ÖPNV muss attraktiver werden, damit 49€-Ticket Nutzen hat

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Von Thorsten Bock

Das 49€-Ticket allein reicht nicht, um Autofahrer auf die grüne Welle der Vernunft, also den ÖPNV, zu bringen. Ein guter Fahrpreis ist nicht nutzbar, wenn die Anbindungen für den Weg zur Arbeit, für Einkaufsfahrten und Fahrten zum Arzt fehlen oder zur Zumutung werden. Das ist in ländlichen Gebieten fast immer der Fall.Der Effekt, die von Autos überlasteter Städte durch das 49€-Ticket zu entlasten, ist noch in weiter Ferne.

Symbolbild

Die Hauptbelastungen von motorisierten Passanten aus ländlichen Regionen werden bleiben, solange der ÖPNV als Notbehelf für Bürger ohne Auto gestaltet ist. Mit riesigen Umwegen und Umständen das Ziel erreichen zu können, ist keine Alternative zum Auto. Ein morgendliches Autorennen zu Kleinbahnhöfen, um dort noch einen zumutbaren Parkplatz zu finden, verleitet auch zu Autofahrten bis vors Werkstor. Wer ein Auto braucht, um zum Bahnhof zu gelangen, erledigt zumeist den gesamten Weg damit.

Ich sehe die Anregungen erfahrener Fahrgäste zur Erarbeitung eines nutzbaren und funktionsfähigen Verkehrskonzeptes als unverzichtbar. Die Berücksichtigung vieler Einzelheiten aus dem Wissen erfahrener Fahrgäste und Personen, die beispielsweise vom ÖPNV abgehängt sind oder nur mit riesigen Umwegen und Umständen ihr Ziel erreichen können, wird so für die Planer eine Grundlage, welche diese kaum selbst erarbeiten können. Diese Mitmachaktion wird sicherlich für einen wirklich nutzbaren und klimafreundlichen ÖPNV Erfolg haben.

Zurzeit läuft eine Mitmachaktion „besser Bahnfahren“, wobei die ARD in Zusammenarbeit mit einer Studiengruppe der Hochschule Karlsruhe eine wissenschaftliche Ausarbeitung durchführt. Es geht um das Thema, was für Änderungen im ÖPNV nötig wären, damit das 49,-€-Ticket besser nutzbar ist. Die schlechten Anbindungen in ländlichen Regionen bewogen mich, mit dem Beispiel Kreis Peine und Braunschweiger Region, dort mitzumachen (Anhang). Ich sehe die besagte Aktion als Chance, die Industrie-und Ballungszentren per ÖPNV besser an die Dörfer der Regionen anzubinden, um die tägliche Menge des Autoverkehrs zu reduzieren. Das Schreiben dazu sende ich als Anhang mit. Es wäre gut, wenn noch mehr Auffälligkeiten, die zur Abneigung vom ÖPNV beitragen, dort gemeldet werden.

Fatal ist ferner, dass regionsübergreifend viele Leitstellen und Info-Center des ÖPNV nicht bis Betriebsschluss erreichbar sind. Das führt nicht selten dazu, dass sich Fahrgäste, die auf der Strecke bleiben, sich nicht informieren können, ob der Bus noch kommt oder warum er ohne Halt durchfuhr. Schlecht bei Problemen im Betriebsablauf, für Fahrgäste und Fahrer. Sogar vor Bahnhöfen werden Fahrkartenverkaufsstellen der Busgesellschaften, die auch Infos geben, immer rarer. Viele schließen lange vor Betriebsschluss, andere fehlen ganz.

Für vernünftigen Klimaschutz gehört mehr, als ein 49€-Ticket. Fatal ist auch, dass für Personen die nur wenige Fahrten im ÖPNV machen, die Einzelfahrten und Tageskarten immer teurer werden.

1 Kommentar

  1. Schöner Beitrag! Alles nur zu wahr!
    Die Region BS stellt allerdings einen (bundesweiten?) Sonderfall dar: Dank der „genialen“ Struktur des Verkehrsverbunds Region Braunschweig (VRB) haben hier nicht die Bürger, Planer, Verkehrspolitiker etc. das Sagen, sondern mit ihrer 51%igen Mehrheit die Verkehrsunternehmen (VU), inklusive des Einnahme-Aufteilungsvertrags (EAV)! Das führt dazu, daß die VU überhaupt kein Interesse daran haben, Fahrgäste anderer Betreiber über ihr eigenes Verkehrsgebiet hinaus zu transportieren. Also gibt es zwischen zwei Dörfern in Sichtweite KEINE Verbindung zwischn der Linie A, die im Dorf A und der Linie B, die im Nachbardorf B endet.
    Der Regionalverband (RGB) hat zur Zeit keinerlei Handhabe, diesen Schwachsinn aus grauer Vorzeit zu ändern, zugunsten eines lückenfreien Netzes und zum Nutzen der Fahrgäste.
    Corona sei Dank, mußten aber einige VU ihre Konzessionen zurückgeben; über diese Chance wird nun endlich versucht, auch in dieser Region einen modernen Verbund mit attraktivem Angebot zu installieren.
    Leider wird jetzt das D-Ticket von den VU genutzt, um mit dem Hinweis auf steigende Kosten mit Angebotseinschränkunge zu drohen, weil die Politik lieber den MIV hofiert, statt den ÖV auskömmlich zu finanzieren!
    Noch Fragen?

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