Kolonialgeschichte auch in Braunschweig keine Ehrengeschichte

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Die BIBS-Ratsfraktion: Bernhard Piest, Tatjana Jenzen und Bianca Braunschweig

Von der BIBS-Ratsfraktion

Wie einer Pressemeldung der Stadt vom 21.10.2021 zu entnehmen ist, gelangte das braunschweigische Herzogtum um 1900 in den Besitz eines Patronengürtels  – nach Exekution des legendären Ovambanderu-Anführers Kahimemua Nguvauva auf dem heutigen Gebiet von Namibia.

Die BIBS-Fraktion begrüßt ausdrücklich das Projekt des Städtischen Museums ‚kolonialgeschichtlich belastete Objekte hinsichtlich ihrer Provenienz zu erforschen und im Zuge dieser Recherchen in den Dialog mit Herkunftsgesellschaften zu treten, um mögliche Restitutionsforderungen zu klären und zukünftige partnerschaftliche Kooperationen zu befördern‘.

Die BIBS erinnert in diesem Zusammenhang an den ‚Erinnerungsort historische Garnisonsstadt Braunschweig‘ am Rande des Baugebietes Roselies am Möncheweg, an welchem bis heute auf einem Gedenkstein an die militaristischen Preußischen Traditionsverbände inklusive der Schutztruppe Deutsch-Südwest gedacht wird. Diese ist für den Völkermord an den Herero und Nama verantwortlich – auch Braunschweiger Regimentsführer haben in leitender Position an diesem Völkermord mitgewirkt.

Der kürzlich erfolgte Besuch einer Delegation aus Namibia in Braunschweig wird daher zum Anlass genommen,auf solche geschichtsrevisionistischen Tendenzen der militärischen Traditionsverbände hinzuweisen.Der Genozid an den Herero und Nama wird durch dieses Gedenken verharmlost, damit werden die Opfer beleidigt und das Leid ihrer Vorfahren und das erfahrene Unrecht werden nicht anerkannt.

Dass in Zeiten von ‚Black Lives Matter‘ in unserer Stadt auf einem Stein den Verantwortlichen für diese Verbrechen gedacht wird, erscheint uns den Nachkommen der Opfer gegenüber völlig respektlos und geschichtsvergessen.

Angesichts der seit Mai diesen Jahres auch offiziell als Völkermord anerkannten deutschen Massaker im heutigen Namibia sollte daher auch Braunschweig einen Beitrag zur Anerkennung und Aufarbeitung dieses dunklen Kapitels deutscher Kolonialgeschichte leisten.

Mindestens sollte hier durch eine ergänzende Informationstafel der Völkermord an den Herero und Nama durch die Schutztruppe Deutsch-Südwest erläutert werden.

Die BIBS-Fraktion wird deshalb in der Ratssitzung am 16. November dazu eine Anfrage stellen.

Außerdem ruft die BIBS für den Volkstrauertag am 14. November um 9 Uhr am Möncheweg zum Gedenken an die Opfer auf.

1 Kommentar

  1. An den sog. Traditionssteinen im Baugebiet Roselies am Möncheweg („Ehrenhain“) wird u.a. die Schutztruppe Deutsch-Südwest als Vorbild der heutigen Bundeswehr geehrt;
    in den zurückliegenden Jahren unter Teilnahme so zielmlich aller Rückwärts-Gewandten und militaristisch Begeisterten von Victoria-Luise bis Richard Borek

    – so z.B. vor vier Jahren beim Sommerfest anschließenden Schiess-Übungen auf dem ehem. Schießplatz Herzogsberge – siehe Bilder: in der Mitte mit Borek am Schiessplatz – http://www.panzerbataillon24.de/Aktuell/Treffen%20Borek.html

    Nichts gewusst – nichts aus der Vergangenheit gelernt ?

    siehe Seite 5:
    http://www.bibs-fraktion.de/fileadmin/user_upload/unser_bs_nr12.pdf

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