BIBS-Fraktion initiiert Förderprojekt zur vielfältigen demokratischen politischen Bildung der Braunschweiger Schüler*innen
Braunschweig ist unverändert ein Brennpunkt für extreme rechte Gewalt. „Vor allem Jugendliche und junge Erwachsene geraten gezielt in den Fokus rechter Akteur*innen, die so ihr menschenfeindliches Weltbild verbreiten möchten“, erläutert BIBS-Ratsfrau Bianca Braunschweig.
Dringenden Handlungsbedarf sieht sie vor allem angesichts der hohen Zahlen an rechtsmotivierten Straftattaten. So fand allein im ersten Quartal 2022 jeden dritten Tag eine Straftat mit rechtsradikalem Hintergrund in Braunschweig statt und auch bei der Anzahl der gewalttätigen Übergriffe mit rechten Motiven ist Braunschweig Spitzenreiter in Niedersachsen. Besonders erschrocken ist die BIBS-Ratsfrau über die Ergebnisse der letzten Communities That Care-Befragung, die regelmäßig Braunschweiger Kinder und Jugendliche zu verschiedenen Themen befragt: „4,1 % der befragten Schüler*innen gaben an, dass Deutschland von einem ‚Führer mit starker Hand‘ regiert werden solle – angesichts solcher Einstellungen ist es umso wichtiger, die Resilienz der Kinder und Jugendlichen gegen rechte und populistische Ideologien zu stärken.“
Gemeinsam mit den Ratsfraktionen SPD und Bündnis 90/Die Grünen ist es nun gelungen, ein Förderprojekt zur vielfältigen demokratischen politischen Bildung der Braunschweiger Schüler*innen ins Leben zu rufen. Die Präventionsangebote sollen direkt an den Braunschweiger Schulen stattfinden, um möglichst viele Kinder und Jugendliche zu erreichen. „Genau dort, an unseren Schulen, auf den Pausenhöfen, sehen sich momentan viele Schüler*innen mit rechtspopulistischem Gedankengut konfrontiert. Schüler*innen und Elternvertreter*innen traten in letzter Zeit vermehrt mit diesem Problem an uns heran. Und deswegen möchte ich mit dieser Projektidee auch genau an dieser Stelle ansetzen“, führt Ratsfrau Braunschweig weiter aus.
Aktuell reicht die zur Verfügung stehende Unterrichtszeit nicht aus, um für Probleme wie die extreme Rechte ausreichend zu sensibilisieren und vor allem Maßnahmen für eine
demokratische Gegenpraxis zu entwickeln. Allem voran steht die Überlegung, die Lehrkräfte nicht zusätzlich neben ihrem ohnehin schon großen Aufgabenspektrum mit der Organisation eines solchen zusätzlichen Bildungsangebots oder der aufwendigen Beantragung der jeweiligen Finanzierung zu belasten. Daher soll noch in diesem Jahr eine Koordinationsstelle eingerichtet werden, die die Seminare auf den Schulalltag abstimmt, förderfähige Bildungsangebote auswählt, die unkomplizierte Übernahme der Kosten des Angebotes durch die Stadt Braunschweig in die Wege leitet und die Kommunikation mit den Schulen übernimmt, damit die Lerneinheiten möglichst niederschwellig wahrgenommen werden können.
Ziel der Seminare soll nicht nur sein, gemeinsam mit den Schüler*innen Werkzeuge zu erarbeiten, mit denen rechte und diskriminierende Argumente dekonstruiert und entlarvt werden können. „Besonders wichtig ist es auch positive Beispiele zivilgesellschaftlichen Engagements zu fördern. Also Möglichkeiten der Zivilcourage aufzuzeigen oder auch die Schüler*innen zu bestärken, mehr Vielfalt zu leben. Die zahlreichen Braunschweiger Jugendverbände besitzen in diesem Gebiet der politischen Bildungsarbeit großes Know-how und sollen hier künftig ein hochqualitatives Seminarangebot bereitstellen. So können den Jugendlichen im erfolgreichen Peer-to-Peer-Ansatz die erforderlichen Kompetenzen vermittelt werden.“, stellt die BIBS-Ratsfrau Bianca Braunschweig fest.
Dass das neue Bildungsformat vorerst als Modellprojekt für zwei Jahre installiert wird, sieht sie als Chance einen solchen Lösungsweg zu testen: „Ich freue mich sehr, dass es mir in interfraktionellen Gesprächen gelungen ist SPD und Grüne von der Idee zu überzeugen ein solches Förderprojekt ins Leben zu rufen. Dass so nicht nur der Kampf gegen rechte Gesinnungen unterstützt wird, sondern auch Gedanken der Vielfalt und Zivilcourage unter Kindern und Jugendlichen gefördert werden, setzt einen wichtigen Baustein für eine starke Stadtgemeinschaft in den nächsten Jahren. Und wer weiß, vielleicht wird aus einem Modellprojekt ja auch eine dauerhafte Institution für politische Bildung an Schulen in unserer Löwenstadt“, so Bianca Braunschweig abschließend