Flughäfen in Berlin und München blockiert – Im Klimanotfall braucht es Handlungen statt leerer Worte

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von Letzte Generation

Berlin, München, 08.12.2022, 9:45 – Auf zwei der größten deutschen Flughäfen kam der Flugverkehr heute zum Erliegen. Unterstützer:innen der Letzten Generation klebten sich auf dem Rollfeld des Münchner Flughafens fest. Zeitgleich fanden mehrere Protestierende ihren Weg auf das Flughafengelände des Berliner BER. Sie stellen sich damit einem bedeutenden, staatlich hochsubventionierten Mitverursacher der Klimakatastrophe direkt entgegen. Die lokale Polizei wurde jeweils kurz vor dem Betreten des Flughafengeländes informiert.

Unterstützer:innen der Letzten Generation vorm Flughafengelände in München

Sprecherin Aimée van Baalen äußert sich entschieden: “In einer brennenden Welt gibt es keine Neutralität mehr. Wir können nicht länger schweigend mit ansehen, wie einige Reiche auf dem Rücken aller Menschen die Welt in den Abgrund treiben und unsere gemeinsame Lebensgrundlage verwüsten. Wir sind immer bereit für konstruktive Gespräche, so wie auch gestern mit dem bayerischen Innenminister. Aber was wir angesichts der drohenden Klimahölle brauchen, sind Handlungen und nicht nur leere Worte.”

Der Luftverkehr ist das Transportmittel der reichsten 10% der Weltbevölkerung und gleichzeitig der Klimakiller schlechthin. [1] Dabei sind es nicht nur die Milliarden Tonnen CO2, die jedes Jahr durch Flugzeuge verursacht werden: Die klimaschädliche Wirkung von weiteren Luftfahrt-Emissionen und Feinstaub in der Atmosphäre erhöht den verursachten Schaden nochmals um das Dreifache! [1] Gleichzeitig belaufen sich die staatlichen Subventionen der Flugindustrie in Deutschland allein durch den Verzicht auf die Kerosin- und Mehrwertsteuer jedes Jahr auf mehr als zwölf Milliarden Euro. [2] Die Kosten eines dauerhaften 9-Euro Tickets, das allen Menschen Mobilität ermöglicht, würden deutlich darunter liegen. Unverständnis, Empörung und Widerstand sind die einzig berechtigten Antworten auf diese todbringende und sozial ungerechte Politik.

Wilhelmstraße Berlin


Der 59-jährige Michael Winter saß für seinen friedlichen Widerstand bereits wochenlang in bayerischer Präventivhaft und begab sich heute dennoch auf das Münchener Rollfeld. Er fordert seine Mitmenschen auf, Stellung zu beziehen: „Wie entscheidest du dich? Stehst du schweigend daneben, während die Regierung uns in eine todbringende Heißzeit steuert oder kommst du mit uns auf die Straße? Dringender denn je brauchen wir jetzt endlich die ersten einfachen und sozialgerechten Maßnahmen: ein 9-Euro Ticket, das Mobilität für alle Menschen ermöglicht, und Tempo 100 auf Autobahnen.”

Solange die Regierung selbst die einfachsten Sicherheitsmaßnahmen blockiert, wird die Entschlossenheit der Letzten Generation nicht abbrechen. Auch an mehreren Orten im Berliner Stadtgebiet kommt es heute zu friedlichen Straßenblockaden. In Bayern befinden sich außerdem vier Personen der Letzten Generation im Gefängnis, die ohne Prozess in Präventivhaft genommen wurden. Zwei von ihnen bis zum 5.1.2023.

[1]
www.zeit.de/wissen/umwelt/2019-05/flugverzicht-klimapolitik-emissionen-verantwortung-privileg
[2] www.sueddeutsche.de/muenchen/freising/foerderung-des-luftverkehrs-ein-undurchdringliches-system-1.5284449

Wilhelmstraße Berlin

Hintergrundinformationen:

Die UN sieht keinen glaubhaften Kurs mehr, auf dem die 1,5-Grad-Grenze noch eingehalten werden kann. Um die schlimmsten Folgen der Klimakrise noch zu begrenzen, braucht es, so heißt es im kürzlich veröffentlichten Umweltbericht, einen radikalen gesellschaftlichen Wandel.[1] Alle Szenarien des IPCC ergeben, dass wir die 1,5-Grad bereits um das Jahr 2030 herum erreichen werden.[2] [3] Mit dem Überschreiten der 1,5-Grad-Grenze wird das Auslösen von fünf Klimakipppunkten wahrscheinlich, fünf weitere können ab diesem Punkt ebenfalls ausgelöst werden. Die selbstverstärkenden Effekte, die durch den Menschen dann nicht mehr kontrollierbar sind, treiben die Temperatur noch viel weiter nach oben, sodass wir durch das Verfehlen der 1,5 Grad-Grenze automatisch auf 2-3 Grad globale Erwärmung zusteuern. Was wiederum das Kippen weiterer Elemente begünstigt. [4] 
UN-Klimachef Simon Stiell wendet sich mit deutlichen Worten an die Vereinten Nationen:”Die Entscheidungen der Regierungen müssen jetzt die Dringlichkeit und das kleine Zeitfenster widerspiegeln, das uns noch bleibt, um die verheerenden Folgen eines ungebremsten Klimawandels zu vermeiden.“ [5]

[1] Climate crisis: UN finds ‘no credible pathway to 1.5C in place’ | Climate crisis | The Guardian
[2] Analysis: What the new IPCC report says about when world may pass 1.5C and 2C – Carbon Brief
[3] 148cb0_544aaa3eb24e450ca39c1f9ea5b0f6e7.pdf (climaterealitycheck.net)
[4] World on brink of five ‘disastrous’ climate tipping points, study finds | Climate crisis | The Guardian
[5] UN-Bericht: Welt ist „nicht ansatzweise in der Nähe“ des 1,5-Grad-Ziels – Umwelt, Landwirtschaft & Klima – derStandard.at › Wirtschaft

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