„Kultur für Alle“ stellt sich vor …

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Wir setzen uns für ein soziokulturelles Zentrum in Braunschweig ein. Unserer Meinung nach sollte die Auswahl eines zukünftigen Standortes die Interessen der unabhängigen Kultur und der Nachwuchsförderung wahren. Unser Verein hält mehrere Standorte für diskussionswürdig, z. B. das ehemalige MIAG-Gelände an der Ernst-Amme-Straße, die ehemalige Schmalbach-Kantine an der Hamburger Straße, Hallenflächen an der Böcklerstraße, die umfunktioniert werden könnten, oder zwei Hallen an der Frankfurter Straße. Dies sind nur einige Beispiele.

Ebenfalls sind wir der Meinung, dass sich Gewerberäume wie Einzelhandelsflächen oder Praxen umwidmen lassen. Zum Beispiel steht in der Kreuzstraße ein ehemaliger Schlecker-Markt leer – auch in anderen Stadtteilen gibt es vergleichbaren Leerstand.

 

Gegenwärtig ist nicht abzusehen, inwieweit sich Mehrheiten im Rat finden lassen, die sich auf ein neues Zentrum einigen können. Bei dem moderierten Treffen mit Vertretern von über 20 Institutionen und Gruppen zur Findung eines neuen soziokulturellen Zentrums, wo eigens ein externer Moderator beauftragt worden ist, wurde nach fünf Sitzungen von der Verwaltung eine Auswertung vorgelegt.

Die Verwaltung hat mittlerweile eine Zusammenfassung erarbeitet, die als Ratsvorlage dienen soll (ca. 30 Seiten). Der Anhang umfasst nochmal 27 Seiten und gibt wortwörtlich die Kommentare der Vereine, Institutionen und Initiativen wieder. Die Verwaltung meint aber, sie könne erst zur Ratssitzung am 17.12.2013 ihre Stellungnahme abgeben. Wir bedauern diese erneute Verzögerung und fragen uns, was die Verwaltung noch erarbeiten will.

Die neueste Entwicklung ist am 9. August im Kultur- und Wissenschaftsausschuss durch einen fünfseitigen Sachstandsbericht dargelegt worden. Auf Seite vier macht die Verwaltung deutlich:

„dass zwar der Bedarf, … besteht, die größte Priorität resp. Handlungsdruck jedoch im Bereich Musik besteht. Das kulturelle Angebot des ehemaligen FBZ, so die ursprüngliche Vorlage, wird im Rahmen der Möglichkeiten durch andere Anbieter aufgefangen. Sofern, wie aus den Konsultationen hervorgeht, alle nunmehr definierten Bedarfe über die Errichtung dieses soziokulturellen Zentrums umgesetzt werden sollen, hat die Verwaltung Sorge, dass dies die finanziellen Möglichkeiten der Stadt sprengt.“

Der Verein Kufa e.V. findet diese Einlassung sehr bedauerlich, da das bedeutet, dass kein neues soziokulturelles Zentrum seitens der Verwaltung vorgeschlagen wird, sondern eher eine zweite abgespeckte VW-Halle. Wegen dieser einseitigen Ausrichtung sind vier Ini-tiativen aus dem moderierten Treffen ausgetreten. Wir sehen den Bedarf nicht im Angebot einer kleineren Halle für die Mainstream-Bespaßung sondern in einer Kombination aus unabhängiger Kultur aus Braunschweig und Umgebung und einer kleineren Halle.

Wir vom Kufa-Verein wollen aber nicht zwischen der Verwaltung und der Politik zerrieben werden. Deshalb entwickelt sich unsere Diskussion dahin, dass wir ein „Kultur-Café“ als Anlaufstelle betreiben möchten um uns verstärkt für eine freie und unabhängige Kultur einzusetzen. Die kann gleichzeitig Kontaktbörse sein, bei der kulturelle Beiträge statt finden wie z. B. Musik und Tanz, Lesungen, Ausstellungen zu Fotografie und Malerei. Sie bietet dazu für alle, die über wenig Mittel verfügen, ein bis zwei Räume als Treffpunkt.

Auch denken wir daran, uns unter dem Arbeitstitel „Kultur auf Zeit“ Läden anzumieten oder Flächen, die wir kostenfrei erhalten, für auf Zeit zu bespielen. Hier könnten wir ganz bewusst in den verschiedenen Quartieren der Stadt kostengünstig und eigen-verantwortlich selbst tätig werden. Uns ist aber klar, das dann ein größerer Lagerraum gemietet werden müsste, wo wir das Equipment unterstellen könnten. Den höheren orga-nisatorischen Aufwand mit Auf- und Abbau könnten geringere Kosten gegenüber stehen.

Um an finanzielle Mittel zu kommen, prüfen wir inwieweit eine Kultur-Genossenschaft genügend Einnahmen für eine freie Kulturszene einbringen könnte. Wir wollen einen Spendenaufruf starten und versuchen Förderer zu finden.

In Zeiten, in denen auch die Kultur dem Diktat der Wirtschaftlichkeit unterworfen werden soll, setzen wir uns dafür ein die politischen Parteien und Organisationen der Stadt zu überzeugen, dass 5 % des Kulturetats für die unabhängige, freie Kulturszene eingesetzt werden. Braunschweig hat einen Kulturetat über 32 Mio. € im Jahr 2013, dies würden 1,6 Mio. € für die freie Kulturszene bedeuten.

Wir würden es begrüßen, wenn die Stadt Braunschweig einen Kleinkunstpreis für 3000.-€ ausloben würde, damit auch diese Sparte mehr Wertschätzung erfährt. Ein runder Tisch der Kulturschaffenden alle ein bis zwei Jahre könnte zu mehr Teilhabe an Demokratie führen. Wünschenwert wäre auch ein Tag der Kleinkunst in der Stadt und in den Stadtteilen analog zu dem 2005 stattgefundenen Tag der offenen Haustüren. Wir bemühen uns einen offenen Dialog zur Einführung von Förderrichtlinien ins Leben zu rufen, der einfach und verständlich den Zugang und Umgang zu Fördermitteln erklärt.

Auf dem Weg zu einem soziokulturellen Zentrum in zentraler Lage sehen wir unsere ureigensten Aktivitäten. Machen wir gemeinsam den Verein Kufa e. V. zu einem starken Partner der Stadt – wie wollen Kultur für alle in Braunschweig!

Verabschiedet auf der Vorstandssitzung, am Dienstag, den 20. 8. 2013

Wir beim 1. Kulturstammtisch in der DRK-Kaufbar

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