Die Bildungsstreikwoche ist vorbei, Braunschweig war aktiv dabei. Siehe dazu auch die Seite der Falken.
Zeit für eine kleine Bilanz.
Dass der Bildungsstreik allgemein wahrgenommen wurde, kann in jedem Fall als Erfolg verbucht werden. Egal, ob nun am Höhepunkt der Aktionen, am Mittwoch, über 100.000 oder gar an die 270.000 SchülerInnen und Studierende aktiv waren. Die Misere des Bildungssystems wurde erneut in die allgemeine Wahrnehmung gerückt. Offen bleibt jedoch, ob sich daraus tatsächlich Änderungen ergeben.
Gerade von konservativer Seite wurden die Streikenden gerne als „linksradikal“ bezeichnet, offenbar sind es dann keine ernstzunehmenden Menschen mehr und man braucht sich um die Forderungen nicht zu kümmern. Siehe dazu: “ Der Bildungsstreik — linksautonome Protestromantik mit gestrigen Forderungen?“
Bundesweite Koordination war ein Erfolg
Der Koordinierungsaufwand hat sich für die Protestierenden gelohnt. Statt über das Semester verteilt diverse kleine Aktionen an verschiedenen Orten, Hochschulen und Schulen durchzuführen, konnte durch die Konzentration auf eine Woche mit Höhepunkt am 17. Juni die öffentliche Wirksamkeit deutlich erhöht werden. Ein klares, deutliches Zeichen konnte gesetzt werden.
Ein wenig schwierig war es, die – berechtigterweise – lange Liste der Kritik und Themen zu transportieren. Allerdings sollte der Streik ja auch keine „Ein-Punkt-Kritik“ sein, sondern die vielen Schwierigkeiten im Bildungssystem thematisieren. Das ist zwangsläufig eine Aufgabe, die nicht mit einer Presseerklärung oder einer Aktion erledigt sein kann.
Und genau das ist noch die große Frage: Wird der bei den Aktiven ob der positiven Teilnahmezahlen sicher erreichte Schwung fortgesetzt? Wird es weitere bundesweite Aktionen geben? Werden die Kritikpunkte am Bildungssystem kontinuierlich weiter thematisiert? Wird es dafür weiterhin eine breite Basis gebem, die sich nicht an Details zerstreitet?
Mehr Geld …
Die Forderung nach mehr Geld ist (fast) immer berechtigt, aber ebenso immer schwierig. Irgendwoher muss es schließlich kommen. Es ist richtig, konkrete Vorschläge zu machen und diese zu belegen. Andernfalls wäre es zu einfach zu sagen, es ist halt „leider“ kein Geld da. Dabei ist Geld in der Regel nicht das Problem – die Verteilung desselben dagegen um so mehr. Aktuell zeigt sich ja im Rahmen der Finanzkrise, dass für bestimmte Akteure erstaunlich viel Geld sehr schnell zur Verfügung gestellt werden kann.
Gesamtschulen
Gesamtschulen sind bei der Mehrheit der Eltern beleibt. Bei den staatstragenden Politikern von CDU/FDP nicht. „Bildung für Alle“ oder Chancengleichheit soll aus ideologischen Gründen in unserer Gesellschaft nicht sein. Die Pädagogik vorhandener IGSen wird gegen den Willen der Eltern zerstört. Es wird fraglich sein, ob der Protest bis zu den nächsten Landtagswahlen aufrecht erhalten bleibt. Viele Initiativen sind dazu entschlossen. Man wird sehen.
Bologna – Synonym für das Versagen der Hochschulpolitik
Die Streikenden, einschließlich vieler Professoren kritisieren den Bologna-Prozess harsch. Dieser sei nicht umkehrbar, sagt Bundesbildungsministerin Schavan. Was natürlich nicht stimmt: Es ist lediglich so, dass sich BildungspolitikerInnen fast aller Parteien in diesen Zwang verrannt haben – und Fehler, die gemacht wurden, ungern zugeben wollen. Die Hoffnung vieler PolitikerInnen, mit der Umstellung auf Bachelor/Master Geld sparen zu können, war einer der vielen Fehler in den vergangenen Jahren.
Von den Etiketten Bachelor/Master abgesehen (die man wohl wirklich beibehalten wird), lässt sich aber so gut wie alles ändern.