Genug ist wohl nicht genug

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In Annaberg-Buchholz ist die DDR auch im Jahr 2019 Foto: Klaus Knodt

In Annaberg-Buchholz ist die DDR auch im Jahr 2019 noch „Kult“.

30 Jahre nach dem Mauerfall fand ich kürzlich dieses Plakat in einem renommierten Geschäft am Marktplatz von Annaberg-Buchholz (Sachsen). Der Platz ist fein gepflastert mit Granitstein-Katzenkopf, das Rathaus ist restauriert, die Kirche ist saniert, die Straßen sind neu geteert – oder wo es der Denkmalschutz erforderte – historisierend neu bearbeitet. Es gibt Tankstellen, ein Gewerbegebiet, Schulen und Berufsschulen, Supermärkte, Verkehrsanbindungen. Es gibt Sportvereine, Kleingartenkolonien und eine lebendige Kultur mittelständischer Unternehmen, die im Handel und der Gastronomie tätig sind. Und es gibt Menschen, die immer nur mürrisch sind.

Ich war als Wahlbeobachter in Annaberg-Buchholz. In „meinem“ Wahllokal haben fast 50 % die AfD gewählt und rund 25 % die „Linke“. Protestwähler, wie es so schön heißt.

Genug ist offenbar nicht genug. Man kann nicht den Euro (damals die D-Mark) wollen, aber den bundesdeutschen Kapitalismus ablehnen. Ent- oder weder. Das larmoyante Gewinsel der „Zonis“ geht mir inzwischen echt auf den Wecker. In Winsen/Luhe, Duisburg oder Schöppenstedt sieht die Infrastruktur viel kläglicher aus als in Annaberg-Buchholz. In Schöppenstedt fährt am Wochenende nicht einmal mehr die Bahn. Im sächsischen Annaberg-Buchholz verkehrt sie ab 5.40 Uhr halbstündlich nach Leipzig.

Gebratene Tauben fliegen Niemandem ins Maul. Das sei ein kleiner Hinweis an die Unzufriedenen in Annaberg-Buchholz. Und die vom „Volk“ verhassten Inder und Türken, die in der Wolkensteiner Straße ihre Imbisse betreiben, zahlen mehr Steuern als die verrenteten „echten DDR-Bürger“.

Zonis, hört endlich auf zu meckern. Oder wollt ihr die Stasi wieder? Nix zum Anziehen, keinen Kaffee, keine Bananen, keine Autos und keinen Aldi/Penny? Keine befahrbaren Straßen, keine Stahlträger, keine Strumpfhosen? Ist Euch genug zum Leben nicht genug?

„Der Westen“ hat genug Rücksichten auf östliche Empflindlichkeiten genommen und muss mal über das Wort „Undankbarkeit“ nachdenken. Die Mauer ist inzwischen länger weg, als sie stand. Wer in lauter Freiheit „70 Jahre DDR“ feiert, hat wohl die Geschichte nicht verstanden. Und wer dabei mitmacht, ist ein jämmerlicher Heuchler und Opportunist – so, wie die DDR ihn wohl erzogen hat.

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