Presseinformation – Schluss mit Abzocke bei Dispokrediten und Kontoüberziehungen

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www.verbraucherzentrale-niedersachsen.de/braunschweig

Die meisten niedersächsischen Geldinstitute fordern immer noch zu hohe Dispo- und Überziehungszinsen Verbraucherschutzminister Meyer fordert gesetzliche Regelung vom Bund.

Hannover, 10.07.2014 – Ein Marktcheck der Verbraucherzentrale Niedersachsen bescheinigt vielen niedersächsischen Kreditinstituten die mangelnde Bereitschaft zur flächendeckenden Absenkung der Dispo- und Überziehungszinsen. Auch die Preistransparenz im Internet ist weiterhin unzureichend. Ein positiver Trend ist bei einzelnen Banken zu beobachten: sie verzichten auf den Strafzins für die geduldete Überziehung. Die Ergebnisse der Überprüfung präsentierte die Verbraucherzentrale Niedersachsen anlässlich ihrer heutigen Podiumsveranstaltung „Marktversagen bei Dispozinsen?“ mit Vertretern von Banken und Sparkassen, Verbraucherschützern und Verbraucherschutzminister Christian Meyer im hannoverschen Kulturzentrum Pavillon. Den Marktcheck zu Dispo- und Überziehungszinsen bei Privatgirokonten gibt es unter

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Niedersachsens Verbraucherschutzminister Christian Meyer begrüßte die Marktwächterfunktion der Verbraucherzentrale in diesem Bereich. Der Minister forderte die niedersächsische Kreditwirtschaft auf, dem Beispiel einzelner Banken zu folgen und dem lukrativen Geschäft mit den weit überzogenen Dispozinsen ein Ende zu setzen. Für die Zukunft seien verbindliche Rahmenbedingungen erforderlich, so Meyer: „Der Bund ist aufgefordert, hier endlich eine gesetzliche Regelung zu treffen. Niedersachsen will eine Begrenzung der Dispo-Zinsen auf maximal acht Prozent auf Basis eines marktabhängigen Referenzzinses.“
Auch sei es wichtig, dass die Kreditwirtschaft stärker zur Finanzierung unabhängiger Schuldnerberatungen herangezogen wird. Der Minister: „Wer mit
überzogenen Dispozinsen Geschäfte macht, soll auch seinen Beitrag zur Schuldnerberatung leisten.“

Die Verbraucherzentrale Niedersachsen fordert die Kreditwirtschaft auf, den Beispielen einzelner Banken zur Abschaffung der nicht mehr zeitgemäßen
Überziehungszinsen zu folgen. „Die Dispozinsen müssen in einem Schritt auf ein angemessenes Niveau von unter acht Prozent gesenkt werden. Die
„Salami-Taktik“ der Geldinstitute muss endlich ein Ende haben“, fordert Petra Kristandt, Geschäftsführerin der Verbraucherzentrale Niedersachsen.

Dispozinsen bis zu 14 Prozent
Der Marktcheck der Verbraucherzentrale in 15 niedersächsischen Städten zeigt: In den dort vertretenen Sparkassen und Genossenschaftsbanken liegt die Spanne beim Dispozins zwischen 5,95 Prozent (Raiffeisen-Volksbank Aurich) und 14 Prozent (Volksbank Jever). Viele Geldinstitute haben
unterschiedliche Zinsen für verschiedene Girokontomodelle. Bei den örtlichen Sparkassen lässt sich bislang nur ein einziges Modell finden, bei dem
Dispozinsen von weniger als 10 Prozent berechnet werden. Spitzenreiter ist hier die Sparkasse Göttingen mit einem Dispozins von 12,49 Prozent.
Deutlich günstiger ist es dagegen für Kunden in Braunschweig oder Peine, die bei der örtlichen PSD Bank Braunschweig 7,45 Prozent Zinsen für ihren
Dispokredit zahlen müssen.
Günstigere Zinskonditionen lassen sich derzeit nur bei den überregionalen Banken oder den Direktbanken finden, zum Beispiel 4,9 Prozent Dispozins bei der Deutschen Skatbank; unter acht Prozent bei der 1822 direkt, DAB Bank, DKB Deutsche Kreditbank, ING-DiBa und anderen.

Überziehungszinsen bis zu 18 Prozent
Der höchste Zinssatz für geduldete Überziehung wurde bei der Raiffeisen-Volksbank Aurich mit 17,95 Prozent ermittelt, gleich dahinter die Volksbank Südheide mit 17,75 Prozent. Positiver Trend: Einzelne Banken haben den Strafzins für Kontoüberziehungen bereits abgeschafft. Dies betrifft nicht nur Direktbanken wie 1822 direkt und ING-DiBa, Volkswagenbank und Audi Bank. Auch die Sparkassen Aurich, Celle und Gifhorn-Wolfsburg sowie die
Volksbank in Braunschweig, Wolfsburg, Delmenhorst, Hannover, Celle und Stade-Cuxhaven sind diesen Weg gegangen. Ebenso die Sparda-Banken Hamburg und Münster. Aktueller Spitzenreiter hier: Deutsche Skatbank mit 4,9 Prozent.

Keine Preistransparenz im Internet
Anders als bei den überregionalen Anbietern bzw. Direktbanken verstecken viele andere Kreditinstitute die Zinskonditionen zu den Dispositions- und
Überziehungskrediten immer noch auf ihren Internetseiten. Teilweise sind weder Preisaushang noch das Preis- und Leistungsverzeichnis auffindbar.
Ratsuchenden Verbrauchern wird so offensichtlich bewusst die Chance genommen, sich im Vorfeld eines beabsichtigten Anbieterwechsel umfassend zu informieren.

„Unser Marktcheck zeigt wieder mit Deutlichkeit das Marktversagen der Kreditwirtschaft beim Thema Dispozinsen“, resümiert Andreas Gernt, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Niedersachsen. Wenn trotz des historisch niedrigen Zinsniveaus weiter Dispozinsen von bis zu 14 Prozent
und Überziehungszinsen von knapp 18 Prozent verlangt werden, müssen die Verbraucherzentralen ihre Forderung nach einer gesetzlichen Deckelung der Dispozinsen aufrecht halten.

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