„Asse II – Belastungen analysieren, Risiken minimieren“

0

Für die ehemalige Samtgemeinde Asse wurden 2010 für 2002 – 2009 signifikant erhöhte Krebsraten festgestellt – dreimal so viele Schilddrüsenkrebsfälle bei Frauen und doppelt so viele Leukämiefälle bei Männern. Frühere Zahlen liegen nicht vor, da das Epidemiologische Krebsregister Niedersachsen erst im Jahr 2000 gegründet wurde.

Ein beim Landkreis angesiedelter Expertenkreis kam zu dem Ergebnis, dass nicht „nachgewiesen“ werden konnte, dass ein Zusammenhang mit der Schachtanlage Asse II besteht. „Nachweisen“ lassen sich solche Zusammenhänge bisher nur statistisch. Was die Belastungen der Anwohner durch den Müll in der Schachtanlage Asse II angeht, so sind sie für die umliegenden Gemeinden weit größer als an jedem Atomkraftwerk.

Auch zu dem Phänomen der geringen Mädchengeburten, das auch an anderen Atomstandorten auftritt, heißt es in dem Bericht des Expertenkreises, dass nach „ergänzenden Analysen der übrigen Gemeinden, die sich in unmittelbarer Nachbarschaft zur Schachtanlage befinden“ es sich in Remlingen um „einen statistischen Ausreißer handelt“. Dabei ergaben die Analysen von Dr. Scherb vom Helmholtz Zentrum, dass auch die Gemeinden Vahlberg, Kneitlingen und Evessen statistisch zu geringe Mädchengeburten aufweisen.

Erst auf Drängen der Wolfenbütteler AtomAusstiegsGruppe (WAAG) forderte der Landkreis Wolfenbüttel im Herbst 2016 die Zahlen ab 2010 an. Für diese Zahlen änderte das Epidemiologische Krebsregister die Vergleichsregion. Die (ehemalige) Samtgemeinde Asse wurde jetzt nicht mehr mit dem ländlich strukturierten Landkreis Wolfenbüttel mit – im Vergleich zu Niedersachsen – niedrigen Krebsraten verglichen, sondern mit dem Bezirk Braunschweig mit – im Vergleich zu Niedersachsen – hohen Krebsraten. Trotz der Anhebung der „zu erwartenden Fälle“ gab es 2010 bis 2015 in der ehemaligen Samtgemeinde Asse bei Männern und Frauen immer noch doppelt so viele Schilddrüsenkrebs-Neuerkrankungen als zu erwarten gewesen wären.

Trotz mehrfacher Aufforderung seit 2013 wurden die Krebsneuerkrankungen in den Gemeinden der ehemaligen Samtgemeinde Schöppenstedt, die in der Nähe von Asse II liegen, wieder nicht untersucht.

Die WAAG hat kein Verständnis dafür, dass der Landkreis jedes Jahr drei Millionen Euro des sog. Asse-Fonds in Projekte investiert, aber nicht in Projekte, die sich mit den gesundheitlichen Nachteilen durch Asse II beschäftigen.

Deshalb hat die WAAG ein Papier erarbeitet, in dem aufgelistet wird, welche Analysen nachgeholt werden müssen und was zu einem umfassenden Gesundheitsmonitoring gehört. Außerdem fordert sie darin eine verbesserte Umgebungsüberwachung und Risikominimierung für Anwohner und Beschäftigte. Dieses Papier hat sie dem Landkreis und den Kreistagsfraktionen geschickt, damit darüber auf der nächsten Kreistagssitzung beraten werden kann. Das Papier und die Hintergrundinformationen sind nachzulesen auf waagwf.wordpress.com

 

Möchten Sie den Artikel kommentieren

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.