Erich Vad hat ein kleines Buch geschrieben. Über eine Entwicklung, die uns ins Verderben führen kann: Krieg in Deutschland. Nein, Vad ist weder Sensationsjournalist noch verdient er sein Geld als Science Fiction – Autor. Er ist General a. D., also einer, der mit Fragen von Strategie und Militär bestens vertraut ist; als Berater hat er sein Fachwissen einige Jahre mit Kanzlerin Merkel geteilt.
Vad skizziert mit wenigen Pinselstrichen, wie es tatsächlich zu einem Krieg in diesem Jahr kommen könnte und was dieser Krieg mit uns und unserem Land machen würde. Beginnen wir mit dem Ergebnis seiner Betrachtung:
„Dann wird Krieg in Deutschland herrschen. Realer, brutaler, blutiger, grausamer Krieg. Deutschland wird schnell handlungsunfähig werden. Chaos wird regieren. Wirtschaft und Gesundheitssystem werden zusammenbrechen. Unsere Heime werden in Trümmern liegen, wir werden hungern und frieren. Der Staat wird es nicht für uns richten können.“
Vad betont, dass er dabei „ein Risiko aufzeige, ein realistisches Szenario, eine von mehreren Möglichkeiten“. Er tut das nicht, um uns zu schocken oder zu gruseln, sondern um uns zum politischen Handeln zu bringen:
„Lassen Sie uns bitte alles dafür tun, ein Deutschland wie auf den vorhergehenden Seiten zu verhindern.“
Wie könnte es zum Krieg im August 2025 kommen?
Vad stellt sich vor, dass die neue Bundesregierung das Taurus-Waffensystem an die Ukraine liefert; nach den Aussagen der Herren Merz, Habeck und Lindner ist das leider gut möglich. Die Ukraine setzt diese Waffe zur Zerstörung der Kertsch-Brücke im Schwarzen Meer ein, die Marschflugkörper zerlegen auch das russische Verteidigungsministerium und den Kreml. Aus russischer Sicht ist das der Eintritt Deutschlands in den Krieg, im Gegenschlag werden deshalb die symbolträchtige Fehmarnsundbrücke, die Produktionsstätte von Taurus in Schrobenhausen und das Bundeskanzleramt per Raketenbeschuss zertrümmert. Sofort ruft die NATO den Bündnisfall aus, die Bundesregierung verlegt ihren Sitz in eine Kaserne außerhalb Berlins, kurz darauf dann an die Ostküste der USA. Der Krieg zwischen Russland und der NATO hat begonnen.
Deutschland als Drehscheibe für Hunderttausende von Soldaten
Die NATO beginnt, etwa eine Million Soldaten an die Ostgrenze des Bündnisses zu verlegen, hauptsächlich aus europäischen Ländern, da die USA sich zurückhalten und keine zusätzlichen Truppen entsenden. Dieser langwierige Aufmarsch führt quer durch Deutschland, das schlicht als Drehscheibe zu fungieren hat. Russland ist bestrebt, die gegnerischen Truppen schon auf dem Weg zum Schlachtfeld außer Gefecht zu setzen. Also werden die Autobahnen, die in West-Ost-Richtung verlaufen, wie deren Knotenpunkte beschossen, eventuell auch das gesamte deutsche Autobahnnetz.
Die USA haben die Raketen und Marschflugkörper, deren Stationierung in Deutschland für 2026 geplant ist, schon vorher in Stellung gebracht. Sie schießen damit jetzt zurück. Russland reagiert darauf mit einem Vergeltungsschlag auf mehr als 40 amerikanische Militäreinrichtungen in Deutschland, nicht zuletzt auf die Hauptquartiere in Ramstein, Spangdahlem, Wiesbaden und Stuttgart. Nun entwickelt sich ein brutaler Schlagabtausch, der allerdings auf europäisches Territorium begrenzt bleibt.
Leider kein Hirngespinst: die zu erwartenden Folgen für uns alle
Zehntausende Zivilisten werden dabei getötet, weit mehr verletzt. Städte wie Braunschweig, die an den Autobahnen wie der A 2 liegen, wird es am schlimmsten treffen; denn dort werden viele Soldaten auf ihrem Weg nach Osten zeitweise untergebracht. Hunderttausende Deutsche flüchten im eigenen Land, sie verstopfen die Routen der NATO-Truppen. Stromnetz, Wasserversorgung, Abwasserentsorgung, Müllbeseitigung, Schulen und Krankenhäuser werden beschädigt oder vollständig zerstört. Heimisch produzierte Medikamente und Lebensmittel werden knapp, auch der Import gerät ins Stocken, Krankenhäuser sind überfüllt.
Die Stromausfälle sorgen für den Zusammenbruch vieler Systeme: Heizen, Kochen, Telefon, Radio und Fernsehen. Die Produktion steht still. Kommunikation und Information sind nur noch lückenhaft oder gar nicht möglich. Man kann sich nicht mehr waschen, Kleidung und Geschirr reinigen. Müll bleibt liegen. Seuchen breiten sich aus.
An dieser Stelle brechen wir die Darstellung des Schreckens ab. Vad führt sie noch weiter aus, geht zum Beispiel auf die Flucht vieler Wehrfähiger oder auf die Zwangsverpflichtung zehntausender Zivilisten (von 18 bis 65 Jahren) ein. Er schreibt unmissverständlich, dass es sich keineswegs um ein Hirngespinst oder Horrorszenario handele. Wörtlich:
„Nein, so würde es mit hoher Wahrscheinlichkeit aussehen, falls der Ukraine-Krieg eskalierte und unser Land in diesen Krieg hineinrutschte.“
Es geht wohl jedem von uns so, dass man das Buch am liebsten schnell beiseite legen und den Inhalt vergessen möchte. Denn man spürt die Ausweglosigkeit für jeden Einzelnen und jede Familie, wenn das „Szenario“ erst einmal losbricht, die Ohnmacht, der man nicht mehr entkommen könnte.
Gut, dass Vad der Darstellung des Szenarios auf 15 Seiten dann acht Maßnahmen auf 60 Seiten folgen lässt, mit denen sich der Krieg verhindern ließe (wir werden darauf in einem weiteren Artikel eingehen). Man kann aus der Darstellung des nicht mehr auszuschließenden Krieges also auch die Motivation schöpfen, genau dieses Szenario zu verhindern. Allerdings gerade nicht durch „Kriegstüchtigkeit“, denn wir müssen vor allem „aus der destruktiven Spirale tatsächlicher und potentieller Kriege herauskommen“, so Erich Vad.
Aber dazu später mehr.
Erich Vad: Ernstfall für Deutschland. Ein Handbuch gegen den Krieg. Westend Verlag 2024. 15 Euro
Das klingt alles ziemlich irre: die Ukraine bombardiert Moskau mit Waffen aus Deutschland, was schon eine entsprechende Reaktion ausloesen koennte – und sei es, um Deutschland von weiteren Lieferungen ab zu halten.
Ich denke, man muss beruecksichtigen, dass die Ukraine sich im Krieg befindet und vielleicht glaubt, nichts mehr zu verlieren zu haben (was nicht stimmt: Flaechenbombardements ziviler Gebiete wie im zweiten Weltkrieg hat es bisher nicht gegeben).
Die ukrainischen Fuehrer glauben vielleicht, den Krieg noch gewinnen zu koennen, wenn sie die Nato in eine aktive Rolle zwingen (was die Nato 1. auf keinen Fall will, dass aber 2. nicht zugeben will).
Vad sieht das, ich vermute Harald Kujat oder Raplph Bosshard (fuer die Schweiz) sehen das aehnlich.
Merz ist Jurist – vielleicht sollten wir eine Division Anwaelte ueber Kiew (oder Kursk?) absetzen. Dann sieht man, was passiert.
PS:
Schwer zu sagen, wie weit Vad Recht hat mit den Verstaerkungen aus den USA. Noch gibt es US-Truppen in Europa, die auch Zielscheibe wuerden, und die man nicht schnell evakuieren (oder im Stich lassen?) kann.
Aber der Hauptfeind Amerikas waere China, fuer den man Kraefte sparen wuerde. Ziel des Ukraine-Krieges ist nicht die Freiheit der Ukraine, sondern die Schwaechung Russlands (s. Bzrezinskis Buch: Krim und Ukraine abtrennen!) auf Kosten der Ukraine (und notfalls Europas), und die Sicherung der amerikanischen Herrschaft.
Bleibt die Frage, welche Rolle Israel in Trumps Kalkuel spielt. Ist da Interesse (wo ich vermute, etwa soviel wie am Christentum 😉 oder stellt er nur seine evangelikalen Unterstuetzer ruhig?
Die Russen werden die Scharte aus Syrien auswetzen wollen und liefern Flugzeuge an den Iran – der zweite grosse Konflikt?
Da wuerde mich mal ein Kommentar von Markus Reisner interessieren, auch zu den Taurus …