Leserbrief: Zur Kritik an Zöllen: Leben wir auf Kosten anderer?

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Zur Diskussion zum Thema Zölle in der Braunschweiger Zeitung haben wir den folgenden Leserbrief erhalten:

Trumps Zollschranken sind irre und schaden allen am Welthandel Beteiligten? Nur freier Welthandel nach der (überholten!) Theorie von David Ricardo sorgt für weltweiten Wohlstand und Armutsbeseitigung? Das ist schöne Theorie, aber teilweise realitätsblind.

Deutschland war seit Jahrzehnten stolz, „Exportnation“ zu sein, indem es mehr Devisen durch Exporte verdiente, als es durch Importe zahlen musste. In der Eurozone war es zugleich gegen eine daraus folgende Währungsaufwertung geschützt. Aber konnten wir wirklich glauben, mit dieser nicht ganz fairen Handelspraxis dauerhaft Überschüsse auf Kosten anderer Handelspartner zu erwirtschaften?

Die USA haben dagegen seit vielen Jahren riesige Handelsbilanzdefizite und einen wachsenden Schuldenberg, weshalb sie nun „die Reißleine“ zogen, wenn auch in überzogener, willkürlicher Weise. Aber dies zu beklagen und weiter nach einem freien Welthandel zu rufen, ist in Wahrheit eine selbstsüchtige Haltung der reichen Länder – auf Kosten der ärmsten dieser Welt.

Seit den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts hat sich der Wert der weltweiten Warenexporte mehr als verzehnfacht, aber nur das Einkommen des reichsten Fünftel der Menschheit ist gestiegen, während das des ärmsten Fünftels stark gefallen ist. In den meisten Entwicklungsländern, die sich auf Druck der Industrieländer dem zollfreien Handel öffneten, hat die Armut sich nicht verbessert, haben die Exporte der reichen Länder oftmals die eigene Wirtschaft ruiniert.

Außerdem hat der Freihandel in den vergangenen vier Jahrzehnten weltweit Umweltschäden im Wert von mehr als 8,7 Billionen US-Dollar (Stand 2008) verursacht, meist zu Lasten der Ärmsten. Freihandelszonen können Todeszonen für Umwelt und Armut sein. Nur faire Zölle und Handelsverträge können das Problem umgehen und der Verzicht auf immer höhere Wachstumsraten.

Reinhard Faudt, Braunschweig

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