Darüber wird Frau Prof. Krone-Schmalz sprechen: „Der russische Einmarsch in die Ukraine ist durch nichts zu rechtfertigen. Jetzt kann es nur darum gehen, diesen Krieg so schnell wie möglich zu beenden und eine tragfähige Lösung für die Zukunft zu finden. Welche Rolle kann Diplomatie spielen? Helfen Sanktionen oder schaden sie eher? Sind Härte und Abschreckung das Mittel der Wahl oder doch Entspannungspolitik und Versöhnung? Wie konnte es überhaupt so weit kommen? Und wie steht es um unsere Gesellschaft angesichts existenzieller Fragen um Krieg und Frieden?“
Aus der Redaktion des Braunschweig-Spiegel: Nicht erst seit dem russischen Angriff auf die Ukraine, sondern schon zu Coronazeiten rüsten viele BürgerInnen sprachlich auf. Wir feiern „Tapfer-“ und mit „Unbeugsamkeit“ die „Helden“, die für uns in die Bresche springen und unsere Freiheit verteidigen. Andere sind dagegen und denken an die vielen Toten, Verletzten, Witwen und Waisen. Alle beziehen ihre Informationen aus den Medien, die uns sowohl Leid als auch Kampfeswillen vermitteln. Aber nur aus bestimmten Medien, nämlich in der Regel nur aus denen, an die wir uns über Jahre in Friedenszeiten gewöhnt haben. Medien, und darin handelnde Journalisten die andere Meinungen vertreten und kritisch mit der veröffentlichten Meinung umgehen, werden dagegen verunglimpft oder gar verboten. Es scheint in der öffentlichen Diskussion, dass wir alles glauben was unsere Medien verbreiten, denn angeblich macht Propaganda nur die jeweilige Gegenseite. Zum Thema Propaganda wird es im September in der Ev. Akademie Abt Jerusalem eine Veranstaltung geben.
Der Krieg bestimmt seit einem Jahr fast alles. Er beeinflusst unser Denken, unsere Sprache und unsere demokratisch geprägten Umgangsformen – und zwar negativ. Allzu schnell werden auf schmaler Informationsbasis Etiketten verteilt, wenn man sich mit den falschen Menschen und Gruppen unterhält, wenn man der Meinung von Generälen eine höhere Kompetenz beimisst als der von Journalisten oder parlamentarischen Waffenlobbyisten oder auch eine Meinung vertritt, die nicht jeden Tag in der Zeitung steht. Der Respekt vor einer anderen Meinung droht verloren zu gehen. Die wirkliche Schande für dieses Land ist eine Verrohung des Diskurses und damit einhergehender Demokratieverlust. Viele Jahre währende Freundschaften zerbrechen; durch viele Familien zieht sich eine unerbittliche Kontroverse. Die willentliche Zerstörung von Verwandtschaften spielt keine Rolle mehr – hauptsache es hat jemand recht. Rechthaberei ist inzwischen stärker als jede menschliche Beziehung und demokratische Gesinnung.
Natürlich kann und darf man das alles anders sehen und Waffenlieferungen an die Ukraine für politisch notwendig betrachten oder auch als falsch. Man darf die Friedenskundgebung ablehnen und grundverkehrt finden, ihr aber auch zustimmen. Was man nicht darf ist lügen! Warum aber findet man dann nicht die passenden Worte, wenn man sich der Überlegenheit seiner Argumente so sicher ist? Wo bleibt die Diskussionskultur mit dem Respekt vor der anderen Meinung – sogar wenn diese falsch sein sollte? Die Sorge gilt der Meinungsfreiheit, eine Säule unserer Demokratie. Die gilt es zu bewahren und zu schützen, denn darauf basiert unser demokratisches Gemeinwesen.
Um den Respekt vor der anderen Meinung eines Menschen, der in der Öffentlichkeit steht, geht es dem Braunschweig-Spiegel auf einer Veranstaltung, die am 20. April der Braunschweig-Spiegel federführend in der Pauli-Kirche durchführt. Im Rahmen einer Diskussionsveranstaltung wird die Journalistin und Autorin Frau Prof. Krone-Schmalz zum Thema „Russland – und wie weiter?“ sprechen.
Podcast der Talkmaster Lanz & Precht
Einen grundlegenden und spannenden Diskurs über die deutsche Debattenkultur führen in ihrem Podcast die Talkmaster Lanz & Precht: „Warum wir nicht gern mit Andersdenkenden diskutieren.“
Grundlage der Demokratie ist die Debatte. Aber ein guter Meinungsaustausch scheint immer seltener zu gelingen. Warum ist das so? Warum wächst die Ungeduld gegenüber Positionen, die nicht die eigenen sind? Eine funktionierende Gesellschaft beratschlagt sich miteinander, so die Theorie. Und die Praxis? Ein faktenbasierter Diskurs ist kaum noch möglich. Schwarz-Weiss-denken ist angesagt, Grautöne und Hintergründe haben keine Chance mehr. Beleidigtsein ist eine Grundstimmung. Lanz & Precht diskutieren spannende Beispiele, u.a. auch über die „Lüge als Geschäftsmodell“.