„Mit der Bergpredigt kann man keine Politik machen!“ (Helmut Schmidt)
Antwort: Die Botschaft der Bibel hat politische Relevanz!
Erlaubt die Bibel und der christliche Glaube den Krieg? Diese Frage ist strittig und wurde deshalb in der Ev. Akademie Abt Jerusalen zu Braunschweig intensiv und im Publikum strittig aber leider nicht erschöpfend über einige Jahre behandelt. Corona kam dazwischen.
Zwei Interviews mit gegensätzlichen Argumenten geben Margot Kässmann und der Militärdekan Michael Rhode. Die weitere Frage in diesem Zusammenhang ist, wie weit die Kirche politisch sein darf, denn Spannungen, aus denen sich Kriege entwickeln können, werden politisch vorbereitet. Muss die Kirche zur Kriegsprävention nicht schon weit im Vorfeld politisch eingreifen? Auch diese Frage ist hoch umstritten.
Ist das Beharren auf Pazifismus in Zeiten des Krieges vertretbar? Darüber ist in Deutschland eine heftige Debatte entbrannt. Die evangelische Theologin Margot Käßmann kritisiert Waffenlieferungen und begründet das mit der Bibel. „Jesus war kein Revolutionär mit der Waffe in der Hand“ lautet die Überschrift über dem Interview mit Margot Kässmann, der erklärten Pazifistin.
Dem gegenüber erklärt der Theologe und Militärdekan, Dr. Michael Rhode, der aus der Braunschweiger Landeskirche kommt, in „Evangelische Perspektiven“: „Gerechter Frieden braucht auch militärische Mittel.“ (Seite 14-17) Er meint, „dass militärische Gewalt in Extremsituationen notwendig sein kann“.
Mit diesen zwei unterschiedlichen Positionen ist das Thema Krieg und Kirche noch lange nicht ausreichend erschöpft behandelt. Denn es stellt sich eine weitere kritische Frage: Wie weit darf, soll, muss sich eine Kirche mit ihren Institutionen in politische (friedenspolitische) Debatten einmischen oder diese gar offentiv anregen? Die Frage ist insofern von Bedeutung, weil Kriege nicht vom Himmel fallen; sie sind menschengemacht. Kriegsfördernde Spannungen zeigen sich oft weit im Vorfeld. Deutlich erkennbar waren sie auch weit vor dem Ukrainekrieg. Ist es nicht auch geboten, dass sich Kirchen politisch einmischen, wenn Spannungen erkennbar werden?
Dasselbe gilt auch für Fragen der Gerechtigkeit. Sei es innerhalb eines Landes oder international. Ein Verteilungskrieg spielt sich seit Jahren auf dem Mittelmeer ab mit tausenden von Kriegstoten – aber nur auf einer Seite, nämlich auf der Seite der Schwächeren.
Im Gegensatz zu vielen einflussreichen Personen in der Kirche, die die Kirche auf die Vermittlung des christlichen Glaubens und des Evangeliums reduziert sehen wollen, bin ich der Meinung, dass die Kirche politischer werden muss. Lesen Sie dazu unterschiedliche Positionen.