Hagenmarkt – letzte Robinien von Fällung bedroht!

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Heinrichsbrunnen auf dem Hagenmarkt. Foto: Friedrich Walz

Von Edmund Schulz, BI Baumschutz

Zur Debatte um den Hagenmarkt hat die Bürgerinitiative Baumschutz einen offenen Brief geschrieben, der u.a. an den OB sowie alle Fraktionen des Rates verschickt wurde. Wir dokumentieren nachfolgend Auszüge der Stellungnahme der BI Baumschutz zur Umgestaltung des Hagenmarkts (hgd):

„Wir kritisieren vor allem die vermeintliche Bürgerbeteiligung, die aus unserer Sicht keine war. Unsere Wünsche für die Fläche westlich der Katharinenkirche sind:

• alle bestehenden alten Robinien zu erhalten und die Planung entsprechend anzupassen
• keine weitere Versiegelung des Platzes, auch nicht mit wassergebundener Decke
• deutlich mehr Bäume zu planen, darunter mindestens 30 neue Robinien
• nur großkronige Bäume zu pflanzen

Wir möchten Sie hiermit bitten, entsprechende Änderungsanträge zu der Vorzugsvariante der Verwaltung zu stellen (oder solche anderer Fraktionen zu unterstützen) und nur bei Annahme derselben für die Vorzugsvariante zu stimmen.“

Die Fällungsabsicht wurde auf einem der „Bürgerworkshops“ aus „Gestaltungsgründen“ respektlos in einem Nebensatz kundgetan, als ob die Bäume keinerlei Wichtigkeit für das Klima, das Stadtklima und unser Wohlbefinden hätten. Die blühenden Robinien verströmen einen betörenden Duft, der anzeigt, dass der Sommer beginnt. Sie wurden von der Stadt mit Zugversuchen auf ihre Sicherheit überprüft. Sie haben über 50 Jahre lang ALLEN Stürmen widerstanden. Wertvolle alte Bäume kann man nicht neu pflanzen!

Mit welchem Recht dürfen Stadtverwaltung […] und Büro Ackers hier ein weiteres Stück unseres Klimas – unserer Zukunft – zerstören?

Angesichts des dritten Dürrejahres in Folge aufgrund der Klimakatastrophe, sehen wir überall in der Stadt sterbende Bäume. Umso wichtiger und lohnender ist es, Planungen so zu gestalten, dass große Bäume erhalten werden. Sie kühlen und halten das Wasser. Die Hagenmarktrobinien benötigen keine Wassersäcke oder andere Bewässerungsmaßnahmen. Bitte planen Sie Bäume dort, wo Bäume fehlen, nicht dort, wo schon Bäume stehen!

Auch der mit 92 %-iger Mehrheit vorgebrachte Wunsch der Bürger/-innen nach einer starken Reduktion des Autoverkehrs fand keine Beachtung. Ein Untersuchungsauftrag an das Verkehrsbüro WVI wurde mit gegenteiliger Aufgabenstellung erteilt. Die „Vorzugsvariante“ reduziert zwar die Autofahrspuren, erhält aber trotzdem die Leistungsfähigkeit für den Kfz.-Verkehr. Verbesserungen für den Radverkehr dagegen sind eher bescheiden ausgefallen.

Wir kritisieren die geplante starke Versiegelung und dass zu wenig und keine großkronigen Bäume geplant sind. Außerdem sollte die Haltestelle „Hagenmarkt“ auf den Hagenmarkt in die Nähe der geplanten neuen Ost-West-Haltestelle verlegt werden, statt auf dem entfernten Bohlweg zu bleiben.

Die angebliche Bürgerbeteiligung war aus unserer Sicht eine Scheinbeteiligung – eine reine Alibiveranstaltung. Mehrere Bürger/-innen und -initiativen haben Ideen und ganze Planungsvorschläge dort eingebracht (von uns: „Amphitheater“ und „Hagenwald“). Diese wurden zwar erwähnt, in den Workshops aber ignoriert, wie auch der vielfach vorgebrachte Wunsch nach dem Erhalt der Robinien. Die Rolle der Teilnehmer/-innen wurde darauf beschränkt, verschiedene Entwurfsvarianten des Büros Ackers zu diskutieren und zu bewerten. Die Vorschläge der Bürger/-innen und Initiativen wurden aber leider nicht diskutiert!

2018 hat der Weltklimarat der UNO den IPCC-Bericht veröffentlicht. Darin heißt es sinngemäß, dass die mit dem Klima verbundenen Probleme (Dürre, Überschwemmungen, Meeresspiegelanstieg, Unbewohnbarkeit bestimmter Regionen, tödliche Hitze usw. dramatisch zunehmen werden, wenn der Temperaturanstieg nicht auf 1,5 Grad begrenzt werden kann. Dies setzt aber voraus, dass der Ausstoß von Treibhausgasen innerhalb weniger Jahre gestoppt werden müsste. Was hat sich seitdem geändert?

In unserer Gesellschaft: NICHTS! Am Klima: es geht viel schneller, als 2018 berechnet wurde. Die ersten Kipppunkte sind erreicht. Wann ist unser Sauerstoff verbraucht, wenn immer weniger Bäume und Meere Nachschub produzieren können, wenn weiterhin so viele Bäume verbrennen, vertrocknen oder gefällt werden (z.B. nicht nur in Südamerika oder Rumänien, sondern auch konkret in BS: Hagenmarkt, Viewegs Garten, Glogaustr., Spargelstr., Simonstr., BBG, Vonovia, Jasperallee usw.)?

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