Ludwig Baumann ist tot: Würdigung des letzten Deserteurs

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Denkmal zum Deserteursdenkmal an der Magnikirche

Ludwig Baumann war der letzte noch lebende Deserteur aus der NS-Zeit. Zeitlebens kämpfte er für die Rehabilitierung von Deserteuren und sogenannten Kriegsverrätern. Morgen, am Mittwoch den 01. August 2018, findet im DGB-Haus in Bremen die Trauerfeier statt.

Bleibt noch die Frage, wie unser Staat die Verdienste des Herrn Baumann würdigt. Natürlich gar nicht, denn Deserteure sind nicht beliebt und schon gar nicht zu ehren. Ehre und Denkmäler gebührt denen, die tapfer gekämpft haben, egal für wen, gegen wen und warum. Natürlich immer für das Gute – sagt jede Seite! Deserteure zersetzen die Wehrkraft. Dazu hat der Braunschweig-Spiegel eine Dokumentation, denn das Deserteursdenkmal wurde in Braunschweig öfter mal gestohlen oder beschädigt. Lesen Sie den Bericht über eine Feierstunden vor der Magnikirche mit ehemaligen Landesbischof Friedrich Weber, Pastor Fey, Pastor Welger und vor allem die komplette Rede von Helmut Kramer zu Deserteuren. „Die Vergangenheit ist gegenwärtig“

21 Jahre alt war der Marinesoldat Ludwig Baumann, als er im Frühjahr 1942 dem erkannten Kriegswahnsinn entgehen wollte und zusammen mit einem Freund in  Bordeaux desertierte. Doch sie wurden verhaftet, interniert, gefoltert und schließlich wegen Fahnenflucht im Feld zum Tode verurteilt. Später erfuhr er, dass man ihn zu einer Zuchthausstrafe begnadigt hatte. Sein einflussreicher Vater hatte interveniert. Baumann überlebte das Moorlager Esterwegen, das Wehrmachtsgefängnis Torgau und schließlich das Strafbataillon 500 an der Ostfront.

Der politische Widerstand in der Bundesrepublik

Nach dem Krieg fand er eine neue Aufgabe: Kampf für den Frieden, Kampf für Aufhebung der NS-Unrechtsurteile. Doch der Weg zur Rehabilitierung von Deserteuren und sogenannten Kriegsverrätern war lang, der politische Widerstand groß. 1998 hob der Bundestag alle Urteile der NS-Militärjustiz auf. 2002 folgte dann die Rehabilitierung von Deserteuren und erst 2009 als letztem Schritt auch die der sogenannten Kriegsverräter. Das waren etwa Menschen, die Juden versteckt oder Kriegsgefangenen geholfen hatten. Ludwig Baumann saß auf der Tribüne des Bundestages und verspürte Genugtuung – 64 Jahre nach Kriegsende. Dr. Helmut Kramer aus Wolfenbüttel hatte an dieser Entwicklung wesentlichen Anteil. Lesen Sie hier in der TAZ: Würdigung des letzten Deserteurs

„Der Krieg ist ein besseres Geschäft als der Friede. Ich habe noch niemanden gekannt, der sich zur Stillung seiner Geldgier auf Erhaltung und Förderung des Friedens geworfen hätte.

Die beutegierige Canaille hat von eh und je auf Krieg spekuliert.“

 Carl von Ossietzky in der Weltbühne vom 8. Dezember 1931

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