Nachlese: Israelische Friedensbewegung sucht Dialog in Deutschland

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Das Israelische Komitee gegen Hauszerstörungen mit Yahav Zohar in Braunschweig

Friedensbündnis und Friedenszentrum hatten Yahav Zohar vom Israelischen Komitee gegen Hauszerstörungen nach Braunschweig (ICAHD) eingeladen. Er gab einen Überblick über die heutige Situation in Gaza, über die Besatzung und Häuserzerstörung durch Israel und über den fortdauernden Siedlungsbau auf der Westbank und in Ost-Jerusalem.
Israel eignet sich weiterhin palästinensisches Territorium an. Daraus resultiert das Problem, das im eroberten Gebiet für Israel gilt: „Land, das wir wollen, aber Einwohner, die wir nicht wollen.“ Die Israelis konnten sich nicht entschließen, ob sie das eroberte Land verlassen oder die Menschen als israelische Staatsbürger annehmen sollten. Die Folge wäre in diesem Fall gewesen, dass die Mehrheit der Israelis Palästinenser gewesen wäre. Sie entschlossen sich schließlich die Besetzung fortzusetzen, indem sie eine Militärregierung für die okkupierten Gebiete einsetzten und ihre eigenen Siedler in den Gebieten siedeln ließen.
Daraufhin begannen die Palästinenser ihren bekannten Freiheitskampf. An diesem Widerstand konnten auch „großzügige“ israelische Angebote nichts ändern. In der Oslo-Vereinbarung 1993 bot Israel an, einem palästinensischen Staat zuzustimmen, der von vornherein nicht lebensfähig gewesen wäre, da dem geplanten Staatsgebilde unter anderem Wasser gefehlt hätte und der Zusammenhalt des Staatsgebiets nicht gewährleistet gewesen wäre. Für die Palästinenser ist das keine ernstzunehmende Alternative.

Israel seinerseits fühlt sich in seiner Sicherheit bedroht und reagiert selbst mit Gewalt. Daraus entwickelte sich über die Zeit ein Kreislauf der Gewalt. 2002 und 2007 kam es zu „Arabischen Friedensinitiativen“. Voraussetzung für Frieden wäre Israels Zustimmung zur Gründung eines autonomen, palästinensischen Staates gewesen. Israel ignoriert diese Forderung und greift zur Gewalt. Unterstützt wird Israel dabei unter anderem durch Waffenlieferungen von Europa und den USA, besonders auch aus Deutschland.
Yahav Zohar stimmte zu, dass Deutschland eine besondere historische Verant-wortung gegenüber Israel habe. Aber er sagte genauso, dass Israel sich in einem gewissen Sinne wie das „misshandelte Kind, das oft seine Kinder später auch misshandelt“ benimmt. Er ruft dazu auf Israel nicht noch mit Waffen zu unterstützen.

Gegenwärtig stagniert der gesamte Nahost-Friedensprozess. Israel macht keinen ernsthaften Versuch ihn wieder aufzunehmen, sondern spekuliert auf Zeit. Möglichst viele Siedlungen sollen gebaut werden. Auch wenn die Regierung einen offiziellen Stopp verkündet hat, wird dennoch in Ost-Jerusalem weiter gebaut. Daher fordert die ICAHD zum Boykott von Waren auf, die aus den durch Israel besetzten Gebieten stammen, da von diesen immer israelische Unternehmer profitieren. Die weitere Besetzung sollte sich wirtschaftlich nicht lohnen. Der bekannte Pazifist Uri Avnery hat eine Liste dieser Waren zusammengestellt:
http://www.gush-shalom.org/Boycott/boyceng.htm

Außerdem setzt Yahav Zohar sich für die Stärkung der Zivilgesellschaften Europas und vor allem Deutschlands ein. Wenn Deutschland Waffen in ein Krisengebiet exportiert, was gesetzeswidrig ist, müssten die Wähler und Steuerzahler sich dagegen erheben und Kampagnen starten.
In der anschließenden Diskussion beteiligten sich viele Zuhörer rege und es entwickelte sich ein interessanter Meinungsaustausch, der von der Kompetenz des Referenten befruchtet wurde.

Daniel Gottschalk, Friedenszentrum Braunschweig e.V.
http://www.bdsmovement.net/

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