2000 Rentner und Rentnerinnen organisieren sich in Braunschweig

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Die 17 Uhr-Andacht im Braunschweiger Dom hat Tradition. Manch ein Bürger unserer Stadt lässt dort den Tag ausklingen, um in all der Tageshektik zur Ruhe zu kommen oder sich Worte des Nachdenkens zu verinnerlichen.

Diesmal war es anders. Schon weit vor 17 Uhr sammelten sich die Menschen im Herzen der Stadt. übertragungswagen des NDR und RTL waren vor Ort. Vor dem Hauptportal standen viele kleine Gruppen in Diskussionen vertieft, teilweise mit Transparenten (Bilder siehe NDR-Bericht). Es ging um die Renten, um erbärmliche Renten vieler älterer Menschen, die 40 bis 50 Jahre in die Rentenkasse eingezahlt und Kinder großgezogen haben. Da war kein Sozialneid im Spiel, sondern Angst vor der Armut, besonders von Frauen. Armut, trotz jahrelanger Beitragszahlungen im Vertrauen auf die Rentenkasse.

Höhepunkt war zweifellos die Andacht in unserem Dom mit Domprediger Pastor Hempel. Zunächst machte er deutlich, dass Politik in der Kirche nichts zu suchen habe. Schon einmal hätten im Dom politische Demonstrationen stattgefunden. Das dürfe sich nicht wiederholen. Aber Menschen mit ihren Sorgen und Nöten würden unter dem großen Dach des Doms ihren Platz finden. Manch ein Rentner und manch eine Rentnerin hatten Tränen in den Augen, denn die Worte, die Pastor Hempel anschließend fand, trafen genau den Kern des Problems. Es geht um den Zusammenhalt unserer Gesellschaft und um Gerechtigkeit, nach einem arbeitsreichen Leben. Bei seiner Ansprache schloss er ausdrücklich die Jugend mit ein und verwies auf die zunehmende Kinderarmut in unserem reichen Land. Hier darf nichts auseinanderdividiert werden. Es kann nicht um ein Gegeneinander gehen, sondern nur um ein Miteinander. Pastor Hempel begrüßte, dass sich die Rentner aus ihren vier Wänden bewegten und für ihre Anliegen nun gemeinsam einträten. Er regte Runde Tische an, wie sie schon in Braunschweig begonnen haben. Die Erfahrung und das Wissen der Senioren, verbunden mit der Phantasie, Unbekümmertheit und Kraft der Jugend, ergäbe eine interessante gesellschaftspolitische Mischung. Ein gemeinsames Gebet und ein abschließender Choral auf der Orgel beendete die Andacht, jedoch nicht nach 5 Minuten wie üblich, sondern nach 30 Minuten.

Um 19:30 Uhr berichtete der NDR http://www1.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/demonstration26.html vom Burgplatz, dem Herzen der Stadt, wie Pastor Hempel es ausdrückte. Der Initiator der Initiative „Rentner machen mobil“, Walter Bromberger, war von der Resonanz überwältigt. Jeden Montag wollen sich die Menschen nun im Herzen unserer Stadt treffen.

Die Initiativenmitglieder waren durch Namenschildchen am Revert erkennbar. Mit ihnen konnte anschließend auf dem Burgplatz diskutiert werden. Alle betonten, dass es eine parteiunabhängige Bewegung sei, denn die Parteien wären schließlich verantwortlich für die Umverteilung des erarbeiteten Vermögens von unten nach oben und die wären verantwortlich für die Rentenpolitik und die zunehmende Verarmung. „Wir sind eine Initiative, und keine Partei“, war man sich einig.

Das Interview im NDR war hartnäckig. Die Journalistin fragte, und fragte nach: „Woher soll das Geld kommen?“ Zu Recht sagte Bromberger, dass er kein Rentenexperte sei. In unserer Gesellschaft sei das jedoch ein Verteilungsproblem und nicht, dass kein Geld vorhanden sei.

Kommentar: Es war eine gelungene und machtvolle Veranstaltung. Der Rahmen war würdig und beeindruckend, dem Thema angemessen, denn es geht um Menschen und ihre Würde. Wie es zu diesem Rentenproblem gekommen ist, und dass es nicht unbedingt mit dem demographischen Wandel zusammen hängen muss, wie es uns die interessengeleiteten Medien seit Jahren erklären wollen, wird ersichtlich aus: www.nachdenkseiten.de oder als Buch http://www.nachdenkseiten.de/?page_id=2867.

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