Es gibt keine Wertstoffcontainer hinter dem „Schloss“. Und warum?
Mal wieder ein neuer „Geheimvertrag“ aus der Schmiede Hoffmann & Co.: Die Stadt darf auf dem Anna-Amalia-Platz (das ist die öde Pflasterfläche hinter den Kaufschloss-Arkaden) keine Wertstoff-Container aufstellen. Vertraglich besiegelt vor fast zwei Dekaden.
„Wir haben erfahren, dass bei der Errichtung der Schlossrekonstruktion seitens der Stadtverwaltung stringente Anforderungen an die Gestaltung des Umfelds gestellt wurden. Bereits Papierkörbe wurden seinerzeit und bis heute eher als hinderlich und optisch beeinträchtigend angesehen“, so Jutta Plinke, GRÜNEN-Bezirksbürgermeisterin Braunschweig-Mitte. Sie ergänzt: „So war es nie im Bereich des Möglichen, dort eine Wertstoffstation einzurichten.“
Müllproduzent will keinen Müll
Dabei produzieren ausgerechnet die ECE-Arkaden den Müll (zu neudeutsch: Wertstoffe). Im „Kaufschloss“ werden täglich tausende Artikel in Glasgebinden verkauft: Gurken, Wein, Gemüse, Marmelade, Bockwürstchen, Speiseöl. Aus den Elektro-Stores der ECE-Arkaden schleppen VerbraucherInnen Tonnen von Styropor, Plastikfolie und Wellpappe als Verpackung raus. Und wohin mit dem ganzen Abfall? Das muss dann der Privatmann/die Privatfrau selbst entsorgen. Notfalls auf eigene Kosten.
Grund dafür: Ein Recycling vor Ort würde das Wohlkauf-Erlebnis der geschätzten ECE-KäuferInnen beeinträchtigen. Wer dort für 80,- € ein Parfum erwirbt, will nicht sehen, wo der Verpackungskarton landet. Bitte keine Recycling-Container im Sichtbereich eines Einkaufstempels. Man könnte ja ein schlechtes Gewissen bekommen und die Kaufentscheidung ändern. Die Müllproduzenten wollen ihren Müll nicht vor der eigenen Haustür. Vor Discountern für das gemeine Volk (Aldi an der Neuen Güldenklinke, Penny am Weinbergweg, an der Tramschleife Kruckweg in Broitzem, Thüringenplatz im Heidberg hinter Aldi etc.) gilt das wohl nicht. Da stehen Wertstoff-Container in fussläufiger Entfernung zum Supermarkt-Ausgang.
Lauwarme Begründung
Etwas lauwarm begründen die GRÜNEN ihr Versagen, neben der Kaufmeile Schlossarkaden keine Recycling-Station zu installieren: „Die räumliche Nähe zu Spielplatz und Schule halten wir für kritisch. Hinzu kommt, dass im Bereich des Wandbrunnens Veränderungen bezüglich der Veloroute anstehen. Das verträgt sich mit Glascontainern nicht sonderlich gut“ (Bezirksbürgermeisterin Plinke). Am Klint, auch im Bezirk Mitte, stehen freilich mehrere Glascontainer für die rund 1000 Haushalte des Magniviertels direkt neben der Grundschule. Die „räumliche Nähe“ zum Schulgelände beträgt etwa 20 Meter. Und am Bankplatz wurden die Recycling-Container unsichtbar im Boden versenkt. Ist diese Lösung ausgerechnet für das „Schloss“ zu teuer?
Anwohner Kalle (36) aus dem Ölschlägern: „Ich renne doch nicht extra mit meinem Altglas zum Klint hoch, wenn ich mir im Nahversorger in den Schlossarkaden neue Gurken oder Marmelade kaufen will. Da schmeiße ich die leeren Gläser lieber in die nächste Mülltonne.“ Für eingeschränkte Personen oder SeniorInnen mit Rollatoren ist der Umweg zu den Containern am Klint ohnehin unzumutbar.
SPD und CDU haben sich trotz mehrfacher Nachfrage nicht mal zum Thema geäußert. So diktiert das ECE die Innenstadtplanung.
VERBRAUCHERTIPP für alle Marmeladen-, Gurken-, Stereoanlagen- , Wein- und Senfkäufer: Man kann seine leeren Gläser/Verpackungen/Gebinde auch einfach vor die Türen des ECE-Center stellen.