Waldboden ohne Schutz und das Schweigen im Walde

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Foto: Karl-Friedrich Weber (2018) Niedersächsische Landesforsten; Waldboden- und -strukturzerstörung eines 87-jährigen Stieleichenbestandes durch flächiges Befahren, Kahlschlag und Mulchen in einem Vorranggebiet für Natur und Landschaft als Ziel der Raumordnung der Region Braunschweig und im Landschaftsschutzgebiet Beienroder Holz; als naturschutzwürdig kartiert in der Landschaftsrahmenplanung des Landkreises Helmstedt

Waldbrief Nr. 46 vom 28.08.2021

„Für die einfache Unterteilung in ökologisch verträglich und ökologisch nicht verträglich gibt es keinen experimentellen Nachweis.“

(Friederike Lang, Professur f. Bodenökologie, Uni Freiburg 2015)

„Der Status Quo der im Zuge der Bodenzustandserhebung (BZE) erfassten Verformungsschäden ist sowohl im Hinblick auf die Intensität wie auch das räumliche Verbreitungsmuster alarmierend.“

(Peter Hartmann, Hermann Buberl, Heike Puhlmann et.al. 2016)

Der Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, Christian Schmidt, erreichte für Waldinteressierte in seiner Amtszeit vor allem durch seinen Umgang mit Zahlen und Fakten größere Bekanntheit. Die Satire „Wundersame Waldvermehrung: Der Zahlentrick des Ministers“ in der Sendung QUER des Bayrischen Rundfunks BR vom 6.11.2014 gehört zu den Klassikern über Desinformationen in offiziellen Verlautbarungen über den Zustand des deutschen Waldes, erfrischend für alle Menschen mit Humor, die trotzdem gern lachen.

„Es geht dem deutschen Wald gut“, verkündete der Minister als ein Ergebnis der Bundeswaldinventur von 2012 in seiner Pressekonferenz am 8. Oktober 2014. Im deutschen Wald wüchsen 90 Milliarden Bäume, soviel wie nie zuvor. Das wären mehr als tausend Bäume pro Einwohner. Zehn Jahre zuvor, in der letzten Inventur 2002, waren es erst knapp 9 Milliarden Bäume. Der anwesende Bundesinventurleiter Dr. Heino Polley erklärte auf Nachfragen der Journalisten die wundersame Verzehnfachung in zehn Jahren so, dass der Wald sich nicht „explosionsartig“ vermehrt habe. Die Zahl erkläre sich dadurch, so Polley, dass anders
gezählt worden sei. Nunmehr seien alle „Bäumchen ab 20 cm“ gezählt worden. Die QUER-Redaktion rechnete nach und stellte fest, dass sich nach bisheriger Definition eines Baumes die Zahl der Bäume in zehn Jahren nicht vermehrt, sondern von 9 auf 7,6 Milliarden verringert habe. Die Differenz zur genannten Zahl des Ministers betrug demnach 82,4 Milliarden Bäume.

„So isser, der Christian“, bewertete Minister Christian Schmidt sich einmal selbst. So blieb er sich auch treu, wenn es um Desinformationen ohne Spaßfaktor geht: Zum Beispiel über den Bodenzustand in Wäldern. Weiter

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