Frauenfeindlichkeit und Wehrmachtslieder – Ist das für Oberbürgermeister Markurth Tradition?

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Von Ratsfraktion DIE LINKE.

„Wie mag es wohl gewirkt haben, als die Wehrmacht 1939 im Gleichschritt in Polen einmarschierte und dabei das Lied ‚In einem Polenstädtchen, da wohnte einst ein Mädchen‘ sang?“, zeichnet die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Linken im Stadtrat, Gisela Ohnesorge, ein erschreckendes Bild. „Und genau dieses Lied sollen Oberbürgermeister Ulrich Markurth und Ratsvorsitzender Frank Graffstedt mit fast 1.000 anderen Männern zusammen gesungen haben. Für mich eine erschreckende Vorstellung.“

Laut einer Glosse in der Braunschweiger Zeitung gehört das Lied zum Gesangsrepertoire des Eisbeinessens des Technikervereins. Und dort waren – ebenfalls laut Braunschweiger Zeitung – auch Oberbürgermeister Markurth und Ratsvorsitzender Graffstedt anwesend.

„Die Frage, ob die beiden Wehrmachtslieder mit rassistischen und sexistischen Tenor mitgesungen haben, ist nur die logische Reaktion aus diesen beiden Informationen“, so Ohnesorge weiter. „Und bevor jetzt der große Aufschrei kommt, dass es sich bei dem Lied um Tradition handele. Dass es bei dem Lied um einen Soldaten geht, der ein polnisches Mädchen verführt und somit in den Selbstmord treibt, sollte jedem nach der ersten Textlektüre klar sein.“

Im letzten Jahr hat die Linke einen Antrag gestellt, dass der Oberbürgermeister und die männlichen Ratsmitglieder nicht an einer reinen Männerveranstaltung teilnehmen sollten. Statt diesem Ansatz zu folgen, entschied sich die Mehrheit im Rat jedoch, den Antrag durch eine deutlich abgeschwächte Version der SPD zu ersetzen.

„Man sei der Tradition des Eisbeinessens des Technikervereins verpflichtet, wurde damals unter anderem argumentiert“, erinnert sich Ohnesorge. Um das zu bekräftigen, soll Oberbürgermeister Markurth laut Braunschweiger Zeitung beim Grußwort gesagt haben: „Wir Braunschweiger bekennen uns zu unserer Tradition.“

„Wenn dort ein frauenfeindliches und militaristisches Lied gesungen wird, stellt sich natürlich die Frage, zu welcher Tradition sich unser Oberbürgermeister bekennt“, fasst die Linkenpolitikerin die Situation zusammen. „Deshalb wollen wir uns zur Ratssitzung am 18. Februar die Hintergründe zu den Ereignissen erläutern lassen.“

Die Linksfraktion fragt zu der Ratssitzung, wie die Verwaltung die Vorgänge und das Bekenntnis des Oberbürgermeisters bewertet.

„Weshalb legt der Oberbürgermeister ein Bekenntnis zu einer Veranstaltung ab, von der die Hälfte der Bevölkerung ausgeschlossen ist und auf der frauenfeindliche und militaristische Lieder gesungen werden?“, bringt Ohnesorge die Kernfrage auf den Punkt. „Wir erwarten zur Ratssitzung Antworten.“

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