstören sie systematisch Naturwälder und Feuchtgebiete.“

2 Kommentare

  1. Leider liest man im Artikel kein Wort über das bei der Verbrennung von Bahnschwellen entstehende Dioxin…
    Für hoch kontaminierte Bahnschwellen bzw. das PVC im zur Verbrennung vorgesehenen Altholz aus Sperrmüll wird vom Gewerbeaufsichtsamt lediglich eine Verbrennungstemperatur von 850 Grad gefordert. Danach richtet sich die Planung des Betreibers Veolia.
    Üblicherweise müsste die Temperatur bei 1100 Grad liegen, für völlige Verbrennung des Dioxins 1200 Grad.
    Dann allerdings wäre auch nach formalen Kriterien offensichtlich, dass die Stadt nahe des Zentrums eine Müllverbrennungsanlage plant. Sie würde riskieren, dass grössere Teile der Bevölkerung dagegen aufbegehren.

    Was würde gar geschehen, wenn die Stadt ihren Bürgern ehrlich vermittelte, dass unter heutigen Wetterbedingungen Inversionswetterlagen sogar verhindern können, dass der 300m hohe Schornstein für die Verteilung des Dioxins sorgt?
    In der Nordstadt sähe es dann so aus: Es wird ein neues, hochpreisiges Wohnviertel in der unmittelbaren Nähe des Heizkraftwerkes errichtet, und gleichzeitig achselzuckend hingenommen, dass Abgase des Kraftwerkes mit erheblichen Dioxinanteilen durch Fallwinde direkt das neue Wohnviertel
    in der gehobenen Preiskategorie einnebeln könnten!

    Die Stadt Braunschweig lässt sich buchstäblich auf eine verantwortungsvolle Planung gar nicht erst ein.

  2. In einer Gemeinde nahe Ingolstadt sollte ebenfalls ein Holzkraftwerk gebaut werden und zwar vor allem für die Energieversorgung der Stadt Ingolstadt.
    Bei einem Bürgerbegehren wurde vor wenigen Wochen dieses Vorhaben abgelehnt. Gründe: lange Anfahrtswege für die vielen Lkws mit Holzresten, die benötigt werden, die Bedeutung von Holzresten für die Natur, die Unsicherheit, ob das auch in 10 Jahren stehende Kraftwerk dann noch von der EU als umweltfreundlich gewertet wird usw.
    Ein Fachmann auf diesem Gebiet war in Ingolstadt der Journalist Eric Händeler.

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