Der VAMV auf dem Flohmarkt

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Foto: Jan Raabe

Von Jan Rabe

Manchmal gibt es Tage, die sind sehr anstrengend, aber alle haben Spaß dabei. Und der Flohmarkt am Oktober-Anfang auf dem Gelände von Harz+Heide war so ein schöner Tag.

Der VAMV ist der Verein alleinerziehender Mütter und Väter. Er ist eine bundesweit existierende Selbsthilfe-Gruppe von Eltern, die versucht, die kleinen Familien aufzufangen, die manchmal in die Lücken fallen, die eine Politik läßt, die auf die Arbeitsteilung einer ‚Normalfamilie‘ aus Vater-Mutter-Kind gerichtete ist.

Der VAMV arbeitet also nicht nur politisch als Interessenvertretung, sondern auch praktisch als Sherpa im Behördendschungel oder psychologisch beratend in der Gewaltprävention in Familien. Und am vergangene Wochenende machte der VAMV zur Abwechslung mal Flohmarkt. Mitglieder und FreundInnen hatten Sachen gespendet, die ‚verkauft‘ werden konnten – beziehungsweise gegen Spenden an den gemeinnützigen Verein abgegeben wurden.

Der VAMV ist eine ziemlich internationale Formation: Ehen entstehen international und so haben wir VertreterInnen aus Teilen Europas, Nord- und Südamerika, Afrika und dem nahen Osten. Es kommt vor, daß Kinder besser deutsch sprechen als ihre Eltern, was den Umgang mit Ämtern verkomplizieren kann.

Zwar ist ein Flohmarkt vom Prinzip her eine kapitalistische Veranstaltung, aber auch eine eingegrenzte Situation mit einem einfachen Problem: hier ist ein Stück Ware und jemand hat etwas Geld, es gibt Käufer und Verkäufer. Grundsätzlich es ist immer besser zu kommunizieren, zu verhandeln. Wir haben also ein soziales ‚Schwimmbecken‘, in dem man zum Beispiel Sprachgebrauch trainieren kann, aber auch Selbstvertrauen üben, was für Personen mit Gewalterfahrungen sehr wichtig sein kann. Nicht zuletzt bekommen Kinder häufig ein paar Münzen und können hier unter Aufsicht mit Fremden sprechen, oder sie werden vor das Problem gestellt, ob sie lieber ein Eis oder ein Spielzeug möchten.

Ein kleines Bisschen ist es wie eine Umsetzung des Sprichworts „Man braucht ein Dorf, um ein Kind zu erziehen“.

Wir hatten viel Glück mit dem Wetter, es war kalt, aber sonnig. Und so wechselten Jeans und Kinderschuhe, Keramikteller und Kinderbücher die Besitzer. Und abgesehen von einem geplatzten Ballon, der ein paar Tränen produzierte, hatten die meisten etwas Stress, aber auch Musik und viel Gelächter.

Der herzliche Dank gilt allen Teilnehmenden, unseren SpenderInnen und KundInnen und nicht zuletzt und besonders der freundlichen Betreuung durch die Flohmarktveranstalterin.
Die Einnahmen des Tages fliessen ausschliesslich in die Arbeit des Vereins.

Und wir kommen gerne wieder.

1 Kommentar

  1. Zitat: „Zwar ist ein Flohmarkt vom Prinzip her eine kapitalistische Veranstaltung“

    Nein, der Flohmarkt ist im Sinne des ungehemmten Konsums und damit auch des Kapitalismus sogar was unerwünschtes, weil gebrauchte Waren wieder verkauft werden und sich das Ganze sogar der Kontrolle des Fiskus entzieht.
    Flohmärkte sind kapitalistischen Interessengruppen ein Dorn im Auge.
    Vor ein paar Jahren hat man schon versucht die Sonntagsflohmärkte angeblich wegen der Kirche und dem Sonntagsarbeitsverbot zu verbieten, das ging aber schief.
    Jetzt wo Corona begann hat man alle Flohmärkte zunächst verboten und öffnet sie nun nur noch unter Beschränkungen mit Maskenpflicht und Eintrittsgeldern, diese Regelungen seien angeblich von der Landesregierung vorgegeben. Gleichzeitig ist in der Innenstadt schon alles fast wieder normal, keine Maskenpflicht in der Fuzi seit Monaten, kaum Beschränkungen beim Wochenmarkt.
    Viele Flohmarktbesucher und Standbetreiber machen die Beschränkungen und Vorgaben jedoch nicht mit und bleiben einfach fern, es wird vermutet, dass die Flohmarktbetreiber sich nach den Ausfällen mit Eintrittsgeldern noch extra die Taschen füllen möchten.

    Flohmärkte sind für nicht wenige, die sich teure Kleidung oder Fahrräder nicht leisten können eine Alternative, für Sammler, Bastler, Konsumverweigerer usw. eine Bezugsquelle. Die Wohnungsentrümpeler verkaufen auch gerne auf Flohmärkten, so bekommen z.B. haltbare alte Küchengeräte nochmal eine Nachnutzung. Wir alle wissen, das neue Geräte oft schon nach zwei Jahren kaputt gehen, die Altgeräte haben teilweise schon mehr als 30 Jahre gehalten und laufen immer noch. Das weiß ich aus eigener Erfahrung, das Phänomen nennt man auch „geplante Obsolenzens“, gibts bei fast allen Konsumartikeln, irgenwo ist bewusst ne Schwachstelle eingebaut oder eine Software schaltet das Gerät auf „defekt“. Einfach mal Suchmaschine befragen, dann findet man schon Videos u.a. auch Dokus aus dem TV.

    Außerdem bessern sich nicht wenige ihren Lebensunterhalt mit dem Verkauf ihrer Flohmarktwaren auf. Das ist noch ebenso weitgehend „unkontrollierbar“ für die Behörden und damit unerwüscht. Mit der angestrebten Abschaffung des Bargeldes dürfte diese Lücke auch geschlossen werden, weil dann Eure Kontodaten und sämtliche Einkünfte offen liegen, auch die 3,50 für nen gebrauchten Mixer. Flohmarkt ist kein Kapitalismus, er ist ne Kapitalismusbremse.

    Und noch was zum Kapitalismus, in der DDR gab es den ja angeblich nicht, dort waren viele Waren Mangelware und man wartete z.B. aufs bestellte Auto Jahrzehnte, so waren ausgelutschte Gebrauchtwagen wesentlich teurer als Neue und man musste reparieren…. nannte man das da drüben nicht Sozialismus?

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