Vorbemerkung der Redaktion: Vor 20 Jahren wurde festgelegt, dass die 126.000 Atommüllfässer, die im ehemaligen Bergwerk Asse II lagern, herausgeholt werden und dann woanders sicher untergebracht werden müssen. 126.000 Fässer, eine Endlosaufgabe, die viele Jahre erfordern wird. Und bisher sind lediglich vorbereitende Maßnahmen angegangen worden. Wenn die Standsicherheit des Bergwerks nun weiter gefährdet wird (bekanntlich gibt es bereits Wasserzulauf), besteht die Gefahr, dass das Ziel nur teilweise (oder schlimmstenfalls gar nicht) realisiert werden kann. Immerhin ist nun aber ein Viertel der Gesamtaktivität in „nur“ 1300 Fässern, also gut einem Prozent aller Fässer, mittelaktiven Atommülls konzentriert, so dass ein Gedanke sehr naheliegend ist. a.m.
Der Braunschweig – Spiegel fragt, Frau Hotopp von der Bundesgesellschaft für die Endlagerung (BGE) antwortet:
1. Stimmt die Beurteilung, dass diese Fässer (1300 Fässer auf der 511-Meter-Sohle, Red.) leicht zugänglich sind und daher relativ leicht zu bergen wären (verglichen mit der großen Zahl tiefer im Bergwerk in anderer Ordnung untergebrachten Fässer)?
Die in der ELK (Einlagerungskammer, Red.) 8a/511 eingelagerten Abfallfässer liegen lose auf einem Fasskegel. Der Fasskegel füllt nicht die gesamte ELK aus, so dass die Abfallfässer von allen Seiten erreicht werden können. Die ELK wurde nicht verfüllt und wird bis heute belüftet. Somit gestaltet sich die Bergung der Abfälle einfacher, als in ELK, bei denen die Abfälle fast bis unter die Decke eingelagert und später noch mit Salzgrus verfüllt worden sind. Auch ist die Anzahl der Behälter in der ELK 8a/511 im Vergleich zu den anderen ELK deutlich kleiner.
Allerdings liegen in der ELK 8a/511 mittelradioaktive Abfälle, deren Strahlung größer ist, als bei den Abfällen auf den tieferen Ebenen. Daher werden bei der Bergung und Verpackung dieser Abfälle höhere Anforderungen (z. B. im Hinblick auf Fernhantierung und Abschirmungen) gestellt.
2. Ergäbe sich nach der Bergung der 1.300 Fässer (in einem ersten Schritt) die Möglichkeit, die Sicherung des Bergwerkes durch Stabilisierungsmaßnahmen auf der 511-Meter-Sohle zu erhöhen?
Die ELK 8a/511 ist eine sehr kleine Einlagerungskammer. Das ursprüngliche Leervolumen der Kammer betrug rund 5.600 Kubikmeter. Eine vollständige Verfüllung der ELK würde den Bereich um die ELK 8a/511 stabilisieren und hat grundsätzlich positive Auswirkungen auf die Verformungen. Der Einfluss auf die Gesamtstabilität des Bergwerks ist aufgrund des kleinen Hohlraumvolumens allerdings von untergeordneter Bedeutung.
3. Gibt es Überlegungen bzw. sogar Pläne seitens der BGE, die 1.300 Fässer in einem ersten Schritt zu bergen?
Das Vorgehen bei der Rückholung sieht vor, zunächst mit der ELK 8a/511 und ELK7/725 zu beginnen. Hier sind die Planungen am weitesten fortgeschritten und die Atmosphäre in den Einlagerungskammern ist bekannt. Allerdings wird die Bergung der Abfallfässer mit unterschiedlichen Techniken erfolgen. Auch ist die Anzahl der Abfallfässer in der ELK 7/725 mit 8.530 deutlich größer, so dass es wahrscheinlich ist, dass die ELK 8a/511 die erste Einlagerungskammer sein wird, aus der die Abfälle geborgen werden.
Bis zum Beginn der Rückholung sind auch für die ELK8a noch viele Schritte zu tun, beginnend mit dem Genehmigungsantrag, der Ausführungsplanung, der Auffahrung von Strecken für das Equipment unter Tage, die Beschaffung, Montage und Inbetriebsetzung der Lüftungstechnik, der Interventionstechnik sowie der Schleus- und Verpackungstechnik. Außerdem müssen für die Bergung der Abfälle der neue Schacht Asse 5 und das Rückholbergwerk errichtet werden.
4. Falls dies nicht der Fall ist, etwa weil derartige Überlegungen geprüft und begründet verworfen wurden: Welche Gründe sprechen gegen ein solches Vorgehen (wie in 3. genannt)?
Die Rückholung wird voraussichtlich mit der ELK 8a/511 beginnen. Es gibt weder Überlegungen noch Gründe, die Bergung der Abfälle aus dieser Einlagerungskammer nach hinten zuschieben. Insbesondere die hohe Aktivität des eingelagerten Inventars (rund 25 % der Gesamtaktivität) sowie der Anteil an langzeitsicherheitsrelevanten Nukliden sprechen für einen Start mit der Rückholung der Abfälle aus der ELK 8a/511.